Kupfer- und Selenmangel bei Mutterkühen
Landwirtschaft
Spurenelemente im Defizit
> In Mecklenburg – Vorpommern werden rund 76.000 Mutterkühe gehalten. Fleckvieh, Uckermärker, Charolais, Limousin, Salers und Piemonteser werden jährlich auf der Grünen Woche von den Besuchern umringt. Schön anzusehen und gut für den Naturschutz. Die Kühe ziehen ihre Kälber auf der Weide auf, eines der deutlichen Zeichen für naturnahe landwirtschaftliche Produktion. Aber die Tiere haben in der Weideperiode ihre Sorgen. Die Niedermoorstandorte in Mecklenburg – Vorpommern sind gering an natürlichen Kupfergehalten, den sandigen Böden fehlt es oft an Selen. Dr. Carola Wolf vom Landesveterinäramt, Dr. Ulrike Hacker vom Bundesgesundheitsdienst der Tierseuchenkasse und Dr. Frank Rehbock von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft, bezeichnen den Selen- und Kupfermangel bei Mutterkühen in der Brandenburger Bauernzeitung als altes, bekanntes Problem. Wozu brauchen die Tiere Kupfer und Selen?
Die Leber ist das wichtigste Speicherorgan für Kupfer. Im Blutplasma ist Kupfer an dem Enzym Coeruloplasmin gebunden, das die Oxidation von Eisen katalysiert. Es ist daher für die Bereitstellung des Eisen im Hämoglobin verantwortlich. Auch Selen ist in einem Enzym wichtig. In der Gluthadionperoxidase schützt es vor peroxydativer Zellschädigung und ergänzt damit die Wirkung des Vitamin E.
Jungtiere leiden unter Minderzunahmen, Durchfallerkrankungen oder verenden sogar nach besonderen Belastungen. Erwachsene Tiere erkrankten sekundär in der Vergangenheit „durch lecksuchtbedingte Aufnahme von Erde oder Belecken von Maschinen- oder Metallteilen“. Mit der Erde können die Mutterkühe Chlostridien oder Rauschbrand aufnehmen. Über Metall andere toxische Stoffe. So abwegig sind die Beobachtungen nicht, denn gegen Ende der Winterfütterung „häufen sich alljährlich auch Verluste bei erwachsenen Tieren“, wie die Tierärzte feststellen.
Zwar gibt es von den Bauern aufgestellte Lecksteine auf den Weiden, doch ob alle Tiere diese auch nutzen, bleibt unkontrolliert. Die veröffentlichten Daten zeigen, dass bei Kupfergehalten von 7,5 bis 9,5 Mikromol pro Liter Blutserum der Herdendurchschnitt zwischen 1994 und 2001 durchgehende einen geringgradigen Mangel aufwies. Bedarfsentsprechend sind 12 Mikromol/l Blutserum. Bei Selen liegen lediglich die Jahresergebnisse von 1997 und 1998 über den bedarfsgerechten 40 Mikrogramm Selen/l Blutserum. Die anderen Jahre weisen einen gering- bis mittelgradigen Mangel auf.
Aber auch betriebswirtschaftlich befindet sich die Mutterkuhhaltung in einer Krise. Betriebe mussten diesen Betriebszweig wieder aufgeben. Der Zusammenbruch des Rindfleischmarktes durch BSE im letzten Jahr führte auch zu Absatzproblemen in der Mutterkuhhaltung. Auch die extensive Haltung braucht gute Züchtungsarbeit. Ein reiner Produktionsbetrieb ohne Leistungserfassung wird seine Tiere nur schwer absetzen lassen. Weil jedoch Investitionen auf diesem Gebiet vielfach nicht getätigt wurden, fehlt es in Brandenburg und Mecklenburg – Vorpommern an geeigneten Tieren für die Nachzucht, so berichtete die Bauernzeitung nach der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung in Paaren. Auch die extensive Haltung kommt ohne fachliche Praxis nicht aus.
VLE