Mikrobiologen in Harrogate Teil II

Landwirtschaft

Highlights vom Frühjahrstreffen der Mikrobiologen

Im englischen Harrogate geht heute das Frühjahrstreffen der Mikrobiologen zu Ende. Weitere ausgewählte Höhepunkte:

Blauzungenkrankheit
Prof. Peter Mertens vom Institut für Tiergesundheit fürchtet, dass die Blauzungenkrankheit nur der Beginn einer Welle von Krankheiten ist, die durch die Klimaerwärmung hervorgerufen wird. Die vormals in Nordeuropa nicht vorkommende Krankheit hat mittlerweile endemische Ausmaße angenommen und mehr als zwei Millionen Wiederkäuer, meist Schafe, getötet. Wärmeres Wette hat die Infektionsraten erhöht und die Entwicklung des Virus in der Mücke selbst forciert, so Prof. Mertens. Milde Winter geben dem Krankheitserreger bessere Chancen, in die nächste Saison zu kommen. Zumal hat der Serotyp BTV 8 sich zur Überwinterung auch den Weg über die Wiederkäuer erschlossen und kann direkt von Tier zu Tier übertragen werden. „Wir haben mittlerweile festgestellt, dass neun verschiedene Serotypen der Blauzunge bislang 12 Krankheitsausbrüche verursacht haben, und seit 1998 auf mindestens vier verschiedenen Wegen nach Europa gelangten“, sagte Prof. Mertens. Für ihn ist die signifikante Verschiebung der Krankheitszone eng mit dem Klimawandel verbunden.
Auch wenn die Impfkampagne in England die Krankheit verhindern konnte, müsse am Wirkstoff noch gearbeitet werden. Derzeit werde mit inaktivierten Viren gearbeitet, doch sollen modernere Impfstoffe Poteinuntereinheiten des Virus besitzen. Gleichzeitig wollen die Mikrobiologen an Unterscheidungsmerkmalen arbeiten, geimpfte von nicht geimpften Tieren unterscheiden zu können.

Probiotik für Mensch und Tier
Mikrobiologen der Universität Cork haben Probiotika einmal anders verwendet. Sie beschäftigten sich mit drei Krankheiten, die in Nutztieren und bei Menschen gleichermaßen auftreten können. Es geht um Rinder-Mastitis, Salmonellen bei Schweinen und Listeriose bei Mäusen. Dr. Colin Hill verwendet selbstgemachte Probiotika, die ungefährliche Lactobacillen beinhalten. Bei allen drei Krankheiten haben seine Probiotika positive Effekte erzielt.
Dabei bestand die Wirkung der probiotischen Partikel von der direkten Wirkung durch Abtöten des Krankheitserregers, bis über indirekte Wirkungen über das Immunsystem. So produzierte das Lactobacillus sylvarius UCC118 bei Mäusen gegen Listeriose ein antimikrobielles Peptid, das den Erreger im Verdauungstrakt der Tiere abtötet. Lactococcus lactis induziert bei Rindern eine Immunantwort, die das infizierende Bakterium erfolgreich bekämpft.
Dr. Hill sieht in der Verwendung von Probiotika einen Vorteil gegenüber Antibiotika: Sie sind sicher, nicht invasiv in Körper und Umwelt, produzieren keine resistenten Bakterienstämme und können jederzeit über das Futter verabreicht werden. Bevor Dr. Hill die Effekte auf den Menschen übertragen will, müsse die Forschung noch die molekularen Zusammenhänge der Wirkweisen verstehen.

Heißes und kaltes Wasser für Mungbohnen
Sprossen der Mungbohne werden gerne als Rohkost im Salat gegessen, Sind sie aber beispielsweise mit Listeria monocytogenes infiziert, kann das Meningits beim Menschen hervorrufen. Mikrobiologen von der Universität Nottingham haben sich der Herausforderung gestellt, die Mungobohnen mit natürlichen Mitteln zu desinfizieren und gleichzeitig die Sprossung aufrechtzuerhalten. Wichtig ist das vor allem für den Biomarkt, dessen Kunden keine chemische Behandlung ihrer Nahrungsmittel wünschen, sagt Apinya Vanichpun.
Die Experten haben die Bohnen abwechselnd mit heißem und kaltem Wasser behandelt. Die Wirkung auf die Bakterien war ausreichend, doch sank die Keimfähigkeit der Bohnen. Vanichpun experimentierte auch mit einer Mischung aus gleichen Teilen Limonensaft und Essig. Hier erzielten die Mikrobiologen den gleichen Effekt wie durch Natriumhypochlorit, mit dem Babyflaschen desinfiziert werden, und Milchsäure,. Diese Methoden waren bezüglich der Desinfektion in etwa gleichwertig, doch zeigten sich Unterschiede in der Keimfähigkeit. Bei der Behandlung mit Natriumhypochlorit keimten noch 98 Prozent der Bohnen, bei Limonensaft und Essig nur noch 78 Prozent. Folgerung: Die Prozessketten, die Wert auf natürliche Ver- und Bearbeitung legen, sollten die Wassermethode verwenden.

Roland Krieg

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