„Keine bayerische Milchwirtschaft mehr!“
Landwirtschaft
Dairy unlimited
Am Sonntag Abend fand auf der Anuga die Dairy unlimited statt, das Branchentreffen der Milchindustrie. Rainer Sievers vom Vorstand der Milch-Union Hocheifel rügte zunächst die zurückliegenden Protestaktionen einiger Milchbauern: „Die Art und Weise der öffentlichen Auseinandersetzung ist grenzwertig“, so sievers. Auch wenn 20 bis 25 Cent je Kilogramm Milch für einen Auszahlungspreis entschieden zu wenig sei. Er stellte dann auch fest, dass der Graben zwischen den beiden Verbänden nach dem Milchgipfel bei der Kanzlerin eher größer geworden sei.
Ohne Namen zu nennen, sagte Sievers, dass die Vorstände der verfeindeten Verbände und die Landwirtschaftsministerin alle aus Bayern kommen. Das sei eigenartig und forderte ein Ende der bayrischen Milchpolitik, weil „von dort nicht das Wohl der ganzen Milchindustrie kommen soll“.
Ohne etwas über die aktuellen Preisverhandlungen zu verraten, zeigte sich Sievers zuversichtlich, dass ab dem 01. November die Preise „für die weiße Linie“ anziehen werden.
Am Samstag hat Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus auf „eine erfolgreiche Strukturentwicklung in der Land- und Ernährungswirtschaft im Sektor Milch sowohl in der Erzeugung als auch in der Be- und Verarbeitung“ in seinem Bundesland hingewiesen. Auf einer Prämierungsveranstaltung in der Milchwirtschaft wies Dr. Backhaus auf 511 Millionen Euro Investitionen im Milchbereich hin. Das habe die Leistungskraft der Milchwirtschaft erheblich gestärkt. „durch sie werden pro Einwohner des Landes ca. 130 Kilogramm Käse jährlich produziert. Wenn man bedenkt, dass der Pro-Kopf-Verbracuh von käse deutschlandweit bei etwa 22 kg pro Jahr liege, wird die enorme Menge erst richtig deutlich“, so Backhaus |
Neue Gefahren drohen
Andreas Lunby, Vorstand bei der dänischen Arla Foods zeigte sich ebenfalls optimistisch, dass die Krise bald zu Ende sei. Die Hauptschuld trage die gesunkene Nachfrage, die sich nach der Finanzkrise wieder erholen werde. Im Ausland könne die EU auf China und den Mittleren Osten hoffen, der mit vielen Menschen und vielen Kindern die europäische Milchindustrie stützen werde.
Größere Gefahren für den Milchmarkt sieht Lundby woanders. Zum einen hat Dänemark bei der EU der Vorschlag eingereicht, gesättigte Fettsäuren mit einer Steuer von 3,40 Euro je Kilogramm zu belasten. Das solle den Anreiz stiften, weniger dieser „ungesunden Fettsäuren“ zu verzehren. Für Lundby wäre das die erste Steuer auf „natürliche Produkte“ und forderte die Milchindustrie auf, sich gegen diesen Vorschlag zu positionieren. Würde der Vorschlag aus Dänemark angenommen, könnte jedes weitere Mitgliedsland diese Steuer einführen. Ein Rückgang der Nachfrage um 10 bis 15 Prozent wäre die Folge. Die Auswirkungen auf die Milchindustrie seien unvorstellbar.
Das zweite Problem liege auf den Höfen. Dort gäbe es noch „dramatische Defizite“ für eine effiziente Milcherzeugung, die noch beseitigt werden müssten.
roRo