Keine Chance für Lokalanästhesie bei Ferkelkastration
Landwirtschaft
Branche warnt vor zweigeteiltem Markt
Ab 2019 ist die betäubungslose Ferkelkastration verboten. Am Montag billigte der Agrarausschuss des Bundesrates den Bericht der Bundesregierung, drei Möglichkeiten für die Mast bei männlichen Tieren zuzulassen: Die Ebermast ohne Kastration, die Impfung gegen Ebergeruch und die Kastration unter Vollnarkose.
Im Januar hat der QS-Fachbeirat Rind und Schwein seine angeschlossenen Marktteilnehmer im In- und Ausland darauf vorbereitet. Und betont, dass es nicht nur um die Tiere, sondern auch um das gehandelte Fleisch der Tiere geht. Damit hat der Beschluss ab 2019 Gültigkeit für die gesamte Erzeugerkette. QS legt sich nicht auf ein einzelnes Verfahren fest, bleibt also technologieoffen. Für Bayern sieht das nicht gut aus, denn der Freistaat hatte nach Analyse des Tierschutzgesetzes auch noch die Lokalanästhesie als vierte Möglichkeit ins Spiel gebracht. Das Bundeslandwirtschaftsministerium bleibt skeptisch [1].
Den Deutschen Tierschutzbund freut das und lehnt diese vierte Möglichkeit ab, weil „die Injektion des Lokalanästhetikums einen zusätzlichen Stress- und Schmerzfaktor vor der Kastration darstellt und die Betäubung ungenügend ist“. Allerdings möchte Präsident Thomas Schröder den Beschluss schon vor 2019 umgesetzt haben. Vor allem, weil die Alternativen bereits praxistauglich seien.
Ein Ende der Diskussion wird das aber nicht sein, wie Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Nienhoff von QS in einem Interview mit dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe ausführte. Importferkel müssen demnach nach dem Deutschen Tierschutzgesetz kastriert worden sein. Aber: Es gibt keine definierte Liste der einzelnen Verfahren. So gesehen dürften Ferkel auch mit Kohlendioxid betäubt werden, was die Fachwelt in Deutschland mangels Betäubungstiefe aber nicht umsetzt. Gleichwohl ist dieses Verfahren die Option, für die sich die Niederländer, Exporteur vieler Ferkel und Mastschweine nach Deutschland, entschieden haben. QS hat da noch viel Abstimmungsbedarf vor sich.
Das Beispiel unterlegt, dass sich ab 2019 der Markt aufteilen wird. Die deutschen Vorgaben erhöhen die Produktionskosten für Ferkelerzeuger und Mäster. Nienhoff prognostiziert im Interview eine „deutliche“ Strukturveränderung.
Lesestoff:
[1] Lokalanästhesie bei der Ferkelkastration?: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/lokalanaesthesie-bei-der-ferkelkastration.html
Roland Krieg