Klimaforschung in Westafrika
Landwirtschaft
WASCAL umfasst bald alle westafrikanischen Staaten
Hohe Temperaturen infolge des Klimawandels während der Getreideblüte wirken sich stark negativ auf die Erträge aus. Forscher um Ehsan Eyshi Rezaei vom Bonner Institut für Pflanzenbau hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen des West African Science Service Center on Climate Change and Adapted Land Use (WASCAL) Grundlagenforschung für Ernteprognosen erarbeitet, die anhand von Temperatureinwirkungen nicht nur die Minderung des Gesamtertrages, sondern auch die Reduzierung des Ertragszuwachses und qualitative Verluste in der Kornfüllungsphase bei Weizen, Mais und Reis untersucht. Rezaei fand heraus, dass die Temperatur der Blätter beim Blattzusammenschluss über dem Boden der erste Hinweis auf Hitze- und Trockenstress bei den Pflanzen ist.
In Westafrika sind 80 Prozent der Bauern abhängig vom Auftreten des Westafrikanischen Monsuns. Cornelia Klein vom Meteorologischen Institut des Karlsruher Instituts für Technologie hat sich das nasse Wetterjahr 1999 angeschaut. Mit mehr als 27 regionalen Parametern der lokalen Wetterstationen hat sie einen starken Zusammenhang der Monsunereignisse mit der Peplosphäre feststellen können. Die Peplosphäre bezeichnet die unterste maximal zwei Kilometer mächtige Luftschicht der Atmosphäre, in der durch geologische Strukturen und Bodenreibung der Winde Turbulenzen entstehen. Das Verhalten des tropischen östlichen Jetstreams verursacht die verschiedenen Intensitäten des Westafrikanischen Monsuns in den Jahren 1979 bis 2010.
Forschung in Afrika
WASCAL besteht seit 2012 aus den drei Hauptkomponenten Kompetenzzentrum, Forschungsprogramm und Graduiertenprogramm, wurde als internationale und interdisziplinäre Forschungsinitiative gegründet und wird vom Bundesforschungsministerium finanziert. Zehn afrikanische Länder nehmen mit zahllosen Instituten an der Forschung teil. Die Ministerkonferenz ist das höchste Entscheidungsgremium und kam am Donnerstag in Berlin zusammen.
Ziel von WASCAL ist der Aufbau einer Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel und Aufrechterhaltung der Landnutzung für die Ernährungssicherheit. Bis 2014 wurde WASCAL vom Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn koordiniert.
Nach der Sitzung betonte Forschungsministerin Dr. Johanna Wanka den Ansatz, dass WASCAL keine Forschung für und mit, sondern in Afrika sei. Forschung auf Augenhöhe, was dem gefürchteten Brain Drain entgegenwirken kann. Die Forschung dient vor allem den Ländern selbst und will als Elite-Forschung den politischen Entscheidern bei der Arbeit gegen den Klimawandel behilflich sein. Wichtig ist dabei das Graduiertenprogramm, das mittlerweile mehr als 200 Studenten durchlaufen haben, erklärte Ghanas Umweltminister Mahama Ayariga.
Förderung nach 2017
Das Forschungsministerium fördert derzeit WASCAL mit 50 Millionen Euro für fünf Jahre, die 2017 ablaufen. Ein vergleichbares Projekt im südlichen Afrika (SASSCAL) mit fünf Partnerländern erhält die gleiche Summe. Das Treffen in Berlin stellte die Weichen für die künftige Förderung. Die Minister hatten frühzeitig signalisiert, WASCAL eigenständig zu finanzieren und weiter zu betreiben. Nicht nur das wurde in Berlin beschlossen. In WASCAL sind die Länder Benin, Burkina Faso, Gambia, Ghana, die Elfenbeinküste, Mali, Niger, Nigeria, Senegal und Togo involviert. Zur westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) gehören aber auch die Länder Guinea, Guinea-Bissau, Kap Verde, Sierra Leone und Liberia. Diesen fünf Länder wurde von Berlin eine Einladung zur Mitarbeit ausgesprochen, weil der Klimawandel sich nicht an Grenzen hält und auch dort wissenschaftliche Kapazitäten vorhanden sind.
ECOWAS-Präsident Kadré Désiré Ouedraogo und Cheikhe Hadjibou Soumaré, Präsident der westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEOMA) trafen vergangenen Montag in Brüssel mit EU-Entwicklungskommissar Neven Mimica zusammen und unterzeichneten die Vereinbarung für eine neue regionale Finanzierungsvereinbarung im Rahmen des 11. Europäischen Entwicklungsfonds (EEF). Mit 1,1 Milliarden Euro bis 2020 hat sich die Summe gegenüber dem vorherigen Zeitraum von 2008 bis 2013 nahezu verdoppelt. Ein Teil dieser Gelder ist für die nachhaltige Entwicklung natürlicher Ressourcen zur Stärkung der Resilienz und Stärkung der Ernährungssicherheit vorgesehen. Z. B. für WASCAL.
Wegen mangelnden Geldes wird WASCAL nach 2017 nicht eingestellt werden. Das Projekt ist Teil der „Afrika-Strategie“ des Bundesforschungsministeriums wie die „Grünen Zentren“ des Bundesentwicklungsministeriums. Der systematische Aufbau eines eigenen Klimaforschungszentrums soll nach Wanka den Ländern international mehr Gewicht verleihen und ihnen beispielsweise auf dem Pariser Klimagipfel mehr Gehör verschaffen.
Neue Forschungsfelder
Daten sind das Lebenselixier für die Forschung. Gerade Wetterdaten sollen wegen der komplexen Zusammenhänge so umfangreich wie möglich vorliegen. So will WASCAL Regendaten auch in Kooperation mit Mobilfunkbetreibern sammeln und auswerten. Seit April dieses Jahres wirkt WASCAL bei dem Projekt „Invest in Water“ mit. Dabei geht es um Entscheidungshilfen für die Wasser- und Landnutzung im Bereich der Volta-Niger-Region. Die „Cash Crop“ Baumwolle ist für Westafrika eine Brotfrucht. Forscher untersuchen derzeit die Beschaffenheit der Savanne, um möglichst viele Bestäuber wie Insekten oder Fledermäuse für Baumwolle oder Sesam zu erhalten.
Lesestoff:
Besuchen Sie die neue Webseite von WASCAL www.wascal.org
Roland Krieg; Fotos: roRo