Kommission will keine ASP-Zäune

Landwirtschaft

Lernen, mit der Afrikansichen Schweinepest zu leben

Europaparlament

Das am Montag veröffentlichte Radar Bulletin des Friedrich-Loeffler-Instituts und der Schweizerischen Eidgenossenschaft weisen neben dem West-Nil-Fiber und einigen Fällen hochpathogener Geflügelpest vor allem die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Europa mit der höchsten Gefahrenstufe aus. Der Fund eines infizierten Wildschweins in Belgien hat die Branche gehörig aufgeschreckt, weil das Virus erstmals Deutschland übersprungen und tief im Westen aufgetaucht ist. Die ASP wurde bei einem bereits stark verwesten und skelettierten Kadaver als auch bei einem krank erlegten Wildschwein nachgewiesen.

Bernard van Goethem aus der Generaldirektion Gesundheit gab im Agrarausschuss des Europaparlaments gleichzeitig ein aktuelles Lagebild. Epidemeologisch ist es weniger wichtig, ob ein oder 100 Wildschweine infziert sind. Jagdruhe in dem betroffenen Gebiet hält die Tiere ortsnah und verhindert so die weitere Verbreitung des Krankheitsträgers. Das für den Menschen ungefährliche Virus ist für die Wildschweine absolut tödlich. Die Jäger müssen Sorge tragen, dass die Kadaver gefunden und entsorgt werden. So hat Tschechien seinen bislang einigen ASP-Fall unter Kontrolle gebracht.

Tschechien, Bulgarien und auch Belgien weisen mit ihren weit entfernt aufgetretenen Virusfällen auf menschliche Ursachen hin. Ob es das weggeworfene Wurstbrot oder ein Transportfahrzeug oder das Virus am Schuh gewesen ist, wird im Detail nie ausfindig gemacht werden können, gab van Goethem zu erkennen. Auch die Hoffnung, dass das Virus wieder verschwindet sei sehr gering. Von Russland aus hat es sich bis nach China ausgebreitet, auf Sardinien ist ist es schon länger endemisch. Damit ließ van Goethem Vorwürfe einzelner Abgeordneter nicht gelten, dass Präventionsmaßnahmen der EU nicht funktioniert hätten.

Langstreckenzäune helfen nicht

Sie haben, meinte der Experte aus der Gesundheitskommission. Der EU ist sehr daran gelegen, das Regionalprinzip im globalen Handel durchzusetzen. Exportmärkte sollen aus nicht befallenen Regionen weiterhin beliefert werden. Einzelne Länder erkennen das an, Probleme gäbe es mit Hongkong, Taiwan und China.

Nicht nur Polen spekuliert nach wie vor über einen Zaun, der Wildschweine aus Russland zurückhalten soll. Bulgarien hat Pläne, sich gegen Wildschweine aus Rumänien und Dänemark gegen Schwarzwild aus Deutschland zu schützen. Dänemark wartet auf ein Signal der Kommission für den Zaunbau, sagte der konservative Abgeordnete Jorn Dohrmann. Doch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicheheit (EFSA) sieht in einem langenZaun keine effektive Maßnahme, führt van Goethem an. Es gebe zu viele Lücken wie Straßen und Gleise, Schäden am Zaun und Wildschweine können immer wieder solche Hindernisse überwinden. Sinn mache es nur für kleinräumige Gebiete wie in Tschechien oder Belgien. Die Wildschweine werden am Ort gehalten und verenden. So bleibt das Virus lokal.

Keulen der Tiere

Von Deutschland in der Öffentlichkeit noch kaum thematisiert ist die Keulung gesunder Hausschweine im Ausbruchsfall. Belgien hat rund 4.000 Schweine getötet, Rumänien wegen der wiederholten Ausbrüche in Hinterhofhaltungen im Donaudelta hat mehr als eine halbe Million Schweine gekeult. Damit werden der Eintrag und das Überleben des Virus im Tierbestand verhindert. Deutschland hat sich unter anderem mit Übungen für gegen das Virus gewappnet erklärt – doch wie Medien tatsächlich auf das Keulen Tausender von Schweinen reagieren, bleibt offen. Danach auf dem Veredlungstag des Deutschen Bauernverbandes von Herd-und-Hof.de befragt, gab Bauernpräsident Joachim Rukwied an, er baue auf die Vernunft der Medien, nicht mit solchen Bildern Politik zu machen. Van Gothem gab am Montag im Ausschuss zu, dass es bei großen Aktionen wie in Rumänien logistische Probleme gibt, große Mengen an Tiere zu keulen und sicher zu beseitigen.

Kein Impfstoff in Sicht

Rund 40 Millionen Euro stehen aktuell für die Forschung an einem Impfstoff gegen die ASP bereit. Die Abgeordneten wollen Gelder für die Wissenschaft und den Kampf gegen die ASP im Haushalt berücksichtigt wissen. Einen Erfolg wird es aber auf längere Sciht nicht geben, dämpft van Goethem die Hoffnungen. Wenn ein Impfstoff gefunden sein sollte, wäre es zunächst ein Flüssigimpfstoff, der mit Spritzen verteilt werden müsste. Bei Wildschweinen unmöglich. Erst danach entwickele sich wie bei der Tollwut ein Impfköder.

Roland Krieg

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