Mit der Webcam in die Oberpfalz
Landwirtschaft
ErlebnisBauernhof in der Halle 3.2
>Einer der beliebtesten Ausstellungsplätze in der morgen um 13:00 Uhr öffnenden 71. Internationalen Grünen Woche im 80 Jubiläumsjahr bleibt der ErlebnisBauernhof in der Halle 3.2. Mittlerweile ist die "Landwirtschaft zum Anfassen" ein fester Bestandteil der IGW geworden und auch in diesem Jahr thematisch gewachsen, verkündete Dr. Jürgen Fröhling, Geschäftsführer de Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL) bereits im Vorfeld. Zusammen mit dem Bauernverband, der CMA und der information.medien.agrar bringt die FNL wieder die Landwirtschaft in die Stadt. Dabei geht es nicht um Nostalgie einer vergangenen Landbewirtschaftung, sondern um den modernen Landbau, der Lebensmittel nachhaltig produziert.Familie Lösing ist wieder da
Zum zweiten Mal ziehen während der Grünen Woche Maria und Johannes Lösing in den ErlebnisBauernhof ein, um authentisch zu zeigen, mit wie viel Herzblut Landwirtschaft betrieben wird.
Im westfälischen Vreden, nahe der niederländischen Grenze, führen sie einen 60 Hektar großen Betrieb mit Rindermast, Kälberaufzucht und Schweinemast. Seit einem Jahr erzeugen sie mit einer Photovoltaikanlage auch Strom, den sie in das Netz der RWE einspeisen. Ab 2007 soll eine Biogasanlage hinzukommen.
Bereits 1730 wurde der Hof zusammen mit der Lebensmittelerzeugung urkundlich erwähnt. Seit 1972 führt ihn das Ehepaar Lösing. Einer der drei Söhne ist bereits in der landwirtschaftlichen Ausbildung und wird den Betrieb einmal übernehmen. Hier klappt die Hofnachfolge.
Maria Lösing lädt zu Hause immer wieder Schüler von rund 40 Schulen der Umgebung auf den Hof ein. Die Kinder lernen, dass Tiere füttern in der täglichen Zeitgestaltung wichtiger als alles andere ist, erleben den Tagesablauf und kochen auch zusammen. Vor der Grünen Woche hat sie in einer Neuköllner Grundschule mit den Kindern zusammen gebuttert. Alle haben das erste Mal erlebt, wie sich Sahne verändert, wenn sie zu Butter wird. Beim Verkosten hat sogar ein Filius festgestellt, dass die Butter besser schmeckt, als die von zu Hause. Maria Lösing kann den Schwung und den Spaß an der Landwirtschaft herüberbringen - und will das auch bei den Besuchern der Grünen Woche.
"Man braucht schon eine positive Grundeinstellung zu Landwirtschaft", sagte Johannes Lösing. Die Tierprämien gehen runter und wie sich die Agrarreform tatsächlich auswirkt, weiß noch niemand. "Selber hat man wenig Einfluss darauf." So klagt er auch nicht unbedingt über die große Bürokratie. Schließlich wollen die Bauern ja auch dokumentieren, was sie machen. Sie fordern eigentlich nur die gleichen Chancen, wie für andere Betriebe. Wenn sich im westfälischen die Rindermast nicht mehr lohnt, dann müsse man eben nach etwas anderem Ausschau halten. Die zukünftige Hofübergabe an den Sohn und die Planung einer Biogasanlage zeigen unternehmerischen Mut. Vor allem, weil bei der Einspeisung des Photovoltaikstroms, der Stromkonzern RWE den Hof nicht als gleichwertiger Geschäftspartner behandelt hat. Das Problem kennen allerdings die Brandenburger Bauern auch.
Mit 60 Hektar liegt der Hof der Familie Lösing im guten Durchschnitt. Die ostdeutschen Betriebe weisen da ganz andere ?Kaliber? auf. Außerdem gibt es noch sehr viele kleine Betriebe, die, wie in Hessen, ohne Flurneuordnung, noch verstreut liegende, handtuchgroße Felder bestellen. Die bäuerliche Vielfalt in Deutschland ist groß. Dr. Fröhling versprach Herd-und-Hof.de, dass Besucher am Stand qualifizierte Ansprechpartner zu allen Betriebsformen vorfinden.
Discovery und Webcam
Der ErlebnisBauernhof zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er in jedem Jahr etwas besonderes bietet. Die Kuhherde wurde auf 20 Tiere erweitert, um den Besuchern den Melkroboter ?Astronaut? öfter vorzuführen. Zwischen den Tieren wuselt einem automatischen Rasenmäher gleich, die "Discovery": Der "Spaltenreinigungs-Roboter" arbeitet selbsttätig und entfernt den nutzvollen Mist aus den Betonspalten der Böden.
In diesem Jahr weist die Grüne Woche auch eine Außenstelle auf. Eine Webcam zeigt während der Messe den Kuhstall eines Betriebes aus der Oberpfalz. Fachkundige Berater stehen zur Verfügung, um die Bilder zu kommentieren.
Erstmalig stehen Tierärzte mit einer vollständig ausgerüsteten Tierarztpraxis den Besuchern Rede und Antwort. Vogelgrippe: Fragen Sie die Experten.
Thematische Schwerpunkte liegen in diesem Jahr bei der Kartoffel und der Milch. Das vollständige Rahmen- und Diskussionsprogramm können Sie aktualisiert jeweils unter www.fnl.de für Ihren Messebesuch einsehen.
Roland Krieg
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