Landwirtschaft heißt zusammen arbeiten
Landwirtschaft
Agrarbündnis stellt den kritischen Agrarbericht vor
Das Hauptthema des 20. kritischen Agrarberichtes des AgrarBündnisses, der traditionell vor Beginn der Internationalen Grünen Woche vorgestellt wird, beschäftigt sich mit dem Thema „Zusammen arbeiten“. Damit legt er in vielen Beiträgen Wert auf die sozialen Fragen der Landbewirtschaftung, die nach Dr. Frieder Thomas vom AgrarBündnis beim Streben nach Nachhaltigkeit, Ökonomie und Ökologie oft zu kurz kommen. Nicht nur Markt und Gesetze regeln das Miteinander, sondern vielfältige Kooperationsformen der Landwirtschaft.
Community Supported Agriculture
So beschreiben die Autoren Thomas van Elsen und Katharina Kraiß die Solidarische Landwirtschaft“, deren Modell in den 1960er Jahren als Community Supported Agricultural (CSA) unabhängig an verschiedenen Orten der Welt Gestalt annahm. Der Begriff selbst wurde in den 1980er Jahren in den USA geprägt1). Die Grundidee besteht darin, dass der landwirtschaftliche Betrieb das soziale Umfeld mit Lebensmitteln versorgt und umgekehrt von den Menschen mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausgestattet wird. 19 dieser solidarischen Landwirtschaften gibt es bereits in Deutschland2).
Die Mitglieder der Regionalwert AG in Baden-Württemberg haben Höfe gekauft, die keinen Nachfolger mehr fanden. Die Betriebe werden an qualifizierte Existenzgründer verpachtet, die bei der Regionalwert AG auch nach Investitionsmitteln fragen können. Die Landwirtschaft lebt auch ohne Banken.
Dezentrale Schlachthöfe
Die zentrale Forderung des Agrarbündnis besteht in der
flächendeckenden Umsetzung der bäuerlichen Agrarwirtschaft. Das erfordert auch
eine Anpassung der Infrastruktur der vor- und nachgelagerten Bereiche. Herd-und-Hof.de
hat sich erkundigt, wie viele dezentrale Schlachthöfe für Deutschland gebaut
werden müssten, damit eine kleinteiligere Tierproduktion realisiert werden
kann.An die 100 dezentrale Schlachthöfe würden für
Deutschland reichen, erläutert BUND-Vorsitzender Prof. Dr. Hubert Weiger. Und die
erste gibt es bereits. In Fürth fanden sich einst Metzger zusammen, die
handwerklich Tiere aus der Region schlachten. Die Eigeninitiative kam ohne einen
Euro Zuschuss aus, hilfreich wären allerdings die Kommunen, wenn sie geeignete
Flächen zur Verfügung stellten, so Weigert. Mittlerweile gibt es rund zehn
Metzgerschlachthöfe in Bayern. Auch dort ist die Rückverfolgbarkeit des
Schnitzels bis zum Stall gewährleistet.
Die dezentralen Schlachthöfe entstehen nicht am
Reißbrett, ergänzt Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Sie entstehen dort, wo
Angebot und Nachfrage zusammen entstehen.
Klein heißt vor allem nicht „unhygienisch“, so
Baringdorf. Denn ein Problem für den Aufbau kleiner Schlachtereien seine die
hohen Hygieneanforderungen der EU, die über das vernünftige Maß hinausgehen.
Österreich mache es jedoch vor, so Weiger. Die Alpenländler haben die
Bestimmungen so angepasst, dass dezentrale, kleine Schlachthöfe entstehen
können. Der „Vollzug“ entscheidet darüber ob die EU-Hygienevorschriften zum
Killer oder Förderer der kleinen Schlachthöfe werden.
Lesestoff:
Der kritische Agrarbericht 2012: 304 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-930 413-52-2 www.kritischer-agrarbericht.de
1) Herd-und-Hof.de-Bericht
über den Kinostart von „Mit Mistgabel und Federboa“ von Farmer John
2) Der Buschberghof vor den
Toren Hamburgs bekam im Jahr 2009 auf der Grünen Woche sogar den Förderpreis Ökologischer
Landbau
Roland Krieg (Text und Fotos)
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