Landwirte erwarten eine realistische Ackerbaustrategie

Landwirtschaft

60 Prozent der Landwirte skeptisch gegenüber der Ackerbaustrategie

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner stellte am vergangenen Wochenende auf dem G20-Agrarministertreffen in Buenos Aires eine internationale Ackerbaustrategie in Zusammenarbeit mit Argentinen und Japan in Aussicht. Bislang steht die Ackerbaustrategie nur im Koalitionsvertrag der Bundesregierung und wird in seinem ersten Entwurf erst im März 2019 vorgestellt. Eine umwelt- und naturverträgliche Anwendung von Pfanzenschutzmitteln und eine Biodiversitätsstrategie mit Schwerpunkt des Insektenschutzes stehen dabei im Vordergrund. Doch während die Ministerin die Ackerbaustrategie gleich globalisiert, steht die Mehrheit der heimischen Landwirte den Plänen skeptisch gegenüber.

Um den ungefähren politischen Aussagen klarere Anhaltspunkte zu geben, hatte der Zentralausschuss der Deutschen Landwirtschaft u.a. mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) Anfang Mai 2018 seine Ackerbaustrategie mit acht Zielen und 18 konkreten Maßnahmen auf der Basis der Guten Fachlichen Praxis formuliert [1]. Die Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes steht dort genauso auf dem Programm wie die Rohstoffsicherung, der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sowie die Förderung der Biodiversität.

Die Replik des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf der Ackerbautagung des DBV Mitte Mai war überraschend kritisch: „Die Bundesregierung wird die Ackerbaustrategie weiter fassen müssen“, sagte Staatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens beim Bundeslandwirtschaftsministerium. „Es sind viele Zielkonflikte zu lösen“, folgerte er. Daher dürfe die Strategie nicht nur auf die Gewinnmaximierung ausgerichtet werden [2]. Das Ministerium verspricht im Koalitionsvertrag, die Ackerbaustrategie „gemeinsam mit der Landwirtschaft“ umzusetzen.

ADAMA-Umfrage zur Ackerbaustrategie

Der Pflanzenschutzspezialist ADAMA Deutschland GmbH aus Köln nahm dies zum Anlass, bei Praktikern als künftige Betroffene nachzufragen, was sie unter einer Ackerbaustrategie verstehen. Die Online-Umfrage wurde im Juni 2018 über die Agentur agri Experts des Deutschen Landwirtschaftsverlages realisiert. Das Ergebnis ist für die Politik ernüchternd. Von insgesamt 171 Befragten konnten 43 Prozent keine näheren Angaben zum vieldiskutierten Begriff machen. Weitere neun Prozent der Teilnehmer trauen der Politik „keine sinnvolle Strategie“ zu und weitere acht Prozent befürchten „Reglementierungen, Vorschriften, mehr Dokumentation und generell Eingriffe der Politik in die Bewirtschaftung der Betriebe“. Damit stehen 60 Prozent der Befragten der geplanten Ackerbaustrategie skeptisch gegenüber oder können mit ihrer Zielrichtung nichts anfangen.

Der Betriebsleiter eines Ackerbaubetriebes brachte es auf den Punkt: Seine Hoffnung auf einen vernünftigen Plan der Politik sei angesichts des großen Einflusses von Lobbygruppen gering. „Viele Praktiker haben gute Ansätze oder setzen geniale Strategien um. Dies sollte sich die Bundesregierung angucken und an unterschiedlichen Lösungen arbeiten, die zu den jeweiligen Regionen passen.“ Eine bundesweite Strategie werde nicht funktionieren.

Die Stichworte der Landwirte zeigen auch, dass sie die möglichen Komponenten einer Ackerbaustrategie anwenden – wenn auch ohne dafür einen extra Namen zu beanspruchen. Wichtig ist den Landwirten die ökonomische Akzentuierung jedweder Strategie.

Lesestoff:

Vorstellung Ackerbaustrategie ZDL: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/ackerbaustrategie-aus-der-praxis.html

Replik BMEL: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/bmel-will-breitere-ackerbaustrategie.html

Roland Krieg; Grafik: Adama

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