Kommission will Gentechnikrahmen überarbeiten

Landwirtschaft

Gentechnikgesetz hinkt dem Fortschritten hinterher

Die mit Spannung erwartete Studie der EU-Kommission zur Gentechnik barg nicht wirklich überraschendes und hat die Befriedung der Diskussion nur verschoben. In den beiden vergangenen Tagen haben das Bundesumweltministerium [1] und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) [2] ihre Positionen im Vorfeld zu Papier gebracht.

Der zentrale Satz der am Donnerstag veröffentlichten Kommissionsstudie lautet: Alle Aspekte der Neuen Gentechnikmethoden (Genom Editing) zu beachten, sei der Versuch, ein sich bewegendes Ziel zu treffen [3]. An anderer Stelle heißt es: Die Gesetzgebung erfasse nicht mehr den vorangeschrittenen wissenschaftlichen Fortschritt.

Die Studie bestätigt das erhebliche Interesse an der neuen Genom Editierung sowohl in der EU als auch weltweit besteht. Die Autoren wissen auch, dass die Wissenschaft sich in der EU und der Welt weiterentwickelt. Im Bereich der roten (Humanmedizin), weißen (Mikroorganismen und Enzyme), blauen (maritime Gentechnik wie Tiefseebakterien) und grauen Gentechnik  (Abfalltechnik) sind die alten Techniken heute bereits auf breiter Basis etabliert.

GE ist in der “Farm-to-Fork”-Strategie von der Kommission bereits als Baustein für den Kampf gegen den Klimawandel etabliert und könne ihre Vorteile bei der Reduzierung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln ausspielen. Die Autoren wissen auch von der Kritik an der Gentechnik überhaupt und können sich eine Einzelfall-Analyse (nach der Australien sein Gentechnikgesetz modernisiert hat) vorstellen. Dieser Modus werde derzeit weltweit verfolgt.

Für eine Neubewertung will die Kommission die bisherigen Erfahrungen mit der Gentechnik auf wissenschaftlicher Basis neu zusammenstellen [4].

Die Studie hat einige Herausforderungen für die bestehende Gesetzgebung identifiziert, die eine Anwendung neuer Methoden verhindere. Das seien starke Indizien für die Notwendigkeit einer Überarbeitung.

In einem offenen Dialog mit den EU-Bürgern sollen die Schwachstellen für eine Folgestudie ausgelotet werden.

In der Studie steht auch, dass für die Konsumenten das Verständnis und Bewusstsein von und über Gentechnik und seinen neuen Methoden der Schlüssel für ein anerkanntes Gesetz ist. Dazu gehört auch ein Label für die Wahlfreiheit für Produkte mit oder ohne Gentechnik.

FAO für GE

Am Donnerstagabend fand die Abschlussdiskussion des virtuellen Global Food Forums 2021 statt. In Kenntnis der EU-Studie bekräftigte Máximo Torero, Chefökonom der Welternährungsorganisation FAO,  mit Blick auf die ernährungsrelevanten Defizite in der Umsetzung der Agenda 2030, dass Biotechnologie und Agrarökologie sich nicht widersprechen. Die Vielzahl an Label sei eine Spielerei, die das Ziel, den Hunger zu beenden, nicht voranbringt.

Der Bericht über dieses Abschlusspanel folgt am Montag auf Herd-und-Hof.de.

Lesestoff:

[1] BMU: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/genom-editing-wissenschaft-recht-und-politik.html

[2] AbL: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/komplexe-gemengelage-pflanzenzuechtung.html

[3] Die Studie der EU-Kommission: https://ec.europa.eu/food/sites/food/files/plant/docs/gmo_mod-bio_ngt_eu-study.pdf

[4] Anmerkungen des Autors: Spanien baut sehr mehr als 20 Jahren GVO-Mais unfallfrei an.

Roland Krieg

© Herd-und-Hof.de Nutzungswünsche: https://herd-und-hof.de/impressum.html

Zurück