Ministerdoppel für Mensch und Tier
Landwirtschaft
G20-Public-Health in Berlin
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat am Mittwoch zusammen mit seinem Amtskollegen Hermann Gröhe aus dem Gesundheitsministerium die Tagung der G20-Public-Health und Veterinary Public-Health.Institute in Berlin eröffnet. Beide Organisationen tagen im Sinne des „One Health“-Ansatzes der Weltgesundheitsorganisation erstmals zusammen. Unter der G20-Präsidentschaft Deutschlands soll dauerhaft einen grenzüberschreitenden Austausch zur Human- und Tiergesundheit leisten. Im Vordergrund steht die überbordende Verwendung von Antibiotika.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: „Resistente Keime sind unsichtbare Feinde, die vor Landesgrenzen nicht haltmachen. Sie fordern uns alle heraus - und wir können sie nur gemeinsam besiegen.“ Den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen hält Gröhe für eine Grundlage für eine gesündere Zukunft.
Schmidt betont, dass die G20-Länder den Einsatz von Antibiotika auf therapeutische Zwecke beschränken wollen: „Das ist ein wesentlicher Fortschritt in der internationalen Agrar- und Gesundheitspolitik, aber wir dürfen uns auf dem Erreichten nicht ausruhen! Die wissenschaftliche Erkenntnis ist eindeutig: Jeder Einsatz von Antibiotika – egal ob beim Menschen, beim Tier oder in der Pflanzenproduktion – kann zur Entstehung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen beitragen.“
Gesunken, aber…
In Deutschland hat sich die für die Tiermedizin abgegebene Menge an Antibiotika zwischen den Jahren 2011 und 2016 von 1.706 auf 742 Tonnen mehr als halbiert (minus 56,5 %). Von 2015 zu 2016 ging die Gesamtmenge der abgegebenen Antibiotika um 63 Tonnen (8 %) zurück. Das ergab die Auswertung der inzwischen im sechsten Jahr erhobenen Abgabemengendaten für Antibiotika durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Im Vergleich zu 2011 – dem ersten Jahr der Erfassung – bleibt jedoch, trotz eines Rückgangs gegenüber 2015, die Menge der abgegebenen Antibiotika aus der Wirkstoffklasse der Fluorchinolone weiterhin erhöht. Diese Antibiotikaklasse ist für die Therapie beim Menschen von besonderer Bedeutung.
„Keine Reserveantibiotika für die Nutztierhaltung“
Dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) geht das nicht weit genug. In einer aktuellen Umfrage zur Nutztierhaltung sprechen sich viele Bundesbürger für ein generelles Verbot der Reserveantibiotika in der Tierhaltung aus. „Ein Verbot von Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung ist überfällig. Tiere, die gut gehalten werden, brauchen keine Antibiotika und schon gar nicht solche, die für die menschliche Gesundheit essenziell sind“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. „Am Beispiel von Reserveantibiotika zeigt sich überdeutlich, dass die Nutztierhaltung in Deutschland dringend reformiert werden muss“.
Roland Krieg