„Make in India Mittelstand“
Landwirtschaft
Indien wirbt für Partnerschaften im Gartenbau
2015 hat Indien 86,6 Millionen Tonnen Obst und 169 Millionen Tonnen Gemüse erzeugt. Damit ist der Subkontinent zwar der zweitgrößte Obst- und Gemüseproduzent der Welt, doch der Anteil am Weltmarkt liegt bei gerade einmal bei einem Prozent. Die Fruit Logistica in Berlin ist der beste Ort, neue Kunden und Expertisen für den Gartenbau zu gewinnen. Aus diesem Grund hat die German Asia-Pacific Business Association (OAV) zu einem Expertengespräch geladen, um das große Potenzial des indischen Gartenbaus zu heben.
Die Herausforderungen sind groß. Der Anbau wird unter veränderten Bedingungen des Klimawandels stattfinden, die Anbau- und Nachernteverluste müssen deutlich reduziert werden und oftmals reicht die Qualität der Produkte nicht für den Weltmarkt aus, fasst Torsten Spill zusammen. Er ist der stellvertretende Vorsitzende der German Agribusiness Alliance im OAV. Spill setzt auf die Kampagne „Make in India“, die Premierminister Narendra Modi gestartet hat. Für die beiden nächsten Jahre stehen dem Agrarhaushalt umgerechnet 71,1 Milliarden Euro für die Modernisierung zur Verfügung. Der Agrarsektor gilt noch immer als Schlüsselsektor für die Wohlfahrt Indiens. Geld für die Infrastruktur reiche aber nicht, sagt Spill. Die Bauern sollen an Händler ihrer eigenen Wahl verkaufen dürfen. Dadurch erhofft er sich höhere Einkommen bei den Landwirten.
AK Singh ist Direktor des Horticulture Boards innerhalb des Ministry of Agriculture and Farmers Welfare. Er stellt die Beratung der Landwirte in den Mittelpunkt. Mehr als 100 Forschungsinstitute können Sortenwahl und Produktionsbedingungen verbessern und spielen bei der Beratung der Landwirte eine große Rolle. Zudem will sein Institut die Verbindung zu den Finanzinstituten knüpfen, damit die Kleinbauern neue Techniken umsetzen können. Gerade der Gartenbau ist kapitalintensiv und der Faktor Arbeit wird in Indien immer teurer, ergänzt R Ravindra, stellvertretender Manager der 1986 gegründeten Marketingagentur APEDA im Wirtschaftsministerium. Um die Mechanisierung komme der indische Gartenbau nicht herum. Wenn die Erträge auf 60 bis 70 Prozent des Niveaus der Industrieländer steigen, könnte das Land 500 Millionen Tonnen Obst und Gemüse produzieren.
Tafeltrauben gelten als erfolgreiches Beispiel für den Gartenbau. Die ersten Tafeltrauben wurden in Indien erst vor 30 Jahren angebaut. Mittlerweile exportiert das Land jährlich 5,6 Millionen Tonnen. Mit den Liefermonaten Februar bis Mai kann Indien eine Bedarfslücke in Westeuropa schließen. Doch ist Ware aus Indien meist noch unbekannt, beklagt Andreas Schindler. Er führt mit Don Limón in Hamburg einen Fruchtimporteur in dritter Generation und hat mit indischen Kleinbauern eine Wertschöpfungskette für den Export von Tafeltrauben aufgebaut. Indien sollte in den Exportländern Marketingkampagnen starten.
Private-Partnerships werden für die Entwicklung des Gartenbaus gezielt gesucht. Die indische Botschaft in Berlin hält für deutsche Firmen das Programm „Make in India Mittelstand“ bereit. Botschafter Vikram Vardhan stellte auf der Fruit Logistica das Portfolio vor. Es reicht von Kontaktadressen bis monatlichen Workshops und Rechtsberatungen bis zu Hilfen bei der Suche nach Fördermitteln. Aktuell hat das Programm MIIM Partner vermittelt, die einen Umsatz von 480 Millionen Euro erzielen und mehr als 3.500 Arbeiter beschäftigen.
Roland Krieg