Landwirte erwarten Impulse von der agra 2019

Landwirtschaft

Landwirtschaftsmesse agra in herausforderndem Umfeld

Die alle zwei Jahre stattfindende Landwirtschaftsmesse agrar hat in diesem Jahr 124 Aussteller mehr nach Leipzig gelockt als vor zwei Jahren. Am Donnerstagmorgen öffente die größte Messe für Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Mittel- und Ostdeutschland ihre Tore. „Es ist wieder agra“, sagte Olaf Feuerborn, Präsident des Landesbauernverbandes Sachsen-Anhalt. Aber auch: „Ohne Zweifel, das Umfeld ist schwierig“, ergänzte Thomas Schmidt, Landwirtschaftsminister in Sachsen.  Die Landwirte leiden nicht nur noch immer unter der Trockenheit aus dem letzten Jahr. In 1,90 Tiefe ist der Boden meist noch immer ausgetrocknet. Die bisherigen Winterniederschläge haben die Wasservorräte nicht aufzufüllen vermocht. Ministerpräsident Dr. Rainer Haseloff will für die „mitteldeutsche Familie“ Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen neue Anbau- und Bewässerungskonzepte finden, die für die trocknen Standorte widerstandsfähiger sind. „Wunder kann man aber auch nicht erwarten“, räumte er ein.

Der Futterengpaß geht nach Ansicht von Feuerborn schon wieder weiter, ob es einen zweiten Grünschnitt geben wird, ist derzeit offen. Im Wald vermehrt sich der Borkenkäfer. „wir hoffen jeden Tag auf Regen“, sagte Feuerborn. Auf den leichten Standorten sind schon die ersten Trockenschäden zu finden. Doch noch immer ist es früh im Jahr. Wolfgang Vogel, Präsident des sächsischen Bauernverbandes will aber noch keine Panik schüren. Ob es auch in diesem Jahr eine Dürrekatastrophe geben wird, entscheidet sich trotz drängender Nachfrage der Tagespresse erst im Spätsommer, so Schmidt. Die Politik bleibt gefordert. Die Landwirte wollen nicht wieder zum Bittsteller werden, sagte Vogel. Eine Dürreversicherung müsse in die Mehrgefahrenversicherung aufgenommen werden, damit die Landwirte selbst vorbeugen können.

Es ist aber nicht nur das Wetter, das die Landwirte derzeit umtreibt. In den drei ostdeutschen Bundesländern sind 80 Prozent der Fläche ländlicher Raum, für den die Landwirtschaft als Ausgangspunkt für die Wertschöpfung eine wesentliche Rolle spielt. Die Veredlung zu tierischen Produkten schaffe höhere Werte, so Haseloff. Die Tierproduktion verlangt einen Futterbau, der mit Futterpflanzen die Fruchtfolgen aufwerten und Biodiversität sicher stellen kann, ergänzte Dr. Klaus Wagner, Präsident des Landesbauernverbandes in Thüringen. Die Tierhalter wollten auch neue Ställe bauen, sofern sie durch Die Probleme beim Baurecht nicht abgehalten werden. Die Weiterentwicklung der Landwirtschaft ist für den ländlichen Raum eine wichtige Aufgabe. Denn nur, wenn das im Einklang mit der Gesellschaft gelingt, finden sich auch Nachfolger für die Betriebe.

Dazu will die agra 2019 einen Beitrag leisten. Das Beispiel Bayern hat mit dem Volksbegehren gezeigt, wie schnell Landwirte wieder ins vermeintliche Abseits gestellt werden. Obwohl, so betont Olaf Feuerborn gegenüber Herd-und-Hof.de, die meisten Menschen gar nicht wussten, was sie dort unterschrieben haben. Im Wesentlichen fordert das Volksbegehren mehr Umweltprogramme, die in Bayern aber schon sehr intensiv umgesetzt werden. Die Landesbauernverbände müssten über die Medien viel mehr mitteilen, was sie bereits alles leisten. Wolfgang Vogel will bei den Schulen ansetzen. Die agra hat sachsenweit alle Lehrer zur Messe eingeladen, die noch bis Sonntag auf dem Messegelände weilt. Doch nur 12 Lehrer haben zugesagt, und vier davon wieder abgesagt, räumt er Herd-und-Hof.de gegenüber ein.

Es bleibt schwierig. Selbst wenn Ministerpräsident Haseloff 50 Jahre zurückblickt und die sowohl die Landwirtschaft als auch die Kulturlandschaft von damals mit der von heute vergleicht: „Da haben wir ein Wunde erlebt.“

Hingucken und verstehen muss das aber jeder Einzelne.

Roland Krieg

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