Mehr Fisch
Landwirtschaft
Zertifizierter Bio-Fisch weltweit nachgefragt
>Fisch soll regelmäßig auf den Tisch. Er ist leicht verdaulich, kalorienarm, Meeresfisch führt dem Körper Jod zu und die Omega-3 Fettsäuren sorgen für ein ausgewogenes und gesundes Fettsäuremuster. Mehr Fisch zu essen, stößt aber auf ein Problem: 47 Prozent aller Fischarten weltweit werden bis auf die Bestandserhaltung abgefischt und 28 Prozent werden sogar überfischt, stellte Nicolaus Guichaux vom Marine Stewardship Council (MSC), einem unabhängigen Zertifizierer für Meeres- und Flussbewohner fest. Die Fangmethoden lassen zu wünschen übrig, weil 25 Prozent des Fanges tot oder sterbend an Bord gelangen. Zwischen 1950 und 2000 hat die weltweite Fangmenge von acht auf 93 Millionen Tonnen zugelegt und sichert rund 200 Millionen Menschenrund um den Globus Arbeit und Auskommen.Bio-Fisch im Aufwind
Die Siegel von MSC und dem Ökoverband Naturland beziehen sich auf die nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände, die Auswirkungen der Fischerei auf die Umwelt und auf ein effektives Management, das Regeln und Vorgaben einhält. Vieles steht noch in den Anfängen. So gibt es bei der FAO ein entsprechendes Regularium für eine nachhaltige Fischerei, die EU hat jedoch erst im vergangenen Herbst zu einem ersten Treffen geladen, um einheitliche Standards festzulegen.
So gibt es in Frankreich das Label AB France, das allerdings nicht auf deutsche Verhältnisse übertragen werden kann, so Udo Censkowski von der Beratungsfirma Organic Service. Deshalb sind einheitliche Standards dringend erforderlich, denn die Fischer fassen gerade erst wieder Vertrauen in diesen verhältnismäßig neuen Markt. Überproduktionen hatten beispielsweise in Großbritannien bei Lachs zu Preiseinbrüchen geführt.
Peter Bridson von der englischen Soil Asociation gibt aber stellvertretend für andere Fischarten positive Marktimpulse wieder: Zurzeit werden in England rund 3.000 Tonnen Biolachs für 4 Euro je kg produziert. Die Fangmenge für 2007 wird bei 6.000 t und 2010 bei 8.000 t liegen - trotzdem soll der Preis stabil bleiben.
Klarheit gefordert
Zu wenig Standards, schwache Zertifizierungen und mangelnde Praxis sind für Bio-Fische die größte Bedrohung, so Peter Bridson. Vielfach wird "Nachhaltigkeit" dem Verbraucher als ?ökologisch? verkauft, so wie es die amerikanische Lebensmittelbehörde macht. Biologische Fischhaltung schließt aber die Tiergesundheit mit ein, weswegen eine 24-Stunden-Beleuchtung zur schnelleren Geschlechtsreifung verboten bleibt. Im Gespräch mit Herd-und-Hof.de wies Stefan Bergleiter von Naturland auf die Problematik hin. Aquakultur in geschlossenen Systemen ist natürlich einfacher zu kontrollieren. Schon bei großen Binnenseen, wie es sie in Norddeutschland gibt, ist durch die allgemeine Zugänglichkeit und Verfügbarkeit der Ressource Wasser die Kontrolle schwierig. Es gäbe bereits viele Anfragen von Fischern, sich zertifizieren zu lassen, aber er würde solche Systeme nicht mehr als ökologische Aquakultur, sondern als nachhaltige Fischerei bezeichnen.
Im Vorteil sind dann Teichlandschaften in Naturschutzgebieten. So stellte Béla Halsi-Kovács die Hortobagy Fishfarm im gleichnamigen ungarischen Nationalpark vor. Aus 6.000 Hektar Fischteichen werden mit traditionellen Fangmethoden rund 2.000 Tonnen Biofisch gefangen. Mit eigener Verarbeitung und Verpackung spielt die Firma nach eigenen Angaben die bedeutendste Rolle auf dem ungarischen Fischmarkt.
Lesetipps:
Für Details de beschriebenen Standards besuchen Sie folgende Seiten:
www.msc.org (Hier finden Sie auch Händler und Marken für zertifizierten Seefisch)
www.naturland.de (zertifizierte Aquakultur: Karpfen, Forelle und Shrimps)
www.fao.org (Code of Conduct for Responsible Fisheries)
Roland Krieg