KLJBlerin bei der UN
Landwirtschaft
Jungdelegierte bei der UN. Interview mit Katja Walter
Noch bis zum 16. Mai läuft die 16. Sitzung der UN-Kommission für Nachhaltige Entwicklung in New York. Mit dabei ist Katja Walter als Jungdelegierte bei der Commission on Sustainable Developement (CSD) und Vertreterin der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB).
Insgesamt bringen sich 50 Jugendliche bei der CSD ein und lassen die Stimme der jungen Generation in den politischen Papieren zu Wort kommen. „Nachhaltigkeit ist nur dann möglich, wenn die kommenden Generationen so gut wie möglich in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden“, sagte Katja Walter vor der Konferenz.
Herd-und-Hof.de hat Katja Walter zur UN-Konferenz einige Fragen gestellt:
HuH: Seit eine Woche nehmen Sie als Jugenddelegierte bei der UN-Kommission über nachhaltige Entwicklung Commission on Sustainable Development (CSD) in New York teil. Bis 2009 geht es um die Themen Afrika, Landwirtschaft, Land, Wüstenbildung und ländliche Entwicklung. Was genau machen Sie im UN-Gebäude?
Katja Walter: Als Jugenddelegierte bin ich zusammen mit Marlon Hassel (20, Naturschutzjugend) Teil der deutschen Delegation und im Youth caucus tätig. Als Delegationsmitglied nehmen wir an den täglichen Delegationsbesprechungen Teil und bringen dort unsere Eindrücke, Kritik und Meinung ein. Auch während den Plenarsitzungen haben wir durch den engen Kontakt zu den Regierungsvertretern die Möglichkeit, Reaktionen auf Statements anderer Länder oder major groups weiter zu geben.
Zum Thema ländlicher Raum: |
Der Youth caucus ist ein loses Netzwerk von jungen Menschen, die sich bei der CSD einbringen und die Stimme der major group children and youth wahrnehmen. Das passiert sehr formell durch das Abliefern von Beiträgen in den Plenarsitzungen aber – und das ist der große Unterschied zu den meisten CSD-Teilnehmern – auch durch unkonventionelle Äußerungen. Zum Beispiel versuchen wir durch direktes Ansprechen der Delegierten, den Ländern Versprechen für mehr Jugendbeteiligung abzuringen. Natürlich wollen wir – im Sinne der Nachhaltigkeit – sie nächstes Jahr daran erinnern und das notfalls so lange wiederholen bis sie ihr Versprechen tatsächlich wahr gemacht haben.
Eine andere Idee ist, durch spontanes Theater auf Missstände in der ländlichen Entwicklung hinzuweisen – was genau das sein wird, wird sich zeigen.
Katja Walter (25) studiert Technischen Umweltschutz an der Technischen Universität (TU) Berlin. Seit rund acht Jahren engagiert sich die gebürtige Oberfränkin (aus Ebing) in der KLJB, insbesondere in den Bereichen Gruppenleitungsschulung, Umweltschutz und Erneuerbare Energien. Ihre Fachkenntnis und ihren Tatendrang bringt sie seit 2005 als aktive KLJB-Vertreterin in das Jugendbündnis Zukunftsenergie sowie in das Jugendkomitee für erneuerbare Energien im Bundesumweltministerium ein. Das Jugendbündnis Zukunftsenergie ist ein offenes Netzwerk von Jugendorganisationen und Einzelpersonen. Es hat das Ziel, die Energieversorgung zu 100% aus Erneuerbaren Energien zu decken. |
HuH: Sie haben kein Stimmrecht. Welchen Einfluss können Sie dennoch ausüben?
Katja Walter: Wir machen unseren Standpunkt in Beiträgen meist viel deutlicher als alle Ländervertreter klar. Da wir auf keine Konventionen oder politische Korrektheit achten müssen sprechen wir Probleme deutlich an und weisen die Personen mit Stimmrecht auf Missstände hin, die sie dann hoffentlich in ihre Handlungen einbeziehen. Zusätzlich diskutieren wir nicht nur mit unserer sondern auch anderen Delegationen und vereinen uns zum Beispiel mit den Frauen oder Indigenen Völkern um gemeinsam Position zu beziehen.
Auch wenn wir nicht selbst verhandeln können – die Stimme der kommenden Generation wird wahrgenommen (und wir hoffen dann, dass die Delegierten „nachhaltige Entwicklung“ ernst nehmen).
HuH: Wann wäre Ihre Teilnahme erfolgreich?
Katja Walter: Das Messen des Erfolges ist meiner Meinung nach recht schwierig. Vor allem, da es kein Verhandlungsjahr ist, wird unsere Teilnahme nur sehr wenig festgehalten werden. Wenn unsere Position also in der Zusammenfassung der Sitzung sichtbar wird und zum Beispiel der Bedarf an mehr formeller und informeller Bildung für nachhaltige Entwicklung vor allem in ländlichen Gebieten anerkannt wird ist das ein Zeichen für Erfolg.
Aber auch die nicht sichtbare Einflussnahme ist wichtig. Durch Gespräche mit Delegierten über die Gefahren der Bioenergienutzung, Gentechnik oder die wiederholte Erwähnung des Konzeptes der Nahrungssouveränität kann viel – vielleicht sogar mehr – erreicht werden. Selbst das Dokument am Ende des zweijährigen Zyklus ist schließlich nicht verbindlich für die Staaten und als sehr vage zu erwarten. Gespräche mit jungen Menschen aber, die noch dazu auf andere Weise klar machen, was ihnen wichtig ist, könnten eine Veränderung anstoßen.
HuH: Seit 2002 unterstützt die Bundesregierung die Major Groups, die zivilen Gesellschaftsvertreter bei den UN. Darin sind die Jungdelegierten eingebunden. Warum ist das so wenig bekannt?
Katja Walter: Das frage ich mich auch. Gewiss dauert es eine ganze Weile, bis die Information darüber zu den Ansprechpersonen durchsickert. Wir tun auch eine ganze Menge dafür und versuchen, durch Workshops, Vorträge und der Teilnahme an thematisch passenden Veranstaltungen auf die Einrichtung hinzuweisen.
Zum Thema Ernährungssicherheit: |
Dass trotz allem kaum jemand von der Einrichtung der Jugenddelegierten weiß, ist für mich auch ein Zeichen für das fehlende Interesse an Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit unter jungen Menschen. Zum Glück ändert sich das so langsam.
Übrigens versuchen wir auch während der CSD etwas gegen diese Art von Ignoranz zu tun, denn Kinder und Jugendliche brauchen irgendeine Art von Einführung in diese Themen. Das kann durch Umweltbildung und Einbeziehung von Nachhaltigkeit in den Stundenplan genauso geschehen wie durch bessere außerschulische Bildungsangebote. Und das fordern wir immer wieder ein.
HuH: Schwerfällig, viel Bürokratie, zahnlos gegen Großmächte. Die UN hat nicht das beste Image. Derzeit sind die UN-Organisationen jedoch bei dem Thema Nahrungsmittelpreise und Entwicklung so präsent und nah an allen Menschen wie schon lange nicht mehr. Punktet sich die UN gerade wieder zurück?
Katja Walter: So würde ich das nicht sagen – leider. Nahrungssicherheit bzw. Nahrungsmittelkrise ist zwar bis jetzt das meist genutzte Wort der CSD 16, aber trotzdem ist der ganze Apparat schwerfällig. Vielleicht fehlt mir der Vergleich, aber ich habe nicht den Eindruck, als wäre das ein Ort großer schneller Entscheidungen. Trotzdem ist die Kommission wichtig, denn hier ist die einzige Einrichtung, bei der auf internationaler Ebene alle Aspekte nachhaltiger Entwicklung zusammenkommen. Neben dem „eigentlichen“ Geschehen werden Kooperationen beschlossen, Gespräche geführt und sehr langsam - aber stetig – auf eine nachhaltige Entwicklung hingearbeitet.
HuH: „Ich und die UN!“ Ist Ihr Engagement auch ein Zeichen an junge Menschen, sich politisch zu engagieren?
Katja Walter: Das hoffe ich doch. Vor allem hoffe ich, ein Beispiel für thematisches Engagement geben zu können. Man muss sich nicht mit einer Partei identifizieren um für bestimmte Rechte einzustehen. Auch der Grund für das Engagement kann sehr unterschiedlich sein. Als Mitglied einer katholischen Jugendorganisation bin ich ja vielleicht auch für andere Teile der Kirche ein Beispiel. Unser Glaube müsste uns meiner Meinung nach alle zu Nachhaltigkeitsverfechtern machen. Aber auch andere ethische Überlegungen sollten zu dem gleichen Ergebnis kommen – und schließlich Handeln und Engagement zur Folge haben.
Außerdem: es ist gut zu wissen, dass man zumindest versucht hat, die Zukunft mit zu gestalten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Lesestoff:
Katja Walter führt ein Online-Tagebuch, das Sie auf www.dbjr.de/jugenddelegierte verfolgen können.
Roland Krieg; Foto: KLJB