Manteltiere für Teller und Tank
Landwirtschaft
Das Seetier für das Öko-Auto
Ascidiacea, oder auch Seescheiden genannt, gehören zu
den ältesten Vertretern in der Evolution des Lebens. Sie stellen die ersten
Vertreter der Chordaten noch ohne Rückensaite als Vorläufer der Wirbelsäule,
und sind auf der ganzen Welt im marinen Lebensraum zu finden. Sie besiedeln den
Tiefseeboden, finden sich unterhalb jeder Pier und leben auch auf Schiffstauen.
Der Name des Unterstamms, Tunicata, beschreibt
praktisch ihre Lebensweise. Einzeln der auch im großen Verbund filtern die
Tiere das Wasser durch eine Röhre und ernähren sich vom Plankton. Die äußere
Schicht macht die kleinen Tiere in den großen Kolonien interessant. Die äußere
Schicht besteht aus Wasser, Proteinen und Cellulosefasern. Darin eingeschlossen
finden sich auch Omega-3-Fettsäuren. Deshalb sind die Tunicata in der
südkoreanischen und japanischen Küche begehrt.
Hauptbestandteil der Cellulose ist Zucker, der auch zu
Ethanol verarbeitet werden kann. Norwegische Wissenschaftler um Eric Thompson
von der Universität Bergen prognostizieren den Manteltieren eine Karriere als
Treibstofflieferant für die emissionsarme Mobilität.
Alternative Tunicata
Bioethanol wird heute entweder aus Pflanzen gewonnen,
die auch für die menschliche Ernährung genutzt werden oder auf Flächen
angebaut, die für Nahrungspflanzen besser nutzbar wären. Cellulose aus Holz ist
heute wegen der Lignifizierung noch immer aufwendig zu gewinnen. Die
Manteltiere weisen kein Lignin auf. Die Cellulose liegt in Kristallen vor und
kann leichter zu Ethanol verarbeitet werden. Das sind für Dr. Christofer
Troedsson vom Meeresinstitut Bergen genug Gründe, die Tunicata für die
Ethanolproduktion zu favorisieren. Die Forschungsarbeiten haben im März einen
Preis erhalten. Damit soll die Grundlagenforschung in die Praxis umgesetzt
werden.
Die Nutzung von Ascidiacaen ist umweltfreundlicher als
die Nutzung von Holz, weil sie wesentlich flächeneffizienter ist. Der Rohstoff
Holz kann dann anderen Verwendungen zugeführt werden. Die Manteltiere stehen
außer in den fernöstlichen Küchen nicht in einer Konkurrenz zu Nahrungsmitteln.
Bereits vier bis sechs Monate nach Wachstum einer neuen Tunicata kann sie
bereits geerntet werden.
roRo; Foto: Inge Doskeland (Uni Bergen)