Kompetenzzentren für Klimawandel in Afrika

Landwirtschaft

SASSCAL und WASCAL: Afrikanische Zentren zum Klimawandel

Afrika trägt kaum etwas zum Klimawandel bei, ist aber bei steigenden Temperaturen, längeren Trockenzeiten und Überflutungsereignissen die am meisten betroffene Weltregion. Die Ernährungssicherheit ist fragil und durch den Klimawandel zusätzlich gefährdet. Nach drei Jahren Vorbereitungszeit geht das Zwillingsprojekt SASSCAL und WASCAL in die vierjährige Hauptphase. Der finanzielle Projektbeitrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beläuft sich auf insgesamt 100 Millionen Euro.
Auf dem 9. Nachhaltigkeitsforum des BMBF haben Balisi Gopolang und Dr. Barry Boubacar ihre Netzwerke SASSCAL und WASCAL vorgestellt. Die drei Säulen der Projekte sind Forschung, Dienstleistungen und Ausbildung.

Westafrika

Das West Africa Science Center on Climate Change and Adapted Land Use (WASCAL) füllt eine Lücke bei den Netzwerken im Klimabereich, sagt Dr. Barry Boubacar. Das Forschungszentrum will Fragen beantworten, um wie viel und wann der Niederschlag zurückgeht, wie groß die Zeitfenster der Trockenheit während der Regenzeit sind oder welche Variabilität der Niederschlag aufweist. Effekte, die aus solchen Ereignissen resultieren, haben direkte Auswirkungen auf das Leben und Überleben in der Region.
Mögliche Antworten sind veränderte Pflanz- und Saatzeiten, Bewässerungstechnik, veränderte Bodenbearbeitungsmethoden oder Wechsel der Anbausorten oder gleich die Nutzung neuer Pflanzen.
WASCAL umfasst zehn Länder in dem riesigen Gebiet zwischen den Kanaren und dem westlichen Tschad, reicht von der Goldküste bis hoch in den Maghreb. Elf Universitäten sind in das Projekt eingebunden; sechs Länder mit meteorologischen Stationen, sechs Länder mit landwirtschaftlicher Forschung, neun regionale Institutionen und zehn deutsche Universitäten und Forschungsstationen. Das Gebiet wird von 64 grenzüberschreitenden Flüssen durchzogen. Mittlerweile werden die jeweiligen Abflussmengen in einer Online-Datenbank erfasst, wo der jeweilige Wasserstand aller Pegel in Echtzeit abgerufen werden kann, erläutert Dr. Boubacar.

Südliches Afrika

Angola, Sambia, Namibia, Botswana und Südafrika liegen im Bereich des Zwillingsprojektes SASSCAL (Southern African Science Service Center for Climate Change ans Adaptive Land Management). Gegenüber dem Nordprojekt wird die Wasserversorgung weniger aus oberirdischen Gewässern, sondern aus Grundwasseraquifern gesichert, erläutert Balisi Gopolang.
Der Okavango ist der zentrale Abfluss der Region, dessen Delta im Landesinneren von Botswana liegt. Entlang des Okavango wird Holzkohle erzeugt, gibt es Umweltverschmutzungen, Hochwasser, zerstörte Überschwemmungsflächen und Fischerei. Ein eigenes Projekt versucht die verschiedenen Ansprüche an den Okavango nachhaltig zu kombinieren. Unter SASSCAL laufen derzeit 151 Projekte in den Bereichen Klima, Wasser, Wald, Landwirtschaft und Biodiversität. Balisi Gopolang verweist auf die fragmentierte Forschungslandschaft in der Region. SASSCAL will sie zusammenführen, um effiziente Ergebnisse zu erreichen.

Afrikanische Forschung

Brain Drain ist einer der Begriffe, der in den Südländern für das Ausbluten der Wissenschaft steht. Attraktive Forschungs- und spätere Arbeitsangebote gibt es für Afrikaner in Europa und den USA. Gebraucht werden sie aber vor Ort. Die afrikanischen Politiker sind daran nicht unschuldig, so Boubacar. Auf den internationalen Konferenzen erheben sie kaum ihre Stimme und überlassen meist den Europäern, Amerikanern und Chinesen das Feld. Beide Projekte wollen ein Zeichen setzen, dass es eine eigene afrikanische Forschung gibt. Beide verstehen sich mehr als Programm gegen den Klimawandel, das noch in 20 bis 30 Jahren aktuell ist. Beide wollen sich im internationalen Forschungswettbewerb einen Namen verschaffen und Wissenschaftler aus Afrika eine Forschungszukunft in der eigenen Region bieten.
In beiden Regionen ist die deutsche Energiewende bekannt. Das südliche Afrika will sich auf Wind und Sonne konzentrieren, doch sind nach Gopolang die Techniken sehr teuer. In Westafrika stehen die Prioritäten auf der Nahrungssicherung, so Boubacar. Die wichtigste Aufgabe wird die Ernährung der Menschen sein. Zur Energiewende sagte er: „Ihr in Europa habt die Ernährungsfrage schon gelöst“!
Im Bereich der Landwirtschaft wollen beide Forschungszentren auf den Einsatz der Biotechnologie verzichten. Die Befürworter nehmen an den Sitzungen teil, aber, so Gopolang, derzeit basiere die „grüne Revolution“ in Afrika nicht auf der Gentechnik.

Lesestoff:

www.wascal.org

www.sasscal.org

www.future-okavango.org

Mehr über Forschung für Nachhaltige Entwicklungen finden Sie unter www.fona.de

Roland Krieg

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