Maiswurzelbohrer in Köln angekommen

Landwirtschaft

EU-Vorschriften greifen jetzt in Köln

Vor drei Jahren ist der Maiswurzelbohrer im badischen Ortenaukreis das erste Mal in Deutschland auffällig geworden und seit dem diskutieren die Experten auch, ob der Maisschädling noch ein Einwanderer, oder schon heimisch geworden ist. Der Unterschied wäre groß: Als Einwanderer gilt er als Quarantäneschädling mit radikalen Ausmerzmaßnahmen, als heimischer Schädling gehörte eine routinemäßige Bekämpfung zum Bauernalltag.
Das Deutsche Maiskomitee hat für den 13. August noch den aktuellen Käferbestand mit 80 Käferfunden in Baden-Württemberg und 17 in Bayern angegeben.
Jetzt ist in Köln ein weiterer hinzugekommen – der erste in Nordrhein-Westfalen.

Maisfeld in Porz-Wahn
Das Maisfeld gehört zwar zum Kölner Stadtgebiet, liegt aber südöstlich in Porz-Wahn, das direkt an den Rhein-Sieg-Kreis angrenzt und entlang der A 59 durchaus ländlich geprägt ist. Der Kölner-Stadt-Anzeiger spricht sogar schon von einer „Invasion“ der Käfer.
Doch der Einzelne reicht aus, Sofortmaßnahmen einzuleiten:
Um den Befallsort wird im Umkreis von einem Kilometer eine Zone ausgewiesen, die eine Fläche von 314 Hektar umfasst. Innerhalb dieser Befallszone wird zum jetzigen Zeitpunkt auf etwa 80 Hektar Mais angebaut. Dort werden in den nächsten Tagen Pflanzenschutzmittel zur direkten Bekämpfung der ausgewachsenen Schädlinge ausgebracht.
Das Mittel ist für Bienen ungefährlich, teilen das Agrarministerium und die Landwirtschaftskammer mit, trotzdem werden vorsorglich alle Imker im betroffenen Gebiet rechtzeitig vor der Bekämpfung durch den Pflanzenschutzdienst informiert. Darüber hinaus werden Vorgaben für einen Fruchtwechsel verfügt. Das heißt, in der Befallszone darf in den nächsten zwei Jahren kein Mais angebaut werden.
Um die Befallszone wird im Umkreis von fünf Kilometern eine Sicherheitszone in der Größe von 10.990 Hektar eingerichtet, in der ebenfalls ein Fruchtwechsel verbindlich vorgeschrieben wird. Dort darf auf dem gleichen Feld nur in jedem zweiten Jahr Mais stehen. Diese Maßnahmen gelten bis zur amtlichen Feststellung der Befallsfreiheit.

Bedeutender Schädling
Weltweit befällt der Käfer rund 20 Millionen Hektar Mais und gilt daher als der größte Mais-Schädling, weil er mit seinem Fraß zu einem Totalausfall der Ernte führen kann. Nach Europa kam der Käfer möglicherweise mit amerikanischen Transporten nach Jugoslawien. Findet der Käfer Maisfelder kann er sich mit 100 Kilometern pro Jahr ausbreiten – fehlt ihm diese Nahrungsgrundlage, stoppt er abrupt. Weite Strecken legt er mit Bahn, Lkw oder Flugzeug zurück, was ihm den Spitznamen „Jet-Set-Beetle“ eingebracht hat. Die Ausrottungsmaßnahmen basieren auf der EU-Verordnung 2003/766/EG, die das Bundeslandwirtschaftsministerium am 10. Juli 2008 mit der „Verordnung zur Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers“ (MaisBeKV) umgesetzt hat.

Diabrotica und Bienensterben
Diabrotica virgifera, wie der Käfer auf lateinisch heißt, führte 2008 indirekt zu dem großen Bienensterben in Baden-Württemberg. Dem Wirkstoff Clothianidin im Beizmittel für neues Maissaatgut und hoher Abrieb bei der Ausbringung wurden in direktem Zusammenhang mit dem Bienensterben am Oberrhein gebracht – und hatten den Käfer und den Maisanbau aus dem Fokus der Diskussion gerückt.
Zur aktuellen Bekämpfung ist nach § 11 des Pflanzenschutzgesetzes das Mittel „Biscaya“ mit dem Wirkstoff Thiacloprid zugelassen. Biscaya trägt die Bieneneinstufung B4 und gilt damit auch für einen Einsatz während der Blütezeit als Bienenungefährlich.

Nematoden mit „Sprinter“-Qualität
Schweizer Wissenschaftler haben Nematoden auf Schnelligkeit selektiert. Von Larven des Maiswurzelbohrers befallene Wurzeln senden Lockstoffe aus, die für die Nematoden attraktiv sind. Während die Durchschnittsnematode rund zehn Stunen brauchte, um bis zur Wurzel zu gelangen, „sprinteten“ nach wenigen Generationen die schnellsten in zwei Stunden zur Wurzel. Die Nematoden haben bei der Selektion auf Schnelligkeit nicht ihre Fähigkeit verloren, die Wurzelbohrerlarven abzutöten.

Roland Krieg

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