Land: Neue Straßen für weniger Menschen

Landwirtschaft

Neue Raumkategorien schauen ins Detail

>Im Rahmen des Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium im Rahmen der Grünen Woche als letzten Teil seiner Konferenzreihe heute und morgen in Berlin abhält, stellte Martin Spangenberg vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) eine noch nicht veröffentlichte neue Typisierung der Räume vor. In einer Matrix werden die Typen „sehr peripher“, „peripher“, „zentral“ und „sehr zentral“ jeweils den Kategorien „ländlich“, „gemischt“ und „städtisch“ zugeordnet. Dabei zeigt sich, dass die Mehrheit der zentraleren und städtischeren Regionen im Westen, die periphereren und ländlicheren Regionen im Osten liegen.
Der größte Verdienst ist die Vergrößerung der Datenbasis, die eine detaillierte Betrachtung erlaubt. So sind nicht mehr 439 Kreise zusammengefasst, sondern 4.668 Gemeindeverbände. Ziel sind Charakterisierungen herauszuarbeiten, die eine effektivere Raumplanung zulassen.

Peripherie wird nicht städtisch
Die Raumtypen sind so neu, dass Rererenten noch gestern Abend neue Berechnungen durchgeführt haben. Dabei sind bereits erstaunliche Ergebnisse ans Licht gekommen. Dr. Rupert Kawka vom BBR konnte zeigen, dass in den Kategorien „sehr peripher“ und „peripher“ der Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland zunimmt, obwohl die Menschen aus diesen Räumen abwandern. Strittig war, woher der Zuwachs kommt. Es könnte sich um neu angelegte Fußballplätze handeln, versiegelten Raum oder erstmals von den Gemeinden als neue Siedlungsfläche ausgewiesenes Territorium. Gerade in Ostdeutschland macht das Bild „der beleuchteten Schafweiden“ die Runde: erschlossene Gewerbeflächen ohne Gewerbe. Allerdings konnte eine Brandenburger Kommunalbeamtin bestätigen, dass in der Tat auch in den Regionen mehr Flächen für den Straßenbau geplant sind, aus denen die Menschen abwandern. Konsens war, dass sich hier eine Fehlallokation zeigt, die im Einzelfall untersucht werden muss, weil die marktwirtschaftliche Effizienz nicht gegeben scheint.
Bei der Betrachtung der ländlichen Räume zeige sich auch, dass eine Verkehrserschließung einen peripheren Raum nicht zu einem Zentrum mache. Peripheren Räumen wurden spezifische Nutzen zugesprochen, die auch keine zentrale Lage bräuchten. Naherholung gilt als Paradebeispiel.
Das Fachforum zeigte heute auch, dass Ineffizienzkosten in nicht verdichteten Räumen ansteigen. Man solle überprüfen, inwieweit die Entfernungspauschale, die gesellschaftlich getragen wird, Sinn macht, wenn jemand aus persönlichen Gründen in die Peripherie zieht. Für diejenigen, die schon immer dort gelebt haben, ist die Entfernungspauschale hingegen eine echte Unterstützung. Kostendeckung der ländlichen Räume muss auf der Mikro-, der Makro- und der sozialen Ebene berechnet werden. Eine generelle Aufrechterhaltung der Besiedlung und Daseinsvorsorge wurde in diesem Forum nicht mehr deutlich.

Lesestoff:
Aktuelle Berichte und Konzepte der Raumordnung finden Sie unter www.bbr.bund.de

roRo

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