Klärschlamm: Verbrennung und P-Rückgewinnung
Landwirtschaft
Klärschlammverordnung nach zehn Jahren endlich fertig
Fast zehn Jahre hat es gedauert, bis am Donnerstag endlich die neue Klärschlammverordnung den Bundestag passierte. Klärschlamm wurde früher gerne als organischer Dünger auf die Felder gebracht, bekam aber schon vor einigen Jahrzehnten einen schlechten Ruf, weil neben nützlichen Nährstoffen auch schädliche Schwermetalle, Keime und Medikamentenrückstände enthalten waren. Schon auf der Agrarministerkonferenz 2001 haben einige Bundesländer den Ausstieg aus der Klärschlammnutzung für die Landwirtschaft gefordert, berichtete der SPD-Politiker Michael Thews am späten Donnerstagabend im Bundestag. Seit dem hat sich die Verbrennung des Klärschlamms als die beste Verwertung herausgestellt.
Da der Abfallstoff aber auch Phosphor enthält, der als endliche Ressource wichtig für das Pflanzenwachstum ist, muss dieser künftig bei Anlagen für Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern aus der Asche nach der alleinigen Verbrennung wieder gewonnen werden. Dazu hat es in der jüngeren Vergangenheit ständig neue Pilotverfahren gegeben. Für die Stadtwerke heißt das, dass nach einer langen Übergangszeit von 12 Jahren auch das letzte Drittel, das noch in der Landwirtschaft verwertet wird, ebenfalls verbrannt und der Phosphor entzogen werden muss. Bis dahin müssen neue Verbrennungskapazitäten und Rückgewinnungsverfahren etabliert werden.
Doch das kostet Geld. Die Linke hat sich der Neuordnung der Klärschlammverwertung verweigert. Zwar könne Phosphor als Dünger für 60 Euro pro Tonne verkauft werden, die Gewinnung schlage allerdings mit bis zu 400 Euro zu Buche, rechnete Thomas Lutze vor. Am Ende muss der Steuerzahler das Geld über die Abwassergebühren aufbringen.
Für Karsten Möring von der CDU kein Problem. Umweltschutz koste Geld und werde am Ende immer vom Steuerzahler getragen werden müssen. Dafür gewinnen aber die Umwelt und auch die Landwirtschaft. Und dann doch wieder der Bürger, so Möring.
Das Thema hat 2014 einen neuen Ansatz bekommen. Das Alfred-Wegner-Institut hatte pro Tonne Klärschlamm rund 930.000 Mikroplastikpartikel festgestellt. Daher ist die Verbrennung und die Phosphorrückgewinnung für Peter Meiwald von Bündnis 90/Die Grünen inklusive der langen Übergangszeiten eine gute Lösung. Allerdings würden künftig auch die kleinen Klärwerke einbezogen werden müssen, weil der Anfall von Plastikpartikeln unabhängig von der Anlagengröße stattfindet.
Doch wenn die Politik sich bei diesem Thema selbst feiert („Das ist praktizierte Kreislaufwirtschaft“, so Thews), ist das für die künftige Bio-Ökonomie natürlich falsch. Der Klärschlamm ist das Spiegelbild der fossilen Welt und sammelt am Ende alles auf, was die Zivilisation in den Alltag gebracht hat. Die Regelungen und Kosten fallen an, weil der Alltag vor problematischen Dingen wimmelt. Günstiger ist es, gar nichts erst entfernen zu müssen.
Pro Jahr fallen übrigens rund zwei Millionen Tonnen Trockenklärschlamm an, in dem rund 60.000 Tonnen Phosphor enthalten sind. Jetzt muss noch der Bundesrat der Neuverordnung zustimmen.
Lesestoff:
Phosphor-Rückgewinnung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/phosphorrueckgewinnung.html
Phosphor im ProgRess: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/progress-in-der-landwirtschaft.html
Roland Krieg