Mais und Molch versöhnen
Landwirtschaft
Amphibienschutz in der Landwirtschaft
Amphibienschutz
ist auch unter den heutigen Bedingungen des Ackerbaus möglich. Das ist das
Ergebnis eines fünfjährigen Forschungsprojekts mehrerer Institute des
Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) aus Müncheberg, das nun
erfolgreich abgeschlossen wurde. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hatte
das Vorhaben mit rund 580.000 Euro gefördert. „In enger Zusammenarbeit mit vier
Landwirtschaftsbetrieben haben wir ein integriertes Konzept erarbeitet, das
Aspekte von Wirtschaftlichkeit und Naturschutz berücksichtigt und auf andere
Gebiete in Deutschland übertragbar ist. Wir konnten ermitteln, wie man den
Lebensraum von Rotbauchunke, Moorfrosch, Kammmolch sowie Knoblauch- und
Erdkröte auch in landwirtschaftlich genutzten Gebieten ohne größere finanzielle
Einbußen für die Bauern besser schützen kann“, sagte Projektleiter Dr. Gert
Berger anlässlich des Projektabschlusses. Die Projektergebnisse liegen nun als
umfangreiches Handbuch vor, das ab jetzt bestellt werden kann.
Geschrumpfter Lebensraum
Viele
ursprüngliche Lebensräume von Amphibien seien stark geschrumpft oder sogar ganz
verschwunden, manche Arten daher hochgradig gefährdet. Letzte wichtige
Rückzugsorte bildeten unter anderem kleingewässerreiche Ackerbaugebiete, wie
man Sie zum Beispiel im Nordosten Deutschlands noch häufiger finde, so Berger.
Doch die fortlaufende Intensivierung der Landwirtschaft bedrohe auch dort
langfristig das Überleben der Amphibien. Wichtig sei daher, Lösungen zur
Vereinbarkeit von Schutzmaßnahmen und Bewirtschaftung zu entwickeln: „Werden
landwirtschaftliche Maßnahmen aus Naturschutzgründen umgestellt, hat das nicht
selten direkte betriebs- oder arbeitswirtschaftliche Folgen. Erträge und damit
betriebliche Einnahmen können sinken und die Produktionskosten können sich
erhöhen.“
Bisher
hätten tragfähige, finanzierbare und nachhaltige Konzepte des Amphibienschutzes
in der Landwirtschaft gefehlt, ergänzte Dr. Reinhard Stock, Leiter des
DBU-Naturschutzreferates. Die Projektpartner hätten nun generalisierbare
Nutzungs- und Gestaltungskonzepte sowie Entscheidungshilfen für Akteure aus
Landwirtschaft, Naturschutz und Politik entwickelt. Das aus dem Projekt
entstandene Handbuch „Amphibienschutz in kleingewässerreichen Ackerbaugebieten“
vermittle fachlich fundiert und praxisnah Grundlagen der Landwirtschaft und des
Amphibienschutzes. Das Werk zeige detailliert Zielkonflikte auf und stelle ein
breites Spektrum an Schutzmaßnahmen dar, erläuterte Stock.
1.500 Hektar erfolgreiche Pilotfläche
Gemeinsam
mit den Landwirten habe man rund 1.500 Hektar Ackerland in Ostbrandenburg
beispielhaft für den Amphibienschutz umgestaltet, erläuterte Berger. Um den
Amphibien die Vermehrung zu erleichtern, habe man Gewässer entschlammt, von zu
starker Beschattung durch Gehölze befreit und mit grünen Pufferzonen versehen.
Als störungsarme Landlebensräume seien zusätzlich Feldhecken auf Ackerflächen
angelegt und Stilllegungsflächen im Randbereich von Kleingewässern und
Feldgehölzen geschaffen worden. „Während der Maßnahmen haben wir auch
kontinuierlich wissenschaftliche Begleituntersuchungen durchgeführt, um die
Wirkung der Eingriffe zu überprüfen“, unterstrich Berger. Untersucht habe man
unter anderem Wasserführung und -güte, das Wanderverhalten der Tiere und die Wirkung
acker- und pflanzenbaulicher Maßnahmen. Die Ergebnisse seien erfreulich, man
habe die Vermehrungseignung der Gewässer tatsächlich steigern können. Auch sei
deutlich geworden, dass die Amphibien die eigens angelegten naturnahen
Landflächen als Lebensraum angenommen hätten, so Berger.
Zusammenfassend
senkten zwei Wege die hohe Sterblichkeitsrate der Tiere an Land: Erstens das
Anlegen und Verknüpfen naturnaher Strukturelemente, insbesondere von
linienförmigen Feldsäumen, Hecken und Gewässerrändern. Lange Wanderungen über
Ackerflächen könnten so vermieden werden. Und zweitens das Anpassen der
Landbewirtschaftung: Mineraldünger könne in den Boden zielgenau injiziert
werden, statt ihn großflächig zu verstreuen. Auch ein zeitliches Verlagern der
Düngetermine sei machbar. Wer auf den Pflug verzichte und stattdessen einen
Schwergrubber nutze, räume den Tieren ebenfalls größere Überlebenschancen ein.
„Insgesamt sind Anpassungen in der Landwirtschaft notwendig und auch möglich.
Das erfordert zwar vereinzelt Ausgleichszahlungen, verursacht aber keine größeren
finanziellen Einbußen für die Landwirte“, versicherte Berger.
Lesestoff:
Das 383 Seiten umfassende Handbuch „Amphibienschutz in kleingewässerreichen Ackerbaugebieten“ kann beim Natur&Text Verlag zum Preis von 35.00 Euro unter www.naturundtext.de/shop bestellt werden.
Franz-Georg Elpers (DBU); Foto: ZALF: Knoblauchkröte