Landwirtschaft zwischen Erwartungen und Kommunikation

Landwirtschaft

Kommunikation zwischen Bauern und Verbraucher

Dioxin und EHEC haben in diesem Jahr die Landwirtschaft in eine Krise gestürzt, die Landwirte mehrheitlich zu Leidtragenden gemacht hat. Verbraucher sind mittlerweile sehr skeptisch gegenüber der landwirtschaftlichen Produktion. Ein Thema, das auf dem Landesbauerntag in Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen der MeLa heute Mittag diskutiert wurde.

Der alte und nach der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern wohl weiter amtierende Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus will genau hier den Dialog mit der Gesellschaft beginnen. Die Bauern sind Leidtragende der „immer wiederkehrenden Skandale“. Für die heimische und die Ernährung der Weltbevölkerung müsse die Nahrungsmittelproduktion den Ertrag steigern, hohe Qualitäten liefern und vor allem transparent für die Verbraucher sein.Es sei eine „Sünde“ mit Agrarrohstoffen zu handeln, wobei der die Warenterminbörse als Absicherungsinstrument gegen schwankende Preise ausdrücklich ausnahm. Mecklenburg-Vorpommern produziere sichere Lebensmitel, sowohl in der konventionellen als auch in der ökologischen Landwirtschaft und bräuchte „keine Nachhilfe mehr“.

Für den Agrarökonomen Dr. Wilfried Bommert werde sich die Landwirtschaft zunehmend gegen den Kapitalmarkt wehren müssen. Spekulationen mit Boden und Ernten kämen nicht von ungefähr. Knapper werdender fruchtbarer Boden, knappe Ressourcen wie Wasser und Düngemittel bestimmen den Preis bei ständig wachsender Nachfrage. Die Landwirtschaft befinde sich in einem „Schrumpfungsprozess angesichts wachsenden Bedarfes“. Die Landwirtschaft gelte als Gewerbe ohne Verzinsung. Man werde den Kapitalspekulanten immer eher Geld geben, als den Bauern.
Die Gentechnik werde im Jahr 2050 nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Die Produkte, die heute auf dem Markt sind entsprechen nicht den künftigen Herausforderungen im Rahmen des Klimawandels. Die konventionelle Züchtung habe ihr Potenzial noch nicht ausgereift. Die Gentechnik werde aber als Züchtungsmethode wie bei der Markerselektion eine wichtige Rolle spielen.

Udo Pollmer, streitlustiger Ernährungsexperte, sieht im fachlichen Dialog der Landwirtschaft einen Mitverursacher der Verbraucherskepsis. Die Verbraucher suchen in den Produkten das, was vorher in der Zeitung stand und sind sich nicht mehr sicher, was sie überhaupt noch essen sollen. Dieses destabilisierende Moment sei die Triebfeder der Kritik an der Landwirtschaft und führe zu „Hokuspokus-Diskussionen“ wie beim Dioxin. Es gebe aber auch einen eindeutigen Gewinner dieser Unsicherheit. Das ist die Industrie der Nahrungsergänzungsmittel, die den Menschen die Sicherheit verspreche, die sie in der normalen Nahrung nicht mehr zu finden meinten. Die Nahrungsergänzungsmittel seien die Konkurenz, mit der sich die Landwirtschaft messen müsse. Was in die Regale der Supermärkte komme, entscheiden eher Nichtregierungsorganisationen als die Einhaltung von Rückstandshöchstwerten.

Roland Krieg

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