Mehr Respekt vor Insekten

Landwirtschaft

Gütezeichen „Insect – Respect“

Die einen scheinen lästig, wenn sie im Sommer durch das offene Fenster in die Wohnung kommen. Andere werden als kleinstes Nutztier der Welt umhegt und gepflegt, weil die Biene süßen Honig produziert. Wieder andere stechen und übertragen dabei gefährliche Krankheiten. Nicht nur bei Menschen sondern auch bei Nutzpflanzen. Daher werden Insektizide eingesetzt, um Blattläuse und Co. fern zu halten.

Auf der BioFach gab es Gelegenheit, über Insekten einmal grundsätzlich nachzudenken. Insekten gab es bereits 300 Millionen Jahren vor den Menschen und sind im Ökosystem zumindest als weit vorne liegender Teil der Nahrungskette unersetzlich. Insekten „entsorgen“ aber auch organischen Abfall, machen den Boden fruchtbar, unterstützen Pflanzen bei der Vermehrung und produzieren manchen Biostoff, der auch für die Industrie interessant ist. In einem kleinen gleichnamigen Film werden Insekten als „Kleine Riesen“ beschrieben. Doch nur wer genau hinschaut erkennt, dass die Zahl der Fluginsekten in den letzten 15 Jahren um 80 Prozent abgenommen hat.

Die Bielefelder Firma Reckhaus hat sich den Insekten in ganz besonderer Weise angenommen und zeigt das auf der Nürnberger Messe auch mit einem ganz besonderen Messestand: Er steht auf dem Kopf. So verkehrt herum sollen sich die Gedanken der Menschen auch dem Thema Insekten nähern. Für die „kleinen Riesen“ hat sich die Firma etwas ganz besonderes ausgedacht und wurde bereits mit dem Schweizer Ethikpreis bedacht.

Die Losung „Rettet die Insekten“ wäre zu einfach. Die Firma setzt dort an, wo Insekten gezielt oder als „Kollateralschaden“ bei der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten ausgetilgt werden.

Reckhaus stellt seit 60 Jahren Pflanzenschutzmittel her und hat eine Berechnungsformel für einen „Insektenausgleich“ erstellt. Beim Eingriff in die Landwirtschaft wird durch den Einsatz eines Insektizids eine bestimmte Masse Insekten getötet. Diese Gewichtsmasse wird mit der produzierten Produkteinheit multipliziert und ergibt einen „rechnerischen Verlust“ an Insekten. Umgekehrt sind Wissenschaftler in der Lage, pro Landschaftseinheit die vorhandene Insektenpopulation zu bemessen. Miteinander verglichen, kann für den Einsatz eines Insektizids die benötigte Ausgleichsfläche berechnet werden, die den Populationsverlust wieder kompensiert.

Reckhaus hat dem ganzen ein eigenes Gütesiegel verpasst: „Insect Respect“. Es bezeichnet ein bekämpfungsneutrales Insektenschutzmittel und wird an Firmen vergeben, die für die Herstellung ihrer Mittel einen Ausgleich garantieren. Reckhaus selbst ist mit gutem Beispiel vorangegangen und zeigt, dass der Ausgleich keine neue Flächenkonkurrenz bedeuten muss. Im November 2012 hat die Firma eine erste Ausgleichsfläche auf dem Dach ihres Bielefelder Verwaltungsgebäudes geschaffen. Die erste Ausgleichsfläche in der Schweiz entstand im November 2015 in Gais.

Lesestoff:

www.insect-respect.org

Roland Krieg; Foto: roRo

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