„Keine Rede ohne Biber“
Landwirtschaft
Bauernpolitik auf der BraLa
Die 25. Brandenburger Landwirtschaftsausstellung BraLa in Paaren / Glien ist trotz mäßigen Wetters erfolgreich zu Ende gegangen. Rund 40.000 Besucher aus Brandenburg und Berlin besuchten 43 Aussteller, informierten sich über Tierhaltung, sahen preisgekrönte Rinder und lauschten auf der Landesbauernversammlung der Politik. „Keine Rede ohne Biber“, sagte Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger und ging mit gutem Beispiel voran. Die Population der geschützten Tiere überfordere die Tragfähigkeit des Oderbruchs. Durch ihr eigenes Wassermanagement untergraben die Tiere bestehende Deiche und stauen Vorfluter auf. 3.000 Biber im ganzen Land und Wölfe fordern Ackerbauern und Schäfer immer wieder heraus. Landesbauernpräsident Udo Folgart forderte eine Bestandsobergrenze.
Druck nimmt zu
Die „Volksinitiative gegen Massentierhaltung“ ist zwar im Landtag trotz großen Lobs gescheitert [1]. Mehr als die Prüfung für einen ehrenamtlichen Tierschutzbeauftragten sprang im Brandenburger Landtag nicht heraus. Das Aktionsbündnis Agrarwende hat deshalb aus der Initiative jetzt ein Volksbegehren gemacht. Der Antrag läuft.
Und auch schon mit ein bisschen erfolg. Ohne Demonstrationen auf der BraLa setzten sie Impulse bei den Rednern. Vogelsänger befand, dass die Ökobranche in Brandenburg stark vertreten ist und will die Bauern aus der Defensive führen.
„Wir sind die wahren Grünen“, befand Bauernpräsident Udo Folgart. Das Land hat ein Problem. Mit nur 0,5 Großvieheinheiten pro Hektar ist das Land mit Nutztieren unterversorgt. Punktuell hingegen ist die Tierdichte außerordentlich hoch. Folgart appelliert an die Verbraucher, die Landwirte direkt zu fragen. Sonst werde die Tierhaltung in der Mark ein Auslaufmodell. Ohne Tierhaltung werde sich keine Molkerei und kein Schlachthof mehr ansiedeln. Doch das Land brauche Verarbeitungsbetriebe für den regionalen Absatz nach Berlin.
Das weiß auch Ministerpräsident Dietmar Woidke: „Unser Kernmarkt ist Berlin!“. Die Chance mehr Produkte nach Berlin zu verkaufen ist nicht neu. Der Protestdruck der Agrarwende hat die Themen Regionalität und Akzeptanz an den politischen Schaltstellen wieder nach oben gebracht. Jetzt sind Woidke, Vogelsänger und Folgart gefragt, die Weichen zu stellen. Ob die Verringerung der Losgröße beim BVVG-Flächenverkauf auf 0,5 Hektar wirklich mehr Neulandwirten eine Chance gibt, bleibt abzuwarten.
EU-Politik
Die Landesbauernversammlung fand am 15. Mai statt. Der Tag, an dem die Landwirte ihre Anträge für die Beihilfen abgeben mussten. Dennoch hält der Ärger über die neue Agrarpolitik an. Bejagungsschneisen fallen weg, die Grünlanddefinition wurde im letzten Moment doch wieder geändert und zwang die Bauern zum Aufbrechen des Pachtlandes. „Vieles was da abläuft ist schlechtweg eine Frechheit“, so Folgart.
Lesestoff:
[1] Außerparlamentarische Diskussion zum Tierwohl
Roland Krieg; Fotos: roRo