Mangroven schützen die Küste

Landwirtschaft

Kleine Mangrovenprojekte sind effektiver

In der vietnamesischen Provinz Soc Trang gab es 1995 rund 3.000 Hektar Zuchtfarmen für Shrimps. Vietnam gehört mit 170.000 Tonnen der rosafarbenen Delikatessen zu den Hauptexportländern. Die meisten Meeresbewohner gelangen nach Japan, in die USA und nach Europa. Doch der Boom hat Auswirkungen, denn mittlerweile beanspruchen die Shrimps-Farmen im Mekong-Delta schon fast 80.000 ha. Sie belasten die Gewässer durch eingesetzte Antibiotika und Pflanzenschutzmittel. Und noch mehr: Steigender Platzbedarf der Shrimps-Farmen und steigende Holznutzung dezimiert die Mangrovenwälder an der Küste, den immergrünen und salztoleranten Laubwäldern im Bereich des Gezeitenstroms.

Ohne Mangroven keinen Schutz
Die Küstenzone von Soc Trang besteht aus einem dichten Kanalgeflecht, aus Zuchtteichanlagen und Landwirtschaftsflächen. Sie ist die am dichtesten besiedelte Fläche Vietnams. Vor den Deichen befindet sich der Mangrovenwald, der kontinuierlich mit Meeres- und Brackwasser versorgt wird. Die intensive Durchwurzelung des Bodens hält die Bäume fest und schützt so das Hinterland vor Überschwemmung und Versalzung. Außerdem regulieren die Wälder das lokale Klima und den Wasserhaushalt. Werden die Mangroven großflächig abgeholzt, trocknet der Boden aus, der Grundwasserspiegel sinkt und die Niederschlagsmenge verringert sich.
Weil Mangroven also aktivern Küstenschutz betreiben widmet sich die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Auftrag der Bundesregierung um die Gezeitenwälder in Südvietnam. Gemeinsam mit den lokalen Provinzregierungen und der vietnamesischen Forstbehörde erarbeitet die GTZ eine gemeinsame Strategie für das Küstenzonen-Management. Dazu gehören nicht nur Mangroven-Neupflanzungen, sondern auch Naturschutzverträge und Nutzungsvereinbarungen. Ziel ist eine nachhaltige Bewirtschaftung und Erhaltung der Feuchtgebiete. In ausgewiesenen Schutzzonen soll es weder Holzeinschlag noch eine Ausbreitung der Shrimps-Farmen geben. Das GTZ-Projekt ist Teil der nationalen Agenda 21 Vietnams.

Mekong DeltaKüstenverlagerung ohne Mangroven
Seit Juli untersucht die Carl-Albrechts-Universität in Kiel Sedimentproben aus Soc Trang. Hunderte Wasserproben und Sedimentkerne wurden während einer 11-wöchigen Expedition im Mekong-Delta gesammelt. Professor Stattegger und Dr. Klaus Schwarzer erforschen seit fünf Jahren am Mekong-Delta und Saigon River die Küstenentwicklung. Sie wollen den Meeresspiegel und die Küstenveränderungen der Vergangenheit verstehen und Schlüsse für die Zukunft ziehen.
Das Mekong-Delta hat sich in den letzten 6000 Jahren um 300 km in das südchinesische Meer geschoben und die Sedimente haben dabei rund 50.000 km2 fruchtbares Land gebildet. Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, dass heute weniger Sedimente aus den Mündungsarmen die Küste erreichen und zu großen Teilen nach Westen verfrachtet werden. Die Erhöhung des Meeresspiegels und höhere Wellenenergie könnten die fruchtbaren Sedimente allerdings noch weiter in den Golf von Thailand treiben. Vietnam verliert fruchtbare Küste und Mangrovenwälder können das verhindern.

Auf die Mangrove kommt es an
Auf den Philippinen treffen jährlich 20 bis 30 Taifune die Küste. Das alleine zeigt die Notwendigkeit, Mangrovenwälder zum Brechen der Wellen zu erhalten, schreiben J. H. Primavera vom Southwest Asian Fisheries Development Center und J. M. Esteban von der De La Salle Universität auf den Philippinen in der neuesten Ausgabe „Wetlands Ecology“.
Die Philippinen haben eine Gesamtküstenlänge von rund 36.500 Kilometer . In den letzten zehn Jahren sind die Mangrovenwälder allerdings von 450.000 auf 120.000 ha geschrumpft. Meist sind auch auf den Philippinen Fischteiche an der Küste entstanden. Es werden zwar Mangrovenwälder auch wieder angelegt, allerdings zeigt ein Vergleich, dass die meisten Anpflanzungen ineffektiv sind.
Titelbild WetlandsDie meisten Projekte folgen meist großen internationalen Programmen, die wegen ihrer Verwaltungs- und Projektkosten die Pflanzkosten von 100 auf 500 US-Dollar je Hektar erhöht haben. Zudem verwurzeln sich lediglich 10 bis 20 Prozent der Neu-Mangroven dauerhaft an der Küste. Das liege nicht nur am mangelndem Fachwissen ökologischer Zusammenhänge, so die Autoren, sondern auch daran, dass die falschen Mangroven für die Wiederansiedlung genutzt werden. Zu oft werden die beliebten Rhizophora Mangroven an den Küsten verwendet, obwohl sie nur eine geringe Widerstandskraft gegenüber Wellenschlag haben.
Zu oft haben die Besitzer der privat bewirtschafteten Teiche nur ein minderes Interesse an der Neuanpflanzung. Primavera und Esteban schlagen vor, die oft nur nachlässig verwalteten Teiche rigoros mit den robusteren Mangroven S. alba und A. marina zu aufzuforsten. In leinen, lokalen Projekten.
Ein Weltbank-Projekt beispielsweise investiert 38 Millionen US-Dollar in Neuanpflanzungen hat und schafft es nur, 35 Prozent der Mangroven dauerhaft anzusiedeln. Kleine Projekte zeigen Überlebensraten von bis zu 97 Prozent. So sind lokal verwurzelte Projekte mit einem Budget von rund 23.000 britischen Pfund erfolgreicher, weil die Provinzregierungen ein größeres Interesse an der Wiederanpflanzung haben und wegen der räumlichen Nähe die neuen Wälder auch pflegen können.

Bio-Garnelen zwischen Mangroven
Weil die Zucht der beliebten Black Tiger Riesengarnelen (Penaeus monodon) in Asien im letzten Jahr aufgrund von Virusepidemien zusammen gebrochen ist, will das Unternehmen International Fish Farming Technology (IFFT) zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umweltschutz im Saarland eine neue Population aufbauen. Die dort gezüchteten Tiere haben wesentlich größere Überlebenschancen und werden dann in ihre neuen Siedlungsgebiete überführt. In Asien gebe es nach Aussagen des Geschäftsführers Friedrich Esser keine gesunden Muttertiere mehr.
Ausgesetzt werden die Garnelen auf nachhaltig arbeitenden Betrieben und wachsen zwischen den Mangroven heran. So muss der Betriebsleiter auch auf die Gesundheit der Mangroven achten und sie schützen. Wenn wieder eine ausreichend große Population in Asien vorhanden ist, will IFFT die Zucht auch wieder nach Asien verlegen.

Lesestoff:
Primavera JH and Esteban JMA (2008). A review of mangroves rehabilitation in the Philippines: success, failures and future prospects. Wetlands Ecology and Management (DOI 10.1007/s11723-008-9101-y); ISSN 0923-4861; Springer Verlag

roRo; Fotos: Die Deltaebene um den Mekong ist eine der „Reiskammern“ Vietnams. Hier erforschen die Kieler Geowissenschaftler die Küstenentwicklung. Le Xuan Thuyen, Vietnamese Academy of Science and Technology. Titelbild: Springer Verlag

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