Marktschnipsel im Russlandkrieg vom 03.03.
Landwirtschaft
Agrar-Geschäftsticker im Russlandkrieg vom 03.03.
Der finnische Holzkonzern Stora Enso hat alle Verkäufe und Produktionen in Russland sowie Exporte nach gestoppt. Die Finnen haben derzeit drei Verpackungshersteller und zwei Sägemühlen in Russland, die zusammen rund 1.100 Menschen beschäftigen. Die Geschäfte mit Russland nehmen drei Prozent des Gesamtumsatzes ein. Was bislang aus Russland importiert wird, wird von anderen Quellen bezogen.
Als Russland 2014 die Krim annektierte und im Gegenzug den europäischen Sanktionen ein Embargo gegen EU-Lebensmittel verhängte, forderte der damalige Landwirtschaftsminister Christian Schmidt am 27. August 2014 zu vermehrtem Konsum von Exportäpfeln auf: „One apple a day keeps Putin away.“ Mit einem zusätzlichen Apfel ist es heute nicht getan. Der aktuelle Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Donnerstag: „Verbraucher können mit einem geringeren Energieverbrauch, Putin schädigen helfen.“
Der große Senfhersteller Altenburger bezog seine Senfkörner aus Russland. Schon vor dem Krieg stockten die Lieferungen. Die vielen Sorten Senf hätten in der kommenden Grillsaison Hochkonjunktur. Die Würze gibt es nicht nur im lokalen Handel, sondern über das Internet auch bundesweit. Zwei benachbarte Agrarbetriebe sind schon seit längerem mit zehn Tonnen Senfkörnern auf der Lieferantenliste. Jetzt werden die Beziehungen intensiviert und im Herbst sollen 70 Tonnen lokale Senfkörner in die Senfmanufaktur geliefert werden.
Dänische Lotsen wollen keine russischen Tanker mehr durch ihre Ostsee führen. Damit soll die Kriegsmaschinerie gestoppt werden. Allerdings gehört die so genannte Kadettrinne zwischen Dänemark und Mecklenburg-Vorpommern zu den internationalen Gewässern und müssten nach Seerecht offen gehalten werden.
Im Fett schwimmend wird das Siedegebäck ausgebacken. Im Kern ist Konfitüre und überzogen wird das Gebäck mit Puderzucker oder Glasur. Fertig ist der „Berliner“, den nur die Berliner „Pfannkuchen“ nennen. Ein Bäcker aus der Nähe von Böblingen verkauft seine Berliner jetzt als "Ukrainer" mit gelbblauer Garnitur. Ein Teil des Verkaufs geht an die Ukraine-Nothilfe.
Ob die Flächen direkt in Kriegsgebieten liegen oder nur die Betriebsmittel knapp werden. Die Landwirte in der Ukraine haben zunehmend Probleme, die Winterkulturen zu düngen oder Sommerkulturen zu säen. Die nächsten Wochen entscheiden, wie viel in der Ukraine überhaupt noch geerntet werden kann.
Das russische Ausfuhrverbot von Ammoniumnitrat solle Ende April auslaufen. Das Landwirtschaftsministerium hatte es für die Sicherung der eigenen Stickstoffversorgung in der Landwirtschaft verhängt. Wie der Schweizer Bauer berichtet, ist in Russland eine Verlängerung des Exportstopps in Abhängigkeit von den eigenen Bedürfnissen im Gespräch. Größter Abnehmer russischer Mineraldünger ist Brasilien.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei der Pressekonferenz zum Thema Alternativen zum Russengas durch Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke: „Wenn es helfen könnte, wird man sich damit auseinander setzen. Es geht um den Winter 2022/23. Für den Winter danach werden wir Alternativen geschaffen haben. Im besten Falle schon für diesen Winter.“
Neben Hamburg hat sich Rostock als wichtiger Exporthafen für deutsches Getreide etabliert. Die hohen Preise und neuen Märkte, die kein Getreide mehr aus der Schwarzmeerregion beziehen können suchen neue Mengen in der EU. Wird der Export von Getreide auch für die süddeutsche Binnenregion interessant, die sich bislang fern von Überseehäfen wähnte und denen hohe Getreidepreise auch höhere Transportkosten erlauben? Nein. Für die erwähnten Häfen gibt es keine Transportwege. Maximal Antwerpen könnte interessant sein, wie Raiffeisen als badische Erfassungsstelle mitteilt. Zudem halten die Landwirte im Oberrheingraben wegen der hohen Preise auch an ihrem Maisanbau fest.
Russland wähnt sich bei der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln völlig autark. Das Ministerium meint damit Getreide, Getreideerzeugnisse, Fleisch- und Fischprodukte, Zucker und Pflanzenöl. Lediglich bei Milch werde der Selbstversorgungsgrad im Jahr 2027 erreicht.
Erst 2021 hatte Bayer in der Ukraine einen Standort für die Erzeugung von Maissaatgut aufgebaut. Die ersten der 700 Mitarbeiter wurden bereits in die Armee eingezogen. Die Ukraine trägt nur mit einem Prozent zum Gesamtumsatz bei. Doppelt so hoch sind die Konzernerlöse in Russland, die von 1.800 Mitarbeitern erwirtschaftet werden.
Roland Krieg
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