Mechanisierung im Strauchbeerenanbau

Landwirtschaft

Autonomes Gespann für die Strauchbeerenpflege geplant

Johannisbeeren

Auf 995 Hektar werden derzeit in Brandenburg Himbeeren, Johannisbeeren und Heidelbeeren angebaut. 80 Prozent der Flächen liegen in den Kreisen Dahme-Spreewald und Potsdam-Mittelmark. Allerdings steht der Anbau von Strauchbeeren in Brandenburg stark unter Druck: Fachkräftemangel und steigende Lohnkosten zwingen die Betriebe zu rationalisieren. Zudem gilt es, Alternativen für konventionellen Pflanzenschutz zu realisieren, da die Verbraucher zunehmend ökologisch erzeugte Produkte nachfragen.

Eine Möglichkeit besteht darin, mechanische Pflegemaßnahmen wie das Mähen zwischen den Reihen gezielter und häufiger durchzuführen. „Ein kurz geschnittener Unterwuchs ermöglicht unter anderem eine bessere Durchlüftung der Sträucher und vermindert dadurch den Krankheitsdruck“, so Frank van der Hulst vom Bauernhof Weggun. „Der für diesen vorbeugenden Pflanzenschutz notwendige Aufwand stellt uns Betriebe aber aufgrund der damit verbundenen Kosten und zeitlichen Belastung vor große Herausforderungen.“

Autonomes Gespann

Ein fahrerloses, elektrisch betriebenes Traktor-Geräte-Gespann könnte in Zukunft die Unterwuchspflege übernehmen, so die Vorstellung der Projektgruppe „Emissionsfreie Strauchbeeren-Produktion“ (SunBot) am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bio-Ökonomie (ATB) in Potsdam. In den kommenden vier Jahren werden Forscher gemeinsam mit Industriepartnern und Praktikern einen autonom fahrenden Elektro-Traktor aus marktverfügbaren und neuen Komponenten entwickeln. Das Mähen soll ein neuartiges, leistungseffizientes elektrisches Schneidwerk übernehmen, elektromechanische Zusatzantriebe werden die Kompatibilität vorhandener Anbaugeräte gewährleisten. Seine Energie soll der Traktor Hof-autark aus Photovoltaik über eine neu zu entwickelnde Ladestation beziehen.

„Die Verwendung von selbsterzeugter Sonnenenergie für den Traktorantrieb reduziert sowohl die Energiekosten als auch die Emissionen“, hebt Projektkoordinatorin Prof. Dr.-Ing. Cornelia Weltzien hervor. „Trotz des höheren Energiebedarfs können wir so die Ökobilanz der Strauchbeerenproduktion insgesamt verbessern.“

Höhere Wertschöpfung

Mit SunBot soll auch die Kosteneffizienz und Arbeitsproduktivität im ökologischen und integrierten Strauchbeerenanbau verbessert werden. „Pflegearbeiten können dann autonom ausgeführt und sogar in die Nachtstunden verlegt werden. Wir gehen davon aus, dass sich der manuelle Arbeitsaufwand für die Strauchbeerenproduktion deutlich verringert und die reduzierten Verfahrenskosten zu höherer Wertschöpfung und damit auch zu mehr Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe beitragen“, fasst Prof. Weltzien die Erwartungen zusammen und ergänzt: „Energieautark, emissionsarm, leise in der Anwendung und dezentral einsetzbar – dieses Projekt passt ganz ideal in unser aktuelles ATB-Forschungsprogramm für eine digitale Landwirtschaft.“

Der Einsatz des smarten Systems wird in der Praxis in Himbeer-, Johannisbeer- und Heidelbeeranlagen getestet – auch hinsichtlich eines sicheren und wirtschaftlichen Betriebs. Untersucht wird zudem der Einfluss der autonom ausgeführten Pflegemaßnahmen auf Ertrag und Fruchtqualität. Hier erwarten die am Projekt beteiligten Obstproduzenten eine nachhaltige Verbesserung gegenüber dem Status quo und dadurch eine insgesamt höhere Wertschöpfung für die regionale Strauchbeeren-Produktion.

Lesestoff:

Das Projekt am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bio-Ökonomie (ATB) in Potsdam-Bornim hat vom Land Brandenburg einen Förderbescheid in Höhe von 1,6 Millionen Euro für vier Jahre im Rahmen der Europäischen Investitionspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ erhalten.  

Helene Foltan (ATB), Foto: Frank van der Hulst

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