Kostenexplosion belastet Tierhalter

Landwirtschaft

Futterkosten: RLV sieht Politik in der Pflicht

Nicht nur unbefriedigende Erzeugerpreise für Milch, Fleisch oder Ferkel belasten derzeit den Tierhaltungssektor, sondern auch ein dramatischer Anstieg der Kosten. So haben sich die Preise für Sojaextraktionsschrot als wichtiger Eiweißkomponente seit Jahresbeginn nahezu verdoppelt. Kontrakte zur Begrenzung der Futterkosten sind dagegen praktisch nicht erhältlich. Grund ist das sinkende Angebot und die schlimmste Dürre der letzten Jahrzehnte im Exportland USA. Auch die Preise für Mischfuttermittel sind in den vergangenen sieben Monaten zweistellig gestiegen.

Nach Auffassung des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes RLV bedarf es umso mehr gezielter Anreize, um den Anbau heimischer Eiweißpflanzen wie Ackerbohnen oder Erbsen voranzubringen und die Abhängigkeit von Importsoja und damit von Preisschwankungen am Weltmarkt zu verringern. Ansätze böte etwa eine Berücksichtigung des Eiweißpflanzenanbaus im Zuge der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik sowie die Fortführung und der Ausbau von Agrarumweltprogrammen unter Einschluss von Proteinpflanzen. Überlegungen der Bundesländer, im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe die Förderung höherer Leguminosenanteile an mehr Hauptfruchtarten zu binden, würde dagegen für interessierte Betriebe eine Erhöhung zu erfüllender Anforderungen bedeuten.

Darüber hinaus ist alles zu unterlassen, was die Kostenbelastung der Tierhalter künftig weiter anheizt. Angesichts eines Pachtflächenanteils von jetzt schon über 50 % muss etwa der fortgesetzten Flächenverknappung und dem maßlosen Flächenverbrauch von täglich rund 120 Fußballfeldern endlich Einhalt geboten werden. Wie schon beim jüngsten Bauerntag in Fürstenfeldbruck bekräftigt, gilt es vor allem beim weiteren Ausbau der erneuerbaren Energie eine Balance zwischen Nahrungsmittelerzeugung und Energieproduktion zu finden. Der Entwurf des sog. Netzentwicklungsplans lässt hier bislang die notwendige Sensibilität vermissen. Ebenso in der Pflicht ist die Politik hinsichtlich Auswirkungen immer höherer Tierschutz- und Umweltauflagen. Das „Wunschkonzert“ des Bundesrates zur Änderung des Tierschutzgesetzes, so etwa Krisenpläne für Havarien in Tierhaltungsanlagen, dürfte gerade kleinere Betriebe überfordern.

In der Verantwortung sieht der RLV nicht zuletzt den Handel. Die Tierhalter erwarten, dass hochwertige Lebensmittel auf allen Produktions- und Vermarktungsstufen einen angemessenen Wert erzielen und deren Wertschätzung nicht immer wieder durch Billigstangebote unterlaufen wird. Dies gilt umso mehr, als Lebensmittelhändler in wachsendem Maße mit Auslobungen zu Nachhaltigkeit und Tierwohl liebäugeln. Es muss daher klar sein, dass der Mehraufwand für höhere Standards dem einzelnen Landwirt verlässlich abgegolten wird. Alles andere wäre weder Verbrauchern noch Landwirten glaubwürdig zu vermitteln.

RLV

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