Mehr Bienen braucht das Land
Landwirtschaft
Die ökonomische Bedeutung von Bienen und deren Erhaltung
Das Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim hat in einer ökonomischen Analyse die Bedeutung des Imkerei-Sektors in Deutschland berechnet. Basis sind die Daten des Deutschen Imkerbundes in Baden-Württemberg mit der Grundlage von 16.200 Imkern und 150.000 Bienenvölkern [1]. Die Studie bezieht sich sowohl auf den Imkereisektor als auch auf den landwirtschaftlichen Sektor.
Für den Honig- und Wachssektor wird ein Produktionswert von 120 Millionen Euro berechnet. Die Bestäubungsleistung der Bienen hingegen erreicht einen Wert, der mit 1,6 Milliarden Euro dreizehnmal höher ist. Dazu wurden die Erträge mit und ohne Bestäubung verglichen. Ohne Bestäubung sind die Erträge rund 41 Prozent geringer, wobei es allerdings große Abweichungen gibt. Bei Äpfeln, Birnen und Kirschen ist der Durchschnittsertrag 61 Prozent niedriger, bei Raps, Soja und Sonnenblumen sind es 25 Prozent und bei Gemüse liegt der Wert bei 42 Prozent.
Importbedarf bei Honig steigt
Die Zahl der Bienen ist rückläufig und wird derzeit vor ersten Studien über ein Insektensterben groß diskutiert. Gerade erst hat das Europaparlament ein starkes Votum für mehr Bienenschutz abgegeben [2].
Auf jeden Fall braucht Deutschland mehr Bienen, denn der Importbedarf an Honig steigt, wie der Honig-Verband jetzt feststellte. Im Jahr 2017 wurden 87.756 Tonnen Honig im Wert von 259 Millionen Euro aus EU- und Nicht-EU-Ländern eingeführt. Gegenüber dem Vorjahr wurden 3.940 Tonnen mehr nach Deutschland eingeführt. Deutschland ist damit der größte Honig-Importeuer der EU.
„Die Nachfrage nach Honig in Deutschland muss verstärkt durch Importe erfüllt werden“, sagt Dr. Helena Melnikov, Geschäftsführerin des Honig-Verbandes. „Die Zahlen zeigen, dass unsere Mitglieder als Honigimporteure und –abfüller einen wichtigen Beitrag leisten, um den deutschen Bedarf an Honig zu decken.
Wie schon im Vorjahr gehören Argentinien (14.097 t), Mexiko (13.692 t) sowie die Ukraine (13.098 t) zu den Hauptlieferanten Deutschlands. Während ca. 71 Prozent des Honigs aus Ländern außerhalb der EU importiert werden, stammen ca. 29 Prozent aus den Mitgliedsländern der EU. Hier zählen Ungarn (5.451 t), Bulgarien (4.707 t), Spanien (4.311 t) und Rumänien (3.847 t) zu den größten Importländern für Honig.
MV weitet Blühflächenförderung aus
Der Begleitausschuss zum Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum (ELER) hat vergangene Woche mit der Zustimmung zum 4. Änderungsantrag in Mecklenburg-Vorpommern für die Förderperiode 2014 bis 2020 die förderfähigen Blühfläche und Blühstreifen von fünf auf 20 Hektar auf den Weg gebracht. Das gilt bereits ab dem Antragsverfahren zum 15. Mai 2018.
Der Verpflichtungszeitraum für Neuantragsteller beläuft sich auf 5 Jahre und 7,5 Monate. Antragsteller, die bereits in den Vorjahren Anträge für diese Maßnahme gestellt haben, können Ihre bestehende Verpflichtung auf bis zu 20 Hektar Flächengröße anpassen. Dafür ist bis zum 15. Mai 2018 ein Anpassungsantrag zusammen mit dem Zahlungsantrag für das Jahr 2018 zu stellen. Die zusätzlichen ein- oder mehrjährigen Blühflächen und
-streifen sind bis spätestens 31.05.2018 anzulegen. Der Anpassungsantrag führt nicht zu einer Änderung des bisherigen Verpflichtungszeitraumes. Die übrigen Förderbedingungen bleiben unverändert.
Mit der Ausweitung soll sich die Insektenpopulation auf landwirtschaftlichen Nutzflächen beleben, kommentiert Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus.
Feldwege sind Lebensräume
In Hessen hat ein breites Bündnis den Schutz und Erhalt der Artenvielfalt jetzt auch mit Feldwegen verknüpft. Darunter auch die Bienenweiden. Landwirte haben in der Vergangenheit wegen des starken wirtschaftlichen Drucks ihre Flächen vergrößert. Wo früher noch Feldwege und nicht bewirtschaftete Streifen am Wegesrand waren, werde heute jeder Zentimeter ackerbaulich genutzt, beklagte Landwirtschaftsministerin Priska Hinz: „Wenn wir Insekten, Vögel und Kleintiere in Hessen schützen wollen, dann müssen wir ihnen Lebensräume geben.“
Ein breites Bündnis von Landwirten, Jägern und Naturschützern weist gemeinsam mit dem Umweltministerium auf die große Bedeutung dieser Wegraine als Lebensräume hin und hat praktische Tipps erarbeitet, wie man diese wichtigen Biotope erhalten, aufwerten und weiterentwickeln kann und eine Broschüre zum Thema herausgegeben [3].
Weitere Tipps aus der Studie
Die Hohenheimer Studie will das Thema Insektenbestäubung stärker in die Aus- und Fortbildung und Fachberatung verankern. Es brauche mehr praxisbezogene Forschung und öffentliche Veranstaltungen sowie mehr Zusammenschlüsse zwischen Landwirten, Imkern und der Agrarverwaltung.
Die Autoren der Studie gehen von konservativen Berechnungen aus. Zum einen fehlen in der Betrachtung die verbandsunabhängigen Imker und konnten nicht alle Produkte wie Propolis berücksichtigt werden.
Lesestoff:
[1] Christine Oré Barrios et al.: „Eine ökonomische Analyse des Imkereisektors in Deutschland“, Hohenheim 2017: http://orgprints.org/32437/ Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)
[2] EU-Strategie für mehr Bienenschutz: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/europaparlament-schreibt-bienenschutz-gross.html
[3] Broschüre zu Wege als Lebensräume: https://umwelt.hessen.de/umwelt-natur/naturschutz/arten-biotopschutz/natuerliche-vielfalt-biodiversitaet
Roland Krieg