Leitbetriebe antworten AgrarBündnis
Landwirtschaft
Leitbetriebe antworten AgrarBündnis
Mitte Oktober hat das AgrarBündnis in den aktuellen Hofgeismarer Protokollen eine bessere Nutzung des praktischen Wissens von Landwirten in den Hochschulen eingefordert. Herd-und-Hof.de hat die Zusammenfassung von Dr. Frieder Thomas veröffentlicht.
Am Dienstag haben die Leitbetriebe Ökologischer Landbau NRW einen öffentlichen Brief als Antwort an das AgrarBündnis geschrieben. Auch den dokumentiert Herd-und-Hof.de im Wortlaut:
An das AgrarBündnis,
auch wenn wir Ihre Einschätzung nicht teilen, dass die Agrarwissenschaften allerorten für die Herausforderungen der Zukunft schlecht aufgestellt sind, so haben wir doch in Nordrhein-Westfalen mit Freude Ihre Forderung wahrgenommen, dass die Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft weiter intensiviert werden sollte. Wenn Sie bei diesem Bestreben auf die Erfahrungen aus NRW zurückgreifen wollen, laden wir Sie herzlich ein, sich auf der Homepage des mittlerweile seit 16 Jahren bestehenden Praxis-Forschungs-Projektes „Leitbetriebe Ökologischer Landbau NRW“ oder gerne auch direkt beim Projektkoordinator zu informieren.
Das Projekt „Leitbetriebe Ökologischer Landbau in Nordrhein-Westfalen“ wurde 1993 auf Initiative des damaligen Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen (MURL) eingerichtet, um wissenschaftlich fundierte Handlungsanweisungen zum Ökologischen Landbau zu entwickeln und diese umgehend für die Praxis und die Beratung verfügbar zu machen. Praxis, Beratung und Forschung sind durch die Zusammenarbeit von mittlerweile 30 ökologisch wirtschaftenden Betrieben, der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie dem Institut für Organischen Landbau der Universität Bonn eng miteinander vernetzt.
Die im Leitbetriebeprojekt praktizierte transdisziplinäre Forschung und Entwicklung gilt als wegweisend für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Praxis, Beratung und Wissenschaft. Bereits im Rahmen der Evaluation des Bundesprogramms Ökologischer Landbau 2003 wurde im Protokoll des Reflexionsworkshop am 4. und 5. Dezember in Bonn Vorgeschlagen „.. die Forschung stärker mit den angewandten Maßnahmen zu verknüpfen, wie z.B. bei den Leitbetrieben in NRW ...“ und ein „... Leitbetriebe-Projekt (Praxis und Forschung) bundesweit (zu) etablieren ...“.1)
Auf der Wissenschaftstagung zum Ökologischen Landbau 2005 in Kassel wurde das Leitbetriebeprojekt als Vorbild für praxisnahe Arbeitsweise und eine zügige Weitergabe von Forschungsergebnissen hervorgehoben: „...es ist viel schwerer, nach Jahren 'schweigenden' Forschens komplexe Ergebnisse gut aufbereitet zu kommunizieren, als Fragen und Vorschläge der Praktiker bereits im Projekt zu berücksichtigen. Hier muss das Rad auch nicht stets neu erfunden werden, gute Beispiele wie die „Leitbetriebe Ökologischer Landbau NRW“ gibt es schon ...“2)
Das Projekt erfüllt die Kriterien, die an moderne Wissensproduktion und -kommunikation gestellt werden. Es ist gleichzeitig ein Beispiel praktischer Politikberatung mit erhöhter politischer Aufmerksamkeit und Akzeptanz als Folge dialogisch-reflexiver Abwägungsprozesse bei Berücksichtigung auch politikökonomischer Aspekte (s.a. Köpke, U. 2007: Paradigmenwechsel in der Agrarforschung? - Veränderungen im Selbstverständnis der Agrarforschung. In: C. Kropp, F. Schiller, J. Wagner (Hrsg.): Die Zukunft der Wissenskommunikation - Perspektiven für einen reflexiven Dialog von Wissenschaft und Politik - am Beispiel des Agrarbereichs. Edition Sigma, Berlin, 115 - 127). Wohl auch deshalb wird das Projekt von der Politik parteienübergreifend anerkannt und gefördert.
Zum Teil aufbauend auf den langjährigen Erfahrungen des Projektes „Leitbetriebe Ökologischer Landbau in Nordrhein-Westfalen“ wurden in den letzten Jahren sowohl national wie international zahlreiche partnerschaftliche und praxisnahe Netzwerke von Bauern, Wissenschaftlern, Verbänden und öffentlichen Institutionen…
… wie den Landwirtschaftskammern gegründet: |
In diesen Institutionen findet - ebenso wie im Leitbetriebeprojekt – ein Dialog zwischen Wissenschaft, Landwirten und landwirtschaftlichen Verbänden auf Augenhöhe statt, um gemeinsam Antworten auf drängende Fragen zu finden.
Diese Sachverhalte wurden in Ihrer Pressemitteilung nicht erwähnt. Um unser gemeinsames Anliegen weiter voranzubringen, wäre es gut, wenn Sie diese erfolgreiche Arbeit praxisnaher Agrarforschungsnetzwerke in Ihrem zukünftigen Vorgehen zielführend kommunizieren würden.
Mit freundlichen Grüßen aus NRW
Wolfgang Neuerburg (Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)
Karl Kempkens (Landwirtschaftskammer NRW)
Ulrich Köpke (Institut für Organischen Landbau, Universität Bonn)
Projektkoordinator:
Christoph Stumm
Institut für Organischen Landbau, Universität Bonn
Katzenburgweg 3
53115 Bonn
Tel: 0228-732038
Fax: 0228-735617
leitbetriebe@uni-bonn.de
www.leitbetriebe.oekolandbau.nrw.de
Quellen der Zitate:
1)PDF des Bundesprogramm-Oekolandbau
2)www.bundesprogramm-oekolandbau.de/nachrichten/archiv/
24.03.2005 - Wissenstransfer und Informationsaustausch
Roland Krieg