Klonen: Zwischen Option und Realität

Landwirtschaft

Hat die Klontechnik bei Verbrauchern und Bauern eine Chance?

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat am Donnerstag zusammen mit dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium im Rahmen der Grünen Woche eine Übersicht zum Stand der Klontechnik gegeben. Das Fazit vorneweg: Es hat keine neuen Ergebnisse zum erneuten Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Jahr 2012 hervorgebracht [1]. Chancen sind noch immer vorhanden

Dr. Werner Marquardt von der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde hält das Klonen für ähnlich revolutionär wie die Entdeckung der Doppelhelix von Watson und Crick im Jahr 1953. Die Technik scheine die Herausforderungen meistern zu können. Einmal die der großen von Klimawandel, Ressourceneffizienz und Welternährung, aber auch die kleinen wie züchterischen Fortschritt bewahren und gefährdete Nutztierrassen erhalten.

Mark Walton von der amerikanischen Firma Recombinetics mit Erfahrungen, geklonte Tiere in der Praxis einzusetzen, legte noch einmal dar, das Klonen keine Züchtung ist. Das Vervielfältigen eines vorhandenen Gensatzes fügt kein Gen hinzu und lässt keines wegfallen, sondern muss auf vorher herangezüchtete Leistungsstandards zurückgreifen. Klonen konkurriert mit bereits weit verbreiteten Techniken wie Künstliche Besamung oder dem Embryotransfer.

Die Geschichte des Klonens reicht lange zurück, als der Stuttgarter Zoologe und spätere Nobelpreisträger Hans Spemann 1928 entdeckte, dass aus den Zellen der Blastomere des späteren Rückenmarks auch andere Gewebe entstehen können. Bis zum ersten geklonten Schaf Dolly aus Schottland vergingen dann aber weitere 68 Jahre.

Produktion und Produkt

Die EFSA-Gutachten zeichnen sich durch die Differenzierung aus, dass bei der Produktion von Klonen bei verschiedenen Entwicklungsstufen vom Embryo bis zum erwachsenen Tier die Sterblichkeitsraten hoch sind – die erwachsenen Nachkommen und deren Produkte sich jedoch in keiner Weise von konventioneller Ware unterschieden und daher sicher sind. Das belegte auch Cesare Galli von der Universität Bologna mit zahlreichen Studien.

Dabei hat das Klonen durchaus vorstellbare Effizienz. Der Zuchtwert wird in der konventionellen Züchtung erst durch die Nachkommenprüfung abgesichert. Das ist langwierig und teuer. Vorher suchten die Bauern nach „sicheren“ äußeren Merkmalen, um einen Bullen für die Nachzucht einzusetzen: Die Töchter des Bullen mit den gesunden Hufen gaben die meiste Milch. Sie wählten dann aber auch eventuelle Nachteile wie Krankheitsanfälligkeit mit aus. Für Heiner Niemann vom FLI ist Klonen als Kopie vorhandener Genetik daher die sicherste Weitergabe von Leistungsmerkmalen.

Praxistauglich?

Für Nachkommen geklonter Schweine hat Mark Walton einen ökonomischen Mehrwert in Höhe von drei bis sieben US-Dollar berechnet, was sich für die gesamte Industrie auf einen Zusatznutzen durch Klonen auf bis zu 700 Millionen US-Dollar hochrechnen ließe.

Für die Praxis gibt es jedoch viele Fragen. Kritiker des Klonens verweisen darauf, dass Leistungsmerkmale wie Milchleistung nicht nur durch die Genetik bestimmt werden, sondern variieren. Werden Klone in zwei verschiedenen Ställen aufgestallt, können Betriebsmanagement, Fütterungsregime und Umweltbedingungen die Leistungspotenziale stark verändern. Die ökonomische Effizienz für die einzelnen Betriebe ist noch nicht ausgerechnet, erläuterte Peter Sandoe von der Universität Kopenhagen. Das Klonen muss auch gegenüber anderen Methoden ökonomisch bestehen.

Gesellschaftskonform?

Doch soweit sind die Forscher noch nicht. Sandoe hat mehrere Studien ausgewertet, die in der Gesellschaft nach der Akzeptanz für gentechnisch veränderte Produkte fragten, und kommt zu dem Schluss: Das Klonen wird ohne Akzeptanz der grünen Gentechnik nicht durchzusetzen sein. Dabei ist zu beachten, dass es global sehr unterschiedliche Einstellungen gibt. In den USA wird die Zucht im Einzelnen nicht geregelt, aber Wert auf die Sicherheit des Produktes gelegt. Demgegenüber herrsche, so Marquardt, in Deutschland und Europa der Wille vor, die Tierzucht bis ins praktische Detail zu regeln. Dr. Christel Happach-Kasan, Biologin und Mitglied im Landwirtschaftsausschusses des Bundestages, beklagte das mangelnde Grundwissen bei Verbrauchern. Jede vegetative Vermehrung bei Pflanzen, ob Balkonblume oder Erdbeere, ist ein Klonen, an dem sich die Menschen erfreuen oder es sogar genießen. Die Aufklärung der Verbraucher müsse aber eine konzertierte Aktion von Wissenschaft und Politik sein.

Lesestoff:

[1] Stillstand bei der Bewertung durch die EFSA

Roland Krieg

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-13“ im Archiv anzeigenlassen]

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