Knochen im Futter

Landwirtschaft

Aktualisierte Stellungnahme des BfR

> Als Folge der BSE-Krise dürfen Futtermittel für landwirtschaftliche Nutztiere keine Bestandteile tierischen Ursprungs mehr enthalten. Zunächst bis 2006 befristet, darf kein Tiermehl mehr verfüttert werden. Tiermehl ist in der Fachsprache ?Fleisch-Knochen-Mehl? (FKM) und stellt den erhitzten, getrockneten und vermahlenen Rest von tierischen Schlachtkörpern dar. Reste der Fleischgesellschaft und ein Entsorgungsproblem.
FKM darf weiterhin, so die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig, als Düngemittel verwendet werden. Aber nur aus dem Material, welches zwar vermarktet, jedoch nicht für den menschlichen Genuss hergestellt worden ist (?fit for human consumption?). Außerdem muss es mindestens 20 Minuten lang 133 °C und bei 3 Bar Druck ausgesetzt worden sein. Es landet letztlich auf den Feldern.

Irland lehnte deutsches Zuckerrübenschnitzel ab
Kontrolliert wird das FKM-Verbot in Futtermitteln durch die Futtermittelverkehrskontrolle. Wird im Mikroskop eine Muskelfaser, ein Haar oder ein Knochenfragment identifiziert, gibt es einen Alarm der EU, was am 23. November 2004 in Irland passierte. Nach einem Fund von Knochenfragmenten blockierten die Iren 1.645 Tonnen Zuckerrübenschnitzel aus Deutschland ? und es häuften sich die Funde. Bei FKM gilt die Nulltoleranz, so dass die gesamte Lieferpartie vernichtet werden muss. Zuckerrübenschnitzel entstehen als Nebenprodukt, wenn Zucker aus Zuckerrüben gewonnen wird. Diese werden an Wiederkäuer verfüttert und seitdem diskutieren die Experten, wie die Knochenfragmente in die Rüben kommen.

Untersuchungen und Ergebnisse
Die amtliche Methode zur Untersuchung der Futtermittelprobe auf tierische Bestandteile ist nach der EU-Richtlinie 2003/126/EG die Mikroskopie. Bis zu Größenordnungen von 0,1 Prozent in der Probe ist das Mikroskop zuverlässig. Selbst eine Unterscheidung zwischen Landtieren und Fischen ist über das Vergrößerungsglas möglich, jedoch nicht mehr die Charakterisierung der Tierspezies. Ein Fund besagt, dass tierisches Protein vorhanden ist, jedoch nicht wie es dorthin gelangte. Die Tierart kann mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion ermittelt werden. Das hat nun das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) durchgeführt und in einer aktualisierten Stellungnahme die Ergebnisse veröffentlicht.
Knochenfragmente können demnach in den oberflächennahen Schichten sowohl naturbelassener als auch kulturell genutzter Böden gefunden werden. Sie können zusammen mit der Feinsandfraktion an geernteten und sogar gewaschenen Feldfrüchten haften und auch in die Epidermis, der äußersten Zellschicht, von Knollen- und Wurzelfrüchten eingewachsen sein. Das gilt neben den Rüben auch für Mohrrüben, Sellerie, Wirsing oder Heu. Hingegen kann eine Altersbestimmung durch die Polymerase-Kettenreaktion nicht durchgeführt werden. Ob die Knochenfragmente damit vor oder nach dem Verfütterungsverbot in den Boden gelangten, ist nicht zu bestimmen. Es kann auch nicht bestimmt werden, ob die Knochen natürlicherweise in den Boden gelangten oder vom Menschen durch Düngung zugeführt wurden. Rinder-DNA, und damit BSE Risikomaterial, wurde nicht identifiziert.
Das BfR fand in allen Proben Säugetier-DNA. Einige der Proben reagierten schwach auf Rattengene. Und das ist nicht verwunderlich. Weiche tierische Bestandteile verbleiben nachweisbar noch bis zu 2 Jahren im Boden, während Horn und Haare erst nach acht Jahren komplett abgebaut sind. Entscheidend ist der Säuregehalt und die Durchfeuchtung des Bodens. Tiere können auf dem Feld verendet sein, werden durch Erntemaschinen getötet oder sind schlicht Überbleibsel von Füchsen und Greifen, die Knochenreste übrig lassen oder über den Darm wieder ausscheiden. Die Universität Göttingen hat in einer Untersuchung festgestellt, dass in drei Vierteln aller Bodenproben das Knocheninventar je Hektar bis zu 30 cm Bodentiefe zwischen 9 und 98 Tonnen umfassen kann.

Entsorgungsproblem Schlachtkörper
Was heute bei Convenience-Produkten den Verbrauchern kaum noch auffällt: Alles Fleisch, dass verzehrt wird, wurde einst durch Knochen getragen. Die anfallenden Schlachtreste sind europaweit ein riesiges Problem, weswegen eine Verwendung als Düngemittel eine attraktive Alternative bietet. Eine Tonne FKM als Futtermittel konnte, so die FAL, früher 200 ? erzielen. Die Verbrennung kostet heute genauso viel. Die mit FKM-Düngung in den Boden gelangenden Knochenmengen lägen durchaus in natürlichen Größenordnungen: die praxisübliche Anwendung von zwei Tonnen FKM je Hektar bringt nach Modellrechnungen in etwa so viel Knochen in einen Quadratmeter Boden, wie 10 Mäusekadaver, nämlich rund 15 Gramm.

roRo

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