Milchviehwirtschaft in Norddeutschland

Landwirtschaft

DVT-Regionalgruppentagung

Neben rein ökonomischen Themen wurde über die steigende Bedeutung gesellschaftlicher Anforderungen an die Milchproduktion, wie beispielsweise eine nachhaltige Wirtschaftsweise, diskutiert. Hier steht nicht zuletzt auch die Futtermittelbranche als Vorstufe der Milcherzeugung im Licht der öffentlichen Betrachtung, wie Dr. Hüttmann (DVT-Vorsitzender) in seinen Eingangsausführungen verdeutlichte. Prof. Dr. Johannes Sauer, Leiter der Stiftungsprofessur „Ökonomie der Milchwirtschaft“ an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel, wies darauf hin, dass der heimische Milchmarkt mit dem Ausstieg aus dem Milchquotensystem im Jahr 2015 zukünftig deutlich stärker den Herausforderungen des Weltmarktes ausgesetzt werde. Die hohe Preisvolatilität auf dem Weltmarkt werde auch für den EU-Binnenmarkt Normalität. In diesem Zusammenhang müssten sich die Erzeuger künftig mehr mit drastischen Preisschwankungen und den Mechanismen der Risikoabsicherung auseinandersetzen.

Diese Annahmen bestätigte Dr. Dirk Gloy, Geschäftsführer des Bereichs Produktion bei der DMK Deutsches Milchkontor GmbH. Risikoabsicherungsmaßnahmen gehörten in Zukunft zum Rüstzeug von Landwirten und Molkereien. Für die Milchindustrie seien zudem möglichst exakte Prognosen für die Entwicklung der Milchanlieferungsmengen und des weltweiten Milchangebots von elementarer Bedeutung. Dass die heimische Milchwirtschaft sich den Herausforderungen des Marktes stelle, könne man anhand des enormen Strukturwandels auf der Ebene der Milcherzeuger, aber auch auf der Molkereiebene erkennen. Prinzipiell seien die Milchvieh haltenden Betriebe in Nord- und Ostdeutschland mit den in jüngster Zeit vollzogenen betrieblichen Wachstumssprüngen für die Zukunft gut aufgestellt. Dennoch werde es auch weiterhin einen scharfen Konzentrationsprozess geben, so Dr. Gloy. Die Milchproduktion in Deutschland dürfte nach seiner Einschätzung in den kommenden Jahren kontinuierlich ansteigen. Für die Futtermittelproduzenten bedeutet dies, dass der Milchsektor ein interessanter Partner mit zusätzlichem Wachstumspotenzial bleibt. Unter dem Szenario eines tendenziell schrumpfenden europäischen Nachfragemarktes sieht Dr. Gloy Wachstumschancen vorrangig beim Export von Milchprodukten in Schwellenländer wie China. Allerdings gebe es in der Welt weitere Regionen mit Produktionswachstum und Exportorientierung. Der jüngste Preisdruck auf dem Milchmarkt habe unmittelbar damit zu tun und werde voraussichtlich bis zum Ende des 2. Quartals im laufenden Kalenderjahr andauern. Für die zweite Jahreshälfte 2012 sieht der Marktexperte jedoch wieder eine freundlichere Absatzsituation auf dem Milchmarkt.

Britta Noras, Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT)

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