Landwirtschaft, Handel und Beschäftigung
Landwirtschaft
Buch zum Handel im Agrarbereich
Am Dienstag haben die Internationale Arbeitsagentur ILO und die UN-Handelsorganisation UNCTAD ein Buch mit dem Titel „Shared Harvest: Agriculture, Trade and Employment“ vorgestellt. Der Agrarhandel wird als Möglichkeit beschrieben, Beschäftigung zu generieren und Armut zu minimieren.
Das Buch resultiert aus der von der EU geförderten gemeinsamen Forschung von ILO und UNCTAD. Nicht überraschend ist eine Empfehlung des Buches, mehr politischen Wert auf die Landwirtschaft zu legen. Mehr als eine Milliarde Menschen arbeitet weltweit im Agrarbereich, was etwa 48 Prozent der tätigen Weltbevölkerung ist.
Das Buch beschreibt die Wirkungen des Agrarhandels auf die Beschäftigung anhand von regionalen Fallstudien. Den globalen Agrarhandel stemmen mittlerweile zu 37 Prozent die Entwicklungsländer. Im Jahr 2000 lag deren Anteil noch bei 30 Prozent.
Landwirtschaft wird keine „Beschäftigungswunder“ auslösen: Eine weitere Liberalisierung des Welthandels wird den Anteil an Agrarbeschäftigten in den Industrieländern zwar um 0,6 Prozent senken, aber in den Entwicklungsländern um 0,25 Prozent erhöhen.
Vernachlässigter Sektor
Obwohl die Entwicklungsländer in der Landwirtschaft die meisten Beschäftigten aufweisen, ist der Anteil am Bruttosozialprodukt mit durchschnittlich zehn Prozent sehr gering. Seit 1960 ist der Anteil weltweit gesunken. In Asien beispielsweise von knapp 45 auf unter 20 Prozent. In Südasien nahm der Anteil um 24 Prozent ab.
Das ist vor allem ein Zeichen für eine niedrige Produktivität in der Landwirtschaft. Das liege an dem hohen Anteil an Handarbeit, die ohne Innovation und technischen Fortschritt auskommen muss. Der Zugang zu modernen Bewirtschaftungsmethoden wie verbessertes Saatgut oder Bewässerungstechnik ist den meisten Bauern verwehrt. Die niedrige Produktivität zwingt viele Bauern aber auch zu Tätigkeiten außerhalb der Landwirtschaft, um sich ein Einkommen zu erwirtschaften. Darunter leidet am Ende die Farmarbeit. In Afrika südlich der Sahara erzielen zwischen 15 und 65 Prozent der Bauern ein industrielles Nebeneinkommen. Das konsumiert rund 40 Prozent der Arbeitskapazität. Da rund die Hälfte des Einkommens außerhalb der Bauernhöfe erzielt wird, sehen die Autoren des Buches die Investition in eine Diversifizierung der industriellen Arbeitsmöglichkeiten kritisch. Wer mehr Möglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft schafft, der reduziert die Beschäftigung auf dem Hof. Die verbleibende Tätigkeit bleibt auf Subsistenzniveau, was keine weiteren Effekte zur Ernährungssicherheit aufweist.
Lesestoff:
Das Buch steht in englischer Sprache auf der UNCTAD-Seite bereit: http://unctad.org/en/PublicationsLibrary/ditctncd2013d2_en.pdf
Roland Krieg