Mikrobiologentreffen in England
Landwirtschaft
Frühjahrskonferenz der Society for General Microbiology
Ab heute treffen sich Mikrobiologen im englischen Harrogate International Center und tauschen bis zum 02. April ihre neusten Forschungsergebnisse aus. Ein paar Highlights:
Antibiotika im Boden
Antibiotika, die in intensiven Tierhaltungssystemen verwendet werden, haben negative Effekte auf Bodenorganismen. Dr. Heike Schmitt von der Universität Utrecht wird heute in Harrogate die neuesten Ergebnisse präsentieren, wie die Stoffe über den Dung auf die Felder gelangen. Während höhere Lebewesen, wie der Regenwurm, lediglich durch außergewöhnlich hohe Dosen geschädigt werden, sind Veränderungen in der bakteriellen Bodenwelt eher wahrscheinlich. Mit Hilfe neuester Technik hat Dr. Schmitt Veränderungen bei Bakterien des Stickstoffkreislaufs im Boden vorgefunden, die mehrere Wochen anhielten – auch wenn die Konzentration des Antibiotika bereits wieder deutlich gesunken ist. Zudem verändert sich die Bodenfauna und Pilze beginnen, die Bakterien zu ersetzen. Solche Effekte treten jedoch nur dort auf, wo hohe Konzentrationen von Antibiotika vorhanden sind und der Dung nicht ordentlich mit dem Boden vermischt wurde.
Gasbrand in Intensivhaltung und bei Diabetes
Gasbrand ist während der beiden Weltkriege bei verletzten Soldaten eine gefürchtete Krankheit gewesen, bei der Clostridium perfringens zunächst die Blutzufuhr zum verletzten Gewebe unterbindet, dieses dann entzündet und ein Toxin für das Herz bildet. Professor Richard Titball von der Universität Exeter berichtet heute auf dem Mikrobiologenkongress, dass Gasbrand nicht nur für den Menschen gefährlich ist, sondern bei intensiv gehaltenen Hühnern nekrotische Entzündung hervorrufen kann. Während bei den Verletzten durch schnelle Hilfe die Gefahr des Gasbrands verringert wurde, taucht Clostridium perfringens vereinzelt immer wieder bei intensiv gehaltenen Nutztieren auf. Aber auch bei Menschen wirkt es in anderer Weise weiter: Das Bakterium kommt vor allem bei älteren Menschen mit Diabetes vor. Weil es in Zukunft immer mehr Diabetiker gibt, fürchtet Prof. Titball, dass die Infektionen mit Gasbrand ansteigen könnten.
Eingekapseltes Teebaumöl gegen MRSA
Die antimikrobielle Wirkung von Silber ist bekannt, Doch auch Teebaumöl hilft bei infizierten Hautwunden, berichtet Wan Li Low von der Universität Wolverhampton. Werden die beiden Stoffe in Lipidtröpfchen eingekapselt, verstärken sich die Effekte sogar noch. Der Mikrobiologe hat gezeigt, dass die Stoffe vor allem bei Staphylococcus aureus, Verursacher von Abszessen, und der Hefe Candida albicans wirken. Letztere verursacht die so genannte Strahlfäule bei Huftieren, vor allem bei Pferden. Werden Silber und Teebaumöl in geringsten Dosen zusammen eingekapselt, so kann der Tiermediziner die Wirkstoffmenge besser kontrollieren, denn sowohl Silber als auch Teebaumöl können in hohen Dosen unerwünschte Nebeneffekte aufweisen.
Eine Variante des Bakteriums ist die Methicilin-resistente Staphylococcus aureus Form, die mit MRSA abgekürzt wird. Sie ist nicht nur in Krankenhäusern als resistenzgehärtetes Bakterium ein Problem, sondern auch in Schweinebeständen der Intensivhaltung. Wan Li Low hält seine Mischung aus Silber und Teebaumöl für geeignet, gegen die antibiotisch resistente MRSA wirken zu können.
Omega 3 gegen Methanausstoß bei Kühen
Die positive Wirkung von Omega 3-Fettsäuren auf Mensch und Tier sind gut dokumentiert. Wird sie dem Futter von Milchkühen zugesetzt, dann verbessert sich nicht nur die Fleischqualität, sondern reduzieren sich auch die Methanausstöße. Dr. Lorraine Lillis vom University College Dublin berichtet von diesen Effekten, durch eine Beigabe in Höhe von zwei Prozent Omega 3 im Futter.
Mehr als 900 Milliarden Tonnen Methan, rund ein Drittel der Gesamtmenge, werden weltweit durch Methanbildner in den Wiederkäuermägen von Kühen, Schafen und Ziegen produziert. Methan wirkt rund 20 Mal intensiver auf das Klima als Kohlendioxid. In Irland stammt die Hälfte des Methan aus Wiederkäuermägen, weswegen auf der grünen Insel darüber diskutiert wird, die Anzahl der Tiere zu begrenzen. Dr. Lillis hingegen berichtet heute, dass sich mit Omega 3-Fettsäuren Alternativen bieten.
Am Ende der Tagung gibt es weitere Abstracts.
roRo