Mechanisierung des Reisanbaus in Afrika

Landwirtschaft

Mechanisierungsdefizit kostet 1 Mio. t Reis in Afrika

Eine Tagung des Afrikanischen Reiscenters (AfricaRice) auf seiner Forschungsstation in St. Louis im Senegal hat einen Mechanisierungsplan für Afrika südlich der Sahra aufgestellt. Hintergrund ist der geringe Mechanisierungsgrad der Reisbauern.

Ernährungsaspekt

Studien zeigen, dass eine Mechanisierung der Betriebe die Nachernteverluste schon auf der Betriebsebene um die Hälfte reduzieren könnte. Nach Dr. Marco Wopereis, stellvertretender Direktor der Forschungsabteilung bei AfricaRice, könnten so 0,9 Millionen Tonnen mehr Reis geerntet werden. Diese Menge entspricht rund 17 Prozent der Reisimporte in diese Region mit einem Wert in Höhe von 410 Millionen US-Dollar. „Das kann bis zu 2,8 Millionen Menschen aus der Armut helfen“, erklärt Dr. Wopereis.

Lokale Technik

Am meisten fehlt es an kleinen zweirädrigen Traktoren, kleinen Drillmaschinen, mechanische Dreschgeräte oder kleinen Mähdrescher sowie kleinen Mühlen, die das Erntegut lokal schon vermahlen können. Letzteres ist oft der Anfang einer lokalen Wertschöpfungskette.
Doch die Technik muss passgenau sein. AfricaRice selbst hat ein Erntegerät bei den Bauern eingeführt, dass an die Standortbedingungen angepasst ist und als Muster gelten soll, wie die Mechanisierung durchgeführt werden soll. Es muss nicht nur den klimatischen und Bodenverhältnissen vor Ort angepasst sein, es muss vor Ort auch repariert und gewartet werden können.
Zur Einführung der Technik gehören Prinzipien guter Geschäftsführung. So müssen die Eigentumsverhältnisse an den Maschinen geklärt sein, die Bauern brauchen eine Ausbildung und am Besten unterstützt die lokale Regierung den Prozess.

Schlüsselstrategien

AfricanRice hat Schlüsselelemente für die erfolgreiche Mechanisierung definiert: Es müssen kohärente Strategien und Politiken für die Ausweitung der Mechanisierung festgelegt werden. Rohmaterial und Maschinen sollten zu niedrigeren Zollsätzen importiert werden. Lokale Hersteller und Anwender brauchen einen leichteren Zugang zu Krediten. Vielversprechende Prototypen müssen mit lokalen Herstellern in partnerschaftlicher Gemeinschaft eingeführt werden. Kompetenzbildung für den Gebrauch, die Entwicklung und Wartung der Technik.
Dr. Joe Rickman, Regional-Koordinator des Internationalen Reisforschungsinstitut (IRRI) für Ost- und dem südlichen Afrika betonte, dass es kleinteilige Geschäftsmodelle für kleine Mechanisierungsschritte geben sollte.

Mechanisierung von Kleinbauern

Die Mechanisierung von Kleinbauern ist ein oftmals vernachlässigtes Thema. Bei der Vorstellung des Worldwatch-Berichtes „Zur Lage der Welt 2011“ in Berlin hatte die amerikanische Autorin Danielle Nierenberg auf den Bedarf der Kleinbauern hingewiesen. Sie brauchen ebenfalls technischen Fortschritt. Vor allem der Klimawandel erfordert „more crop per drop“ vom Feld zu ernten.
Müsste derjenige, der die Landtechnik vor der europäischen Haustür und der Grünen Woche her, das internationale Engagement der Landtechnikhersteller und die kleinbäuerlichen Realitäten in Afrika und Asien kennt, nicht befürchten, dass zu große Maschinen bei zu kleinen Betrieben landen?
Dr. John Manful, der bei AfricaRice über Nacherntetechnologien beim Reisanbau forscht, ließ Herd-und-Hof.de auf Anfrage wissen, dass es keine Konflikte zwischen den amerikanischen und europäischen Landtechnikherstellern und dem lokalen Technikhandel gibt. Da es kaum eigenständige, lokale Technik gibt, sind die Werkstätten und Händler Agenten oder Filialisten der weltweiten Agrartechnik. Den bäuerlichen Wunsch und Bedarf immer größere und komplexere Maschinen einsetzen zu wollen, setzen Einkommen und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen eine Grenze.
Am Mittwochabend hatte Herd-und-Hof.de zusätzlich Gelegenheit mit einem Sprecher der Firma Claas über das Thema zu reden. Das Maschinenportfolio wird sicher nicht so kleinteilig wie ein Einachs-Traktor werden, aber angepasste Reiserntemaschinen mit bodenschonenden Raupenketten haben in Indien ihren Absatz gefunden. Demonstrationen haben Bauern sogar überzeugt, den empfindlichen Basmati-Reis maschinell zu ernten.

Lesestoff:
Den virtuellen Weg zu AfricaRice und zu Länderbeispielen, die auf dem Mechanisierungs-Workshop gezeigt wurden, finden Sie hier: www.africarice.org/warda/newsrel-grisp-mechanization-jul11.asp

Roland Krieg

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