Kenia beendet den GVO-Bann
Landwirtschaft
Zehn Jahre GVO-Bann in Kenia beendet
Am 3. Oktober hat die kenianische Regierung nach einer Kabinettssitzung das zehnjährige Moratorium für Importe und Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen aufgehoben. Eingeführt wurde das Verbot nach der Studie des französischen Wissenschaftlers Gilles-Eric Séralini mit GVO-Mais bei Ratten. Wegen offensichtlicher Mängel wurde die Studie ein Jahr später von Wissenschaftlern verworfen.
Zehn Jahre hat es gedauert, bis die politischen Konsequenzen in Nairobi beendet wurden. Hintergrund ist, so Calvin Otieno, die Stärkung der Forschung und Reduzierung des Hungers. Otieno ist kenianischer Wissenschaftler und hat für Entwicklungsmagazin SciDev die Ansichten aus Kenia gesammelt.
Der Globale Hungerindex 2022 weist für Kenia jährlich 14,5 Millionen Menschen den Status „Ernährungsunsicherheit“ zu. Die Regierung hat in diesem Jahr im Norden und Osten des Landes Lebensmittelhilfe gegen akuten Hunger durch die anhaltende Trockenheit ausgegeben. Sylvester Oikeh von der Organisation „Water Efficient Maize for Africa" (WEMA) aus Nairobi sieht im Ende des Banns die Möglichkeiten, mehr Lebensmittel zu produzieren und den Hunger zu mindern. Wissenschaftliche Studien und der Gute Willen der Regierung könnten in ganz Ostafrika die Erzeugung steigern. GVO-Mais brauche weniger Pflanzenschutzmittel und sei günstiger als konventioneller Mais zu produzieren. Als Vorbilder nennt Oikeh die Länder Argentinien, Brasilien, Südafrika und die USA.
Die Regierung hat nach eigenen Angaben die Richtlinien der National Biosafety Authority (NBA) für den Entschluss herangezogen. Sie sucht einen Ausweg aus der leidenden Niederschlagsabhängigen Landwirtschaft vor dem Hintergrund des Klimawandels. Mit der Entscheidung ist auch die Entscheidung für Bt-Baumwolle gefallen. Bacillus thuringiensis produziert ein Gift, das auch gegen die Baumwolleule (Helicoverpa armigera) wirkt. Der Falter kann große Schäden bei verschiedenen Nutzpflanzen verursachen.
In Kenia folgt die Diskussion dem europäischen Muster. Ann Maina ist die Koordinatorin des nationalen Verbandes für Biodiversität und Biosicherheit. Sie hält die Entscheidung für einen Fehler, weil es nicht genug wissenschaftliche Belege für eine Steigerung der Ernährungssicherheit durch GVO-Pflanzen gebe. Außerdem sei die Biosicherheitsbehörde finanziell und personal ungenügend ausgestattet. Stattdessen sollte die Kenya Agricultural and Livestock Organisation mit mehr Mitteln für die Forschung ausgestattet werden, lokale Technologien für die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion zu fördern.
Roland Krieg
© Herd-und-Hof.de Nutzungswünsche: https://herd-und-hof.de/impressum.html