Mit dem Großmutzer Nugget ins neue Jahr
Landwirtschaft
Brandenburg schmeckt, informiert und lädt zum Besuch
Die Fieberkurve steigt und erreicht in Potsdam mit einem Ausblick auf die Brandenburger Halle während der Grünen Woche ihren ersten Höhepunkt. Traditionell gaben Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger und Landesbauernpräsident Udo Folgart einen Ausblick auf die leckersten und informativsten zehn Tage unter dem Berliner Funkturm.
Wichtiges Jahr für die Brandenburger Bauern
Für die Bauern in Brandenburg wird es nach Vogelsänger
ein wichtiges Jahr. Im Herbst wählen die Märker ein neues Parlament und das Land
hat den Vorsitz der Agrarministerkonferenz mit zwei wichtigen Terminen in Cottbus
und Potsdam.
Dem Rückblick auf die Einigung zur Gemeinsamen
Agrarpolitik der EU als einen „sehr guten Kompromiss“ folgt der Blick in die Zukunft:
Die vielen Einzelheiten müssen noch national ausgestaltet werden. Die
Amtschefkonferenz in der nächsten Woche gibt einen Einblick in die Aufgabe.
Brandenburg stellt die Wettbewerbsfähigkeit, die nachhaltige Bewirtschaftung der
natürlichen Ressourcen und die ausgewogene Entwicklung des ländlichen Raumes auf
die politische Agenda. Für Brandenburg heißt das: Der Erhalt der flächendeckenden
Landbewirtschaftung mit 36.000 Arbeitsplätzen und einer funktionierenden
Wertschöpfungskette. Die Voraussetzungen sind gut, denn 85 Prozent der Mittel für
die zweite Säule, 965 Millionen Euro für die Förderperiode 2014 bis 2020, sind
nach Bayern der zweithöchste Förderbetrag für ein Bundesland.
Da kommt die Internationale Grüne Woche gerade
rechtzeitig, um die Leistungen der Brandenburger Bauern aufzuzeigen. Udo
Folgart verspricht, dass die Bauern am Stand des Landesbauernverbandes den
Verbrauchern Rede und Antwort stehen. Themen gebe es genug: Antibiotika,
Glyphosat, seit dieser Woche Hormone in der Sauenhaltung oder auch
Informationen, wie viel Geld beim Bauern ankommt, wenn der Berliner ein Brötchen
kauft.
Das wird nicht trivial. In der Agrarministerkonferenz muss Brandenburg stellvertretend für die ostdeutsche Agrarstruktur Werbung bei den so genannten G-Länder mit grünen Landwirtschaftsministerien machen, die allesamt und mittlerweile zu sechst im Westen und überwiegend für klein strukturierte ländlichen Räume zuständig sind. Für die Landtagswahl im Herbst muss die Branche gegen das neue Bündnis der Brandenburger Agrarwende antreten und bei der städtischen Berliner Bevölkerung generell die Skepsis gegen großräumige Agrarstrukturen ausräumen.
Für Udo Folgart ist das eine „never ending story“, wie er gegenüber Herd-und-Hof.de versichert. Der Weg zum Verbraucher führe nur über sachliche und fachliche Informationen sowie Aufklärung. Die IGW ist der erste Prüfstein. Die Verbraucher müssen lernen, dass hinter der reinen Angabe, wie viel Tonnen Antibiotika in einem Postleitzahlenbereich verabreicht werden, keine Sorglosigkeit und Schludrigkeit stecke. Die ehrliche Bewertung steht im Vordergrund.
Landwirtschaftsminister Vogelsänger ergänzt, dass Berlin und Brandenburg ein gemeinsamer Förderraum ist und die Direktvermarkter, die 2,4 Millionen Brandenburger und 3,7 Millionen Berliner versorgen nicht über einen schlechten Ruf der märkischen Landwirtschaft klagen können. Das Land will seinen Weg als Versorger für die Metropole weiter gehen, erklärte der Minister.
Auch wenn die G-Länder andere Ansichten vertreten, Vogelsänger betonte, dass die Beschlüsse der Agrarministerkonferenz immer einstimmig erfolgen. So beinhalte der Beschluss von München auch die grünen Stimmen. Ohne Zustimmung bekomme Deutschland schließlich kein Geld von der EU.
Markthalle mit neuen Brücken
Zum 21. Mal nimmt Brandenburg an der IGW teil und hat mit seinem Konzept der Markt- und Gemeinschaftsstände Nachahmer gefunden. In diesem Jahr gibt es zwei Neuerungen. Der Zugang zum Landesnachbarn Sachsen in der Halle 22 wurde neu angelegt und Berlin als neuer Nachbar ist ebenfalls über die Brandenburghalle zu erreichen.
An 16 der 77 Marktstände wartet ein täglich wechselndes Angebot, so dass insgesamt über 200 Aussteller ihre Produkte und Dienste präsentieren können. Gerade kleinere Anbieter können tageweise an der weltweit größten Leitmesse der Ernährungsindustrie teilnehmen.
Der Montag steht ganz im Zeichen Brandenburgs. Der 20. Januar ist Brandenburgtag mit Ministerpräsident, Agrarminister und großem Show-Programm. Neben den zahlreichen Informationen um Essen und Trinken stehen die verschiedenen Spezialitäten im Mittelpunkt. 36 Köche geben sich den Löffel in die Hand und kochen ihre kulinarischen Spezialitäten nach.
Zahlreiche Neuheiten sind zu verkosten. Beispielsweise ist der „Großmutzer Nugget“ eine besonders große Wurst und „Dreierlei Schnecken am Spieß“ eine Variation herzhafter Miniplunder frisch aus dem Ofen.
Viele Aussteller haben ihre Produkte für den pro agro-Marketingpreis eingereicht und finden sie später auch in manchem Lebensmittelladen wieder. Denn zwischen den Besuchern mischen sich Einkäufer aller großen Lebensmittelketten.
Brandenburg können Besucher auch in anderen Hallen begegnen. So präsentiert sich der Rinderzuchtverband wieder in der Tierhalle 25 und Imker und Rassegeflügelzüchter in der Halle 26.
„Lassen sie uns darüber reden“
So lautet das Motto der Brandenburger Bauern in diesem Jahr. An einigen Tagen laden Jungbauern die Besucher zu einem Gespräch ein, um mit ihnen über die Wertschätzung ihrer Arbeit zu diskutieren. „Machen Sie sich ihr eigenes Bild“, wollen die Bauern den Gästen zurufen. Vor allem Brandenburg kann durch die Nähe zur IGW mit „echten Bauern“ auf der Messe wuchern. Die Agrargenossenschaft Rädike bietet ihr eigenes Nussöl an.
Die Brandenburger nehmen den Titel „International“ der Messe wörtlich. Berufskollegen aus Bangladesch, Dänemark, den Niederlanden, Norwegen, Russland, Serbien und Weißrussland stehen auf der Gästeliste.
Ökolandbau
Insgesamt 21 Aussteller präsentieren sich auf der Messe am Gemeinschaftsstand der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL). Neben den schon erwähnten Schnecken am Spieß können Besucher Havelländer Wirsingkohlbrot verkosten. Auch wer schon mal mit Blüten kochen wollte, findet am 24. Januar Zeit, dabei zuzuschauen. Blütenexpertin Martina Göldner-Kabitzsch tauscht dann ihren Standplatz mit der Showküche in der Halle.
Neben dem beliebten und handlichen Bio-Einkaufsführer für die gesamte Region hält der druckfrische Flyer „Bio-Termine für Stadt und Land“ Ausflugstipps für das kommende Jahr bereit. Am Stand dürfen Sie sich auch über das neue Bündnis Agrarwen.de informieren und sicher stellen, ob der Ökolandbau in Brandenburg ausreichend berücksichtigt wird.
Brandenburg fürs ganze Jahr
Der Marketingverein pro agro ist mit viel Information in der Halle vertreten. Er verleiht nicht nur den Innovationspreis, sondern bietet den Besuchern die Möglichkeit, „ihr“ Brandenburg für das ganze Jahr zu planen. Erstmalig erscheint die Broschüre „Brandenburg kulinarisch“, in der sich regionale Gastronomen mit ihren regionalen Produzenten vorstellen und Rezepte zum Nachkochen präsentieren. Die Landküche ist am besten vor Ort zu genießen, weswegen die Broschüre „Landurlaub Brandenburg“ in neuem Design vor allem den auswärtigen Gästen einen Aufenthalt zwischen der Uckermark und dem Elbe-Elster-Kreis zwischen Oder und Elbe schmackhaft machen möchte. Auf dem Bauernhof übernachten und nebenan den Feinschmecker geben: Das können Gäste gleich mit der neuen Karte „Natur-Schau-Spiel in Brandenburgs Besucherzentren“ verbinden. pro agro Vorstandsvorsitzender Manfred Memmert will den Gästen die ganze Vielfalt Brandenburgs offerieren. So wird auch das Programmheft der mittlerweile 20. Brandenburger Landpartie ausliegen, zu der sich bereits über 190 Betriebe angemeldet haben.
Was bundesweit als „Regionalfenster“ Furore macht, schreibt in der Marke „von hier“ schon Geschichte. pro agro will einen Ausblick auf die nächsten Jahre geben.
Roland Krieg (Text und Fotos)
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