Leistungen der Frauen in Kleinbauernfamilien

Landwirtschaft

Leistungen der Frauen in Kleinbauernfamilien sichtbar machen

Kleinbauern gelten als Lösung einer Agrarindustrie, die mit erdölabhängiger Energie mehr Emissionen für den Klimawandel produzieren, als Senken zur Klimastabilisierung. Lokal, fair und ökologisch heißen die Attribute für die Kleinbauern, die in ihrer globalen Gesamtheit 80 Prozent der Nahrungsmittel produzieren. Doch sie sind definitiv die ersten Verlierer des „Factory Farming“, wie Vandava Shiva, Trägerin des alternativen Nobelpreises, formuliert. Überflutungen, Ausbreitung der Wüsten, flächenfressende Monokulturen drängen Kleinbauern weiter an den Rand. Doch, wie es auf der BioFach in einem einführenden Film zum Thema Frauen in Kleinbauernfamilien“ heißt: Sie gelten als vernünftige Alternative, resiliente Systeme aufzubauen.

Eingeladen hatte das 2006 gegründete Kleinbauernnetzwerk Lateinamerikas und der Karibik für fairen Handel (CLAC), das mit einem eigenen Symbol für nachhaltige und organisierte Kleinbauern auf diese Erzeugergruppe aufmerksam macht. Die Kleinproduzenten zahlen über ihre Selbstverwaltung einen fairen Preis und sorgen für einen fairen Umgang innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette. Im SPP-Netzwerk spielen die Frauen in den Kleinbauernfamilien eine exponierte Rolle. Die Frauen bündeln als Mutter, Familienmitglied, Arbeitskraft und Händlerin traditionelles Wissen und werden für diese „unsichtbare Arbeit“ nicht entlohnt, kritisierte Rosa Guamán aus dem SPP-Vorsitz und Leiterin der Kooperative für medizinische Kräuter Jambi Kiwa aus Ecuador. Frauen halten die Kleinbauernfamilien zusammen. Wer sie unterstützt, hilft der ganzen Gemeinschaft in der Kooperative. Für Jambi Kiwa legen sie eine Wildpflanzensammmlung an, klären andere Bauern über das schädliche Abbrennen von Ernteresten auf den Feldern auf, setzen die Aufforstung um und lehren untereinander über den positiven Einsatz von Kompost als Dünger. Für die Zukunft wird eine Saatgutbank verschiedener Wildpfla
nzen und Sorten angelegt. Gegen die Erosion probieren sie verschiedene Techniken der Terrassierung von Hängen aus.


Neben Kaffee haben mittlerweile andere SPP-Produkte den internationalen Markt erobert. Rosa Guamán hat zwei Wildkräuterprodukte nach Nürnberg mitgebracht. Das obere gibt es in Deutschland, Belgien und Frankreich bereits im Handel, das untere Produkt wurde speziell für den lokalen Markt entwickelt. Foto: roRo


Silvia Roblero Torres von der Kaffeekooperative Cesmach in Mexiko, berichtete über den Kaffeeanbau in der Sierra Madre im Bundesstaat Chiapas. Die Kooperative wirtschaftet seit 22 Jahren in einer Region mit vier Städten und 35 Gemeinden auf 2.460 Hektar. Die mexikanische Regierung hatte die Region 1990 zu einem Biospärenreservat gemacht und die UNESCO drei Jahre später offiziell ausgerufen. Wie lange der Kaffeeanbau allerdings noch erhalten bleibt, ist offen. Sintflutartige Regenfälle und längere Regenzeiten schmälerrn in ganz Mittel- und Südamerika die Gunstregionen für den Anbau der Arabica-Sorten. Zunehmende Luftfeuchtigkeit fördert den Befall der Kaffeesträucher mit Pilzen. Hemileia vastatrix, bekannt als Kaffeerost (roya del cafeto) ist der gefürchtetste Pilz. Er besiedelt die Blätter und die Pflanze reagiert mit einem Abwurf des Photosyntheseapparates. Bei einem Massenbefall wird die ganze Plantage zerstört. Cesmach experimentiert mit Eigenmischungen gegen den Kaffeerost und sucht resistente Sträucher aus den Plantagen heraus. Diese werden weiter gezüchtet. Um die Abhängigkeit vom Kaffeeanbau zu verringern, können die Frauen über die Honigproduktion ein zusätzliches Einkommen generieren.

Über ähnliche Erfahrungen berichtete auch Joselinda Manueles von der Kaffeekooperative COMSA aus Honduras. Die Unterschiede zwischen den einst deutlich ausgeprägten vier Jahreszeiten verschwinden immer mehr. Die Häufigkeit des Befalls durch Kaffeerost nimmt zu. Comsa hat für die Anbausaison 2015/2016 bereits einen Schaden in Höhe von vier Millionen US-Dollar errechnet. Sie gehen mit einer Mischung von 500 Gramm Salz auf 18 Liter Wasser gegen den Kaffeerost vor. Die Frauen haben mit dem Gemüseanbau für regionale Märkte die Strukturen der Kleinbauern diversifiziert.

Lesestoff:

www.spp.coop

Roland Krieg; Foto: roRo

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