Kriegsmärkte

Landwirtschaft

Märkte im Russlandkrieg

Nach British Petroleum bei Rosneft steigt auch der niederländisch-britische Ölkonzern Shell aus seinem russischen Engagement aus. Betroffen ist diesmal Gazprom. Derweil sind russische Aktien zu „Zockerpapieren“ geworden, wie es bei den Analystenheißt. Russische Aktien sind komplett unsicher, während BP und Shell nach ihren Entscheidungen sogar zulegen konnten.

Die Fruchtexporteure der südlichen Hemisphäre (SHAFFE) werden ihre Exporte, die für die Ukraine und Russland vorgesehen sind, auf andere Märkte wie die USA und die EU umlenken. Dort könnten Überangebote entstehen. Allein die Ukraine hatte 2020 Frischobst im Wert von knapp 800 Millionen US-Dollar importiert. Knapp die Hälfte stammte aus der Türkei mit überwiegend Zitrusfrüchten. Ecuador und Costa Rica lieferten Ananas und Bananen. Die SHAFFE-Länder stellten sieben Prozent der Importe. An Russland verkauften die südlichen Länder Argentinien, Australien, Brasilien, Neuseeland, Peru und, Südafrika Uruguay stellten für Russland 17 Prozent ihres Exports bereit. Das waren knapp 650.000 Tonnen.

Das Institut für Landwirtschaftsmärkte in Russland verzeichnete am 01. März keine Weizenverkäufe mehr. Die letzte Lieferung hat am 24. Februar das Land verlassen. Im Asowschen Meer gibt es seitdem keine Verladeaktivitäten mehr. Aus dem Wirtschaftsjahr 2020/2021 seien noch Verladungen für sechs Millionen Tonnen Weizen und 13 Millionen Tonnen mais offen. Bis Ende Juni 2022 plante Russland noch rund sieben Millionen Tonnen Weizen zu exportieren. Die Heftigkeit des Krieges wird zumindest in der Ukraine die Frühjahrsausaat verhindern.

Pakistan hat den Kauf von zwei Millionen Tonnen Weizen und Gas aus Russland angekündigt, um Putins Einmarsch zu unterstützen. Das aber nur wenige Tage, bevor die SWIFT-Verbindung unterbrochen wurde.

Die EU sieht zwar keine Versorgungsengpässe bei Brotweizen, allerdings ist eine Knappheit bei Futtermitteln nicht auszuschließen. Solange es keine Lieferungen von Futtergetreide aus dem Schwarzen Meer gibt, werde die Versorgungskrise anhalten. Das betrifft Futtergerste und Ölsaatenschrote, die verfüttert werden.  Für den Grünen Martin Häusling ist die Verwendung von Getreide als Tierfutter generell ein Luxus.

US-Fast Food in Russland unter Druck. Mit McDonald, KFC, Papa John´s, Pizza Burger und anderen Fast Food-Ketten bilden die US-Lebensweise in Russland ab. McD, KFC und Yum führen zusammen rund 1.900 Filialen, Burger King hat rund 500 Filialen. Die Wirtschaftssanktionen verderben den US-Ketten das Geschäft, weil sie einen Rückgang des Außer-Haus-Marktes befürchten. Hinzu kommen Störungen der Lieferketten. Bei weiteren Sanktionen könnten sie von Moskau auch ganz geschlossen werden.

Einer der größten ukrainischen Geflügelmäster, MHP, in der Ukraine ist bislang noch nicht vom Krieg betroffen. Es gibt aber erste Störungen der Lieferkette. Das Unternehmen verkauft rund 400.000 Tonnen Geflügel und Geflügelprodukte in der Ukraine und hat jetzt eine freie Lieferung für die ukrainische Armee angekündigt. MHP ist auch bereit, den Standort für das Aufrechterhalten der Produktion zu wechseln. Das Unternehmen braucht aber auch seine Arbeitskräfte für die Produktion.

Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft hat am Dienstag eine eindeutige Stellungnahme abgegeben: „Wir sollten die Dinge klar beim Namen nennen: Es geht aktuell weniger um die Sanktionen und deren Folgen, sondern um die Frage, ob wir mit Russland in Zukunft noch im nennenswerten Umfang wirtschaftliche Beziehungen haben werden oder nicht. Je schneller die russische Regierung diesen Krieg stoppt, desto mehr ist von diesen Beziehungen noch zu retten. Es steht außerhalb jeder Diskussion, dass die deutsche Wirtschaft die verfügten Sanktionen mitträgt.“ Für betroffene Unternehmen wurde eine Task Force eingerichtet.  

Roland Krieg, VLE

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