Milcherzeuger bleiben unter Druck
Landwirtschaft
Milcherzeugungskosten bleiben hoch
Die Marktbeobachtungsstelle der EU-Kommission vermerkt im April bei Milch, Butter, Pulver und Käse leicht abflachende Seitwärtsbewegungen der Preise. Im Juni gaben vor allem die Butter- und Käsepreise in Ozeanien nach, was sich bis Anfang Juli fortsetzte. Der Global Dairy Trade-Tender über alle Produkte ist in den letzten 14 Tagen um 0,4 Prozent gefallen. Die Milcherzeuger erlösen bundesweit derzeit durchschnittlich 33,0 Cent/kg. In Ostdeutschland folgt sogar die Bio-Milch, hält aber den Abstand zum konventionellen Produkt mit 13 Cent je kg.
Hinzu kommt, dass die Anforderungen aus dem Handel steigen. Nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI steigt die Produktdifferenzierung im Trinkmilchbereich nach Herkünften, Portionsgrößen, Convenience und Nachhaltigkeit. Gleichermaßen ist der Anteil an Handels-Aktionen gestiegen. Die Kunden kaufen dennoch überwiegend nach Preis. Dadurch wurde selbst Markenware günstiger als im Preiseinstiegssegment angeboten. Wegen der sommerlichen Witterung sind die Absatzzahlen jedoch eher gedämpft. Das saisonal sinkende Milchangebot geht derzeit vermehrt in den Käsemarkt, der bei begrenztem Angebot stabile Preise generiert. Bedingt auch durch steigende Käseexporte vor allem in die USA und nach Japan. Zwischen Januar und April hat die EU28 sich als Käseexportweltmeister etabliert. Mit 280.000 Tonnen liegt der Verkauf jeweils mehr als doppelt so hoch wie aus Neuseeland und den USA.
Die leicht entspannte Kostensituation bei Futter und Energie sorgt nach aktuellem vierteljährlichen Milch Marker Index (MMI) für keine Entspannung. Die Kosten im April 2019 liegen sieben Punkte über dem Vergleichswert aus dem Jahr 2010 und stagnieren seit zwei Jahren auf hohem Niveau. Die Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) weist Kosten von 44,33 ct/kg für die April-Milch aus. Damit deckt der Milchpreis die Kosten nur zu 78 Prozent, wie das European Milk Board (EMB) mitteilt. Johannes Pfaller aus dem EMB-Vorstand beklagt, dass die Molkereien den Milchbauern nur so viel zahlen, dass der Milchfluss erhalten bleibe. Der EMB plädiert für ein Marktverantwortungsprogramm.
Lesestoff:
Das BAL hat jetzt die zweite Ausgabe der Milcherzeugungskosten 2017 für Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden veröffentlicht. www.europeanmilkboard.org
Roland Krieg