Konventionell und ökologisch

Landwirtschaft

Synergien nutzen statt trennen

Vor allem in der Politik sind die Gräben zwischen konventionellen und ökologischen Landbau tief gegraben worden. Landwirte sehen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten pragmatischer. Die Universität Hohenheim hat die Leitung eines neuen Verbundprojektes übernommen, in dem eine Landwirtschaft ohne chemischen Pflanzenschutz, aber mit optimiertem Mineraldüngereinsatz gewirtschaftet werden kann.

Agrarsystem der Zukunft

Das Modell NOcsPS wurde am Dienstag in Stuttgart vorgestellt. „LAndwirtschaft 4.0 Ohne chemisch-synthetischen PflanzenSchutz“ stellt eine Neuorientierung dar. Das neue „Agrarsystem der Zukunft“ soll die Vorteile der konventionellen und der ökologischen Landwirtschaft miteinander vereinen und deren jeweiligen Nachteile so weit wie möglich reduzieren. Beteiligt sind neben dem Koordinator Universität Hohenheim auch das Julius Kühn-Institut (JKI) und die Universität Göttingen.

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Nahrungsmitteln und Umwelt, negative Folgen für die Artenvielfalt – der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel stößt bei Verbrauchern auf immer mehr Skepsis. Doch die Alternative, der Ökolandbau, könnte die Weltbevölkerung nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen.

Synergien nutzen

„Zum Einsatz kommen modernste automatisierte und digitalisiert vernetzte Technologien, die biologischen Prinzipien folgen“, erklärt der Sprecher des Forschungsverbunds Prof. Dr. Enno Bahrs von der Universität Hohenheim. „Ziel sind hohe Erträge mit qualitativ hochwertigen Produkten bei gleichzeitiger Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, auch durch den Einsatz mineralischer Dünger.“

Ziel dieser Versuche sei es zu untersuchen, wie sich der Anbau ohne chemische Pflanzenschutzmittel, aber mit Mineraldünger auf das Pflanzenwachstum auswirkt. „Wir erfassen die Folgen auf Schaderreger, Unkräuter und den Ertrag“, so Prof. Dr. Vögele. „Außerdem prüfen wir die Wirkung auf bestäubende Insekten und auf den Boden.“

Ein zentraler Aspekt sei dabei vor allem der Bereich Smart Farming, hebt Prof. Dr. Vögele hervor. „Denn ohne chemische Pflanzenschutzmittel gewinnt etwa die Unkrautbekämpfung durch automatisierte und digitalisierte Hacktechniken an Bedeutung.“ Und das gelte auch beispielsweise für die Technik zur Düngerapplikation und für Saattechniken.

Auch bei den verschiedenen Schadinsekten und Schadpilzen seien Veränderungen durch das neue System zu erwarten, erklärt Prof. Dr. Vögele. „Hier brauchen wir bessere Prognosemodelle, um darauf reagieren zu können – etwa mit den Mitteln des biologischen Pflanzenschutzes oder bereits in der Züchtung.“

Die Forschung geht über den Anbau hinaus bis zur Produktqualität. Diese bestimmt am Ende die Vermarktung. Eigenschaften, die für Bäcker und Tofu-Produzenten wichtig sind, werden analysiert.

Neben der Ökologie stehen auch ökonomische und soziale Aspekte auf dem Forschungsprogramm. „NOcsPS“ könnte die bislang zweigeteilten Märkte von konventionell und ökologisch stärker zusammenführen“, erklärte Prof. Bahrs.

roRo

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