Klimawandel und Landwirtschaft

Landwirtschaft

Strategien für die Anpassung

Auf dem Kongress „Klima der Gerechtigkeit“ (www.mcplanet.com) in Berlin hat Ursula Gröhn-Wittern vom Forum Umwelt und Entwicklung und des BUKO Agrar Koordination Strategien für die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel dargelegt.

Ausgangssituation
Der Klimawandel wirkt direkt auf die Landwirtschaft, weil er die Niederschlagsmenge reduziert, die Temperatur erhöht, den Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre steigert, die Böden austrocknet, die organische Substanz abbaut und damit die Bodenfruchtbarkeit verringert. Zudem erhöht sich der Krankheitsdruck auf die Feldfrüchte. Die 40 ärmsten Ländern sollen ihr Getreideertragspotenzial um bis zu 20 Prozent verlieren. Es gibt aber umgekehrt auch Gewinner, deren landwirtschaftliche Flächen begünstigt werden. So soll China seine Getreideerträge um ein Viertel erhöhen können.
Der Schlüssel für die notwendige Adaption von Nutzpflanzen liegt in den agrargenetischen Ressourcen. Nicht nur die einzelne Frucht muss dabei ihre neuen Fähigkeiten unter Beweis stellen, sondern das ganze Ökosystem. Ursula Gröhn-Wittern betrachtet dabei die Kultur- und Wildarten, die Bodenorganismen und Insekten als Bestäuber. „Eine Gesamtleistung, die sich nicht auf den ersten Blick erschließt“, sagte Gröhn-Wittern.

Artenvielfalt
Seit 1900 sind 75 Prozent der Arten verschwunden. In der Vergangenheit war das Thema Artenvielfalt bei Naturschutz und den Biologen angesiedelt und erst in den letzten Jahren rückt es über die Landwirtschaft in einen anderen Kontext.
Auch bei Verbrauchern ist das Thema noch nicht ganz angekommen. Zwar werden Kartoffeln oder Äpfel nach Sorten gekauft – aber bei Bohnen und Möhren kennen die meisten Konsumenten keine Unterschiede mehr. Zumal spiegelt die Vielfalt in den Supermärkten eine Abwechslung vor, die kaum gegeben ist. Mais, Reis und Weizen sind die Hauptgetreidearten des menschlichen Konsums. Die Produkte sind immer nur verschieden zusammen gesetzt.

Vielfalt durch Feldarbeit erhalten
Samenbanken hält Ursula Gröhn-Wittern nicht für die beste Art, Vielfalt zu erhalten. Anpassung ist ein zeitabhängiger dynamischer Prozess, der am besten auf dem Feld ausprobiert wird. „Wir brauchen Experimentierer“, forderte die Agrarexpertin. Es gäbe viele Bauern, die gerne ausprobieren und Früchte miteinander kreuzen. Das ist klassische bäuerliche Alltagsarbeit, die in den vergangenen Jahrzehnten von den Saatgutfirmen übernommen wurde. Zwar bietet die Zulassung von Saatgut Ertragssicherheit und Qualität, aber problematisch wird das Verfahren, wenn den Bauern die Gelegenheit genommen wird, Saatgut für ihre regionalen Bedürfnisse zu verwenden.
Das gilt auch für Haustierrassen. Bei Legehennen gibt es weltweit nur noch zwei Linien, deren Genetik ein Betriebsgeheimnis ist. Das sein „dünner genetischer Ast“ auf dem die Eierproduktion ruht.
Eine Absage erteilt sie der Gentechnik. Die klassische Züchtung ist ausreichend in der Lage, neue Bedürfnisse zu befriedigen, wie beispielsweise die Einkreuzung von mehltautoleranter Wildgerste in bestehende Wirtschaftslinien zeigt. Die Gentechnik beschränke sich auf Toleranzen gegen Pestizide. Komplexe Merkmale, wie Trockentoleranz, ergeben sich aus einem Zusammenspiel verschiedener Gene. Hier hat die Biotechnologie noch keine Ergebnisse erzielt.

Lesestoff:
Seltene Haustierrassen können beispielsweise im Haustierrassepark Lelkendorf besichtigt werden.
Informationsseiten über Artenvielfalt bieten die folgenden Webseiten:
www.biodiv.org
www.biodiv-netz.de

www.g-e-h.de

www.fao.org

www.nutzpflanzenvielfalt.de

www.genres.de

www.bukoagrar.de

Roland Krieg

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