Marktschnipsel im Russlandkrieg vom 10. März

Landwirtschaft

Agrar-Geschäftsticker im Russlandkrieg vom 10.03.

Die EU-Verbände der Bauernverbände und der ländlichen Genossenschaften haben den ukrainischen Bauernverband (UNAF) als neues Mitglied aufgenommen. Die Direktorin des Ukrainischen Nationalen Agrarforums, Mariia Dudikh, hatte Anfang März per Brief um eine Aufnahmen gebeten, die am Mittwochabend in einer Sondersitzung von Copa Cogeca zugestimmt wurde. Der UNAF seinerseits ist der Dachverband von  der Agrarian Union of Ukraine, des All-Ukrainian Agrarian Council, der All-Ukrainian Association of Villages and Town Councils, der Poultry Union of Ukraine, der Ukrainian Agrarian Confederation und des Ukrainian Agribusiness Club (UCAB).

Düngemittelhersteller wie Yara International oder die Borealis AG reduzieren erneut ihre Produktion wegen anhaltend hoher Gaspreise. Yara schränkt die Produktion von Ammoniak und Harnstoff in Italien und Frankreich um 45 Prozent ein. Die Jahresproduktion beier Anlagen beläuft sich auf 900.000 Tonnen Harnstoff pro Jahr. Die Werke der österreichischen Herstellers Borealis befinden sich in auch in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Als Europas größter Düngemittelhersteller hat Borealis derzeit rund 700.000 Tonnen Stickstoffdünger auf Lager. Die Österreicher vertreiben in Europa rund fünf Millionen Tonnen Mineraldünger pro Jahr. Durch die Sanktionen gegen Russland gibt es auch Probleme im internationalen Zahlungsverkehr, die Geschäfte mit Öl, Gas, Getreide und Dünger nahezu unmöglich machen.

Der europäische Dachverband für Frischeprodukte „Freshfel Europe“ ist in die Expertengruppe der Europäischen Union zur Lebensmittelsicherheit und Krisenvorsorge berufen worden. Schon die Produktionskosten 2021 sind wegen der hohen Preise um 0,1 Cent je Kilogramm Obst und Gemüse gestiegen. Die Ursachen liegen nicht nur in der Energie, sondern auch bei höheren Kosten für Paletten, Infrastruktur, Arbeits- und Beratungsleistungen sowie Versicherungskosten. Betroffen ist die Logistik regional bis zu den Ferntransporten von und nach Übersee. Die Gesamtkosten beziffert Freshfel mit vier Milliarden Euro. Für 2022 kommen weitere Preissteigerungen durch den Ukrainekrieg, Inflation und Wechselkurs mit einer Abwertung des Euro hinzu.

Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, warnt vor Insolvenzen in der Transportlogistik. Die Preise für Diesel und Flüssiggas steigen seit Monaten. Die höheren Kosten spürten die Verbraucher bald in den Supermärkten. Viele Logistikfirmen arbeiteten nicht nur am finanziellen Limit. Der Brache fehlen rund 100.000 ukrainische Lkw-Fahrer. Deren Anteil bei deutschen Firmen lag zuletzt bei sieben Prozent. In ganz Osteuropa gibt es keine Reserven mehr. Dem Mangel an Fernfahrern von 60.000 bis 80.000 kommen jährlich 15.000 neue fehlende Arbeitskräfte hinzu.

Mit Westfleisch erwischt die Schweinekrise den ersten großen Verarbeiter. Der Jahresabschluss 2021 wies einen Fehlbetrag von 12 Millionen Euro aus. Das Minus resultiert aus gestiegenen Arbeitskosten, Pandemiekosten, der Rohstoffrally sowie gestiegenen Energie- und Logistikkosten. Der Schweinemarkt ist durch die Afrikanische Schweinepest und niedrigen Schweinepreisen gekennzeichnet. Derzeit steigen die Preise wieder, aber die Genossenschaft rechnet nicht mit einer Entspannung, weil der Kostenschock durch den Krieg in der Ukraine noch nicht absehbar ist. Eine weitere Konsolidierung hält Finanzvorstand Carsten Schruck für unvermeidbar. Westfleisch will mit Tierwohl und Regionalität dagegenhalten.

Die Kiewer Hochschule für Ökonomie hält einen dauerhafteren Ausfall von Schwarzmeerweizen für die Welt für möglich. Die Länder der Mena-Region (Middle East and North Africa) müssen sich langfristig nach neuen Geschäftskunden umsehen.

Wie sensibel die Börsen auf das politische Geschehen reagieren zeigt der Erdölpreis. Nachdem die Vereinten Arabischen Emirate in den USA angekündigt haben, die Fördermenge zu erhöhen, rutschte der Preis am 10.03. für die Nordseemarke Brent um 13,2 Prozent auf 111 US-Dollar pro Barrel (159 Liter). Mit dem Atomabkommen mit dem Iran steht ein neuer Erdölexporteuer in den Startlöchern. Eine Einigung bis Juni ist möglich – aber am Verhandlungstisch sitzt auch Russland mit seinen eigenen Interessen.

Zeitungsberichten nach, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft dem deutschen Agrarunternehmer Stefan Dürr, der einer der größten Rinderbetriebe in Russland führt, das Mandat für politische Kontakte nach Russland entzogen und gleichzeitig den „Deutsch-Russischen Agrarpolitischen Dialog“ auf Eis gelegt. Dürr bekam für seine Tätigkeiten bis zu 800.000 Euro im Jahr.

Roland Krieg, VLE

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