"Klangwelten" in der Nacherntezeit

Landwirtschaft

Getreide: Nach der Ernte in den Silo

Nach wie vor ist die Getreideernte bundesweit noch nicht abgeschlossen. Insgesamt ist die Erntemenge zwar geringer als ursprünglich erwartet, aber die Versorgung des deutschen Marktes sieht der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) als gesichert. DRV-Präsident Manfred Nüssel blickt auf eine schwierige Ernte zurück. Wegen der Hitzekampagne mussten die Bauern fast gleichzeitig Getreide und Ölsaaten ernten. Nur mit „einwandfreier Logistik, ausreichenden Erfassungskapazitäten und guter Lagertechnik“ konnte die Ware trocken und nach Qualitäten separiert eingelagert werden. Nüssel spricht von einer „spannenden Getreidevermarktung 2006/2007“ für diejenigen, die von den hohen Preisspitzen profitieren wollen. Zu lange lagern kann das Spekulieren aber verderben, warnt Nüssel, denn es werden noch die Importe aus den anderen EU-Ländern auf den Markt drängen, Interventionsbestände freigegeben werden und Brüssel werde zurückhaltender Getreide exportieren.

Im Lager auf Fraßgeräusche achten
Wenn also das Getreide nicht mehr auf dem Halm steht und noch nicht in der Mühle vermahlen wurde, dann liegt es im Lager. Getreide eignet sich hervorragend für eine lange Lagerung, was allerdings auch andere Lebewesen auszunutzen wissen.
Getreideschädling Kornkäfer BBAZum Beispiel der Kornkäfer: Er befällt alle Getreidearten sowie Mehl, Kleie, Schrot, Mandeln, Erdnüsse und Erbsen.
Das Weibchen des Kornkäfers legt in ein Fraßloch mit seiner Legeröhre ein Ei und versiegelt den Kanal wieder mit einem Sekretpfropfen. In drei Generationen können pro Jahr bis zu 250.000 Nachkommen entstehen. So zerstört ein befruchtetes Kornkäferweibchen sechs Kilo Getreidekörner.
Während herumlaufende Käfer gut zu erkennen sind, können die tief im Silo raspelnden Käfer mit empfindlichen Mikrofonen entdecket werden. Das Geräusch weckt Vorstellungen von Riesen, die beständig an Zwieback knabbern. Eine Larve kann so auf 10 Kilo Getreide entdeckt werden.

Klangwelten in Potsdam
Jeder kann sich das raspelnde Geräusch demnächst anhören. Die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) präsentiert ab dem 08. September bei der Sonderausstellung „Klangwelten“ im Exploratorium Potsdam (Wetzlarer Str. 46) den Käfer und seine Nachkommen in einer mit Getreide gefüllten Plastikröhre. Über Kopfhörer können Besucher den Käfernachwuchs bei Verzehr seiner mehligen Mahlzeit belauschen.

Lagererzwespe hilft den Bauern
Bis zu vier Meter tief können Lagererzwespen in Schüttgetreide eindringen und zwischen 600 Millionen unbefallenen Körnern 200 vom Kornkäfer befallene aufspüren. Die Lagererzwespe wird im biologischen Vorratsschutz eingesetzt, weil sie die Kornkäferlarve parasitiert und damit die Generationenfolge unterbricht. Sie bohrt sich durch das befallene Getreidekorn und legt ihr Ei neben der Larve ab.

roRo; Bild: BBA: Getreideschädling Kornkäfer

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