Mega-Deal im Schweinebereich

Landwirtschaft

Smithfield wird chinesisch

Zwanzig Jahre Strukturwandel im deutschen Schweinesektor, dem fast zwei Drittel der Schweinemäster zum Opfer gefallen sind, haben gewerbliche Betriebe hervorgebracht, die in den Dörfern auf wenig Gegenliebe stoßen. Die Überschrift für die Entwicklung lautet „internationale Wettbewerbsfähigkeit“. Erst vor zwei Jahren hat Deutschland China wieder mit Schweinefleisch beliefern dürfen. Qualität gab den Ausschlag: Das Fleisch muss von Tieren stammen, die in Deutschland geboren, aufgewachsen und gemästet wurden. Smithfield und Shuanghui International haben in der letzten Woche womöglich das Todesurteil für das deutsche Exportschwein unterzeichnet. Nur eine Woche vor dem Außenwirtschaftstag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, auf dem auch China wieder ein Workshop gewidmet wird.

Noch konkurrenzfähig?

China kämpft seit Jahren um die Qualität bei seinen Lebensmitteln. Nachhaltigkeit hat mittlerweile hohe Priorität auf der politischen Agenda. Die ewigen Milchskandale haben dazu geführt, dass die Chinesen sich ausländische Technik und Firmen sichern. Der technische Fortschritt wird eingekauft [1]. Der nächste Clou fand in der letzten Woche statt, als Smithfield und Shuanghui den weltweit größten Handelsdeal im Schweinebereich abgeschlossen haben. Die deutschen Aussichten für chinesischen Markt wanken.

Der Deal

Shuanghui nimmt rund sieben Milliarden US-Dollar in die Hand, kauft die verfügbaren Smithfield-Anleihen und übernimmt die ausstehenden Zahlungsverpflichtungen. Den Anteilseignern werden je Anleihe 34 US-Dollar in bar ausgezahlt, was etwa 31 Prozent über dem aktuellen Wert liegt. Der Vorsitzende Wan Long sieht in dem Zusammenschluss der in den USA und China größten Schweinefleischproduzenten eine „historische Chance“. Das neue Unternehmen wird der weltweite größte Schweineproduzent und soll seine Qualitätsware nicht nur in China verkaufen. Nach Aussage von Larry Pope, Präsident von Smithfield, soll es beim US-Konzern weltweit keine Veränderungen bei den 46.000 Mitarbeitern geben. Die Zusammenarbeit mit den Chinesen soll als expansive Strategie verstanden werden.

US-Exporte von Schweinefleisch

In diesem Jahr werden rund 700 Millionen Schweine in China geschlachtet, der Konsum soll auf 40 Kilogramm pro Person im Jahr steigen.
Eine Woche vor dem Deal hat das amerikanische Magazin „National Hog Farmer“ einen lukrativen Ausblick auf den asiatischen Markt geworfen. Allerdings auf den ASEAN und nicht auf China. Die Philippinen sind das achtgrößte Exportland für die Amerikaner, wohin sie alleine im März fast 12.000 Tonnen Schweinefleisch exportierten. Der Wert von 28,1 Millionen US-Dollar ist eine Steigerung von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahres-März. Die Zahlen sind für nach Ansicht der U.S. Meat Export Federation ein positiver Ausblick für die amerikanischen Schweinemäster. Die Freude ist vor allem vor dem Hintergrund zu sehen, dass Russland den Markt für amerikanische Schweinefleischprodukte dicht gemacht hat.
Für den amerikanischen Export sind die Märkte in Mexiko, Japan und China aber mit Abstand die wichtigsten. In China kommt jetzt ein internes Handelsnetz hinzu.

Anstieg der amerikanischen Exporte?

Die Meldungen unterstellen, dass die amerikanischen Farmer mehr Schweinefleisch nach China exportieren können. In welchem Umfang das sein könnte, darüber spekuliert Dr. Bryan Lohmar, Direktor des US. Grains Council (USGC) in China. Wenn China etwa eine Million Tonnen Schweinefleisch pro Jahr über Smithfield importieren könnte, hätte das kaum einen negativen Effekt auf die Maisimporte. Die Menge an Schweinefleisch ersetze mit drei bis 3,5 Millionen Tonnen Futtermais lediglich zwei Prozent des chinesischen Bedarfs. Die amerikanischen Getreidebauern sehen dadurch keine Schmälerung ihres eigenen China-Geschäftes.
Die Zahl von einer Million Tonnen Schweinefleisch hält Dr. Lohmar sogar für sehr hoch, denn Smithfield produzierte 2012 in den USA „nur“ zwei Millionen Tonnen Schweinefleisch. Eine Ausdehnung großer Schweinehaltungen in den USA würde auch in den USA auf Umweltprobleme stoßen, so Dr. Lohmar. Einfuhren in solcher Höhe würden bei Shuanghui die eigenen Wachstumspläne in China unterminieren. Der Direktor für das USGC hält die Kaufsumme dennoch für gerechtfertigt. Die Chinesen werden durch den Deal mehr von der Guten Praxis, der Genetik und Technologie profitieren.

Smithfield

Deutschen Konsumenten ist Smithfield nicht unbekannt. Die Marken „Farmland“ und „Weight Watchers“ im Bereich gekochter Fleischwaren gehören zum US-Konzern. In Polen und Rumänien hat Smithfield die großen Schweinefleischproduzenten übernommen.

Lesestoff:

www.shuanghui-international.com

www.smithfieldfoods.com

[1] Nachhaltigkeit:China on the move

US Hog Lift: Wie der Handel mit Schweinen mit Japan begann

Roland Krieg

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