Mit FRANZ mehr Biodiversität in der Landwirtschaft

Landwirtschaft

Dr. Michael Otto
Dr. Michael Otto

Verbundprojekt Biodiversität

Die Otto-Stiftung will damit ihre angestrengten Studien zur Biodiversität in eine praktische Dimension überführen und der DBV will mit seinem Engagement demostrieren, wie wichtig er die gesellschaftliche Aufgabe des Naturschutzes nimmt, erklärte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Die vorhandenen Projekte sollen weiterentwickelt werden. Dafür haben die Landesbauernverbände zehn Demoinstrationsbetriebe mit überdurchschnittlicher Anbauintensität ausgesucht, die für die Dauer von zehn Jahren mit zeitlichem Aufwand erweisen und belegen sollen, wie die Auflagen in die betriebliche Praxis ohne Einbuße an Rentabilität umgesetzt werden können. Dazu gibt es eine umfangreiche Begleitforschung. Neben dem Thünen-Institut für Betriebswirtschaft werden die Projekte auf ihre Wirkungen auf „Insekten und Landschaftsmodellierung“, „Pflanzen“ und „Feldhasen, Amphibien und Vögel“ untersucht. Der NABU unterstützt dabei die Michael Otto Stiftung.

Für das Projekt stehen in der ersten Projektphase bis Ende 2019 insgesamt 3,7 Millionen Euro bereit, von denen die landwirtschaftliche Rentenbank 2,9 Millionen Euro beiträgt. Die eingesetzten Maßnahmen sind nicht neu. Neu soll das Projekt als Dialogplattform werden, auf der sich die Akteure austauschen und Zielkonflikte lösen. Neu ist auch der Asnatz, die Maßnahmen in intensiv genutzten Räumen umzusetzen, also den Naturschutz in die Fläche zu tragen, wie Kritiker es fordern.

DBV und Otto-Stiftung starten Biodiversitäts-Verbundprojekt

Joachim Rukwied
Bauernpräsident Joachim Rukwied

Amphibien, Schmetterlinge und Feldhasen haben es in ausgeräumten Agrarlandschaften schwer. Um den Rückgang der Biodiversität aufzuhalten arbeitet der Deutsche Bauernverband (DBV) schon lange beispielsweise mit dem Lerchenfenster. Die frei gelassene Fläche für den Bodenbrüter wird auch vom Feldhasen als Rückzugsort genutzt. Einen großen Sprung nach vorne soll das Greening der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bewirken, das die Schaffung von Landschaftselementen, Brachflächen, und dem Leguminosenanbau an die Auszahlung der Direktzahlungen koppelt.

Greening regional umgesetzt

Das Greening wird in Deutschalnd föderal umgesetzt. So setzt Schleswig-Holstein besonders stark auf Landschaftselemente wie Knicks, Rheinland-Pfalz auf die Brache, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen setzen auf Zwischenfrüchte und Grünbedeckung und im Osten blühen die Leguminosen. Die fünf Prozent ökologische Vorrangfläche sind eingehalten und mancherorts, wie in Brandenburg, nahezu verdoppelt worden. Welche Auswirkungen das Greening am Ende auf die Biodiversität hat, ist nach zwei Vegetationsperioden noch gar nicht abzuschätzen. Doch ein Projekt wird von allen Bundesländern stiefmüttlerich behandelt: Die Blüh- und Randstreifen. Sie werden von den Landwirten gerne angelegt, aber nur zu einem kleinen Teil für das Greening beantragt, weiß Elisabeth Verhaag von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. In den aktuellen DLG-Mitteilungen nennt sie auch den Grund dafür: Die Angabe der streifenförmigen Flächen auf den Quadratmeter genau ist zu kompliziert. Sanktionen bei fehlerhaften Angaben sind ein großes Hemmnis.

Das ist die Krux der Biodiversitätsmaßnahmen. Der Aufwand für Lurche, Lerchen und Libellen wird kaum entlohnt und kostet zusätzliche Arbeit. Die Erkenntnis ist nicht neu. Doch neu ist das Projekt „Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft“ (F.R.A.N.Z.), das DBV und die Michael Otto Stiftung für Naturschutz am Montag in Berlin vorstellten. Die Schirmherrschaft teilen sich Umweltministerin Barbara Hendricks und Landwirtschaftsmnister Christian Schmidt.

„Der Christian und ich“

Neu ist nach Monaten der zentrifugalen Kräfte zwischen Umwelt- und Agrarministerium die Zusammenarbeit zwischen beiden Ressorts. Verleugnen ließen sich die Differenzen trotz geschwisterlicher Untermalung von Hendricks („Der Christian und ich“) nicht. 30 Prozent der ELER-Mittel werden bereits für die Agrar- und Umweltmaßnahmen ausgegeben, betonte Schmidt. Die Biodiversität sei zwar wichtig, doch müsse der Grundsatz der Praktikabilität erhalten bleiben. Hendricks blickt auf den Rückgang der Biodiversität und stellte fest, dass die vorgegebenen Maßnahmen „ohne durchschlagende Wirkung“ blieben und forderte ambitioniertere Projekte

Hendricks und Schmidt

FRANZ und die GAP

Die aktuelle Förderperiode läuft bis 2020. In diesem Jahr beginnt die Diskussion um die Agrarpolitik ab 2020 und wird es eine Halbzeitbewertung für das Greening geben. Deutschland könnte mehr Mittel aus der ersten in die zweite Säule stecken und die Vorgabe unterstützen, den Anteil der ökologischen Vorrangfläche von fünf auf sieben oder sogar zehn Prozent zu erhöhen. Hendricks und Schmidt wollen noch in diesem Jahr eine gemeinsame Position dazu erarbeiten. Doch Änderungen wird es kaum geben. Denn erst die Ergebnisse des Projektes sollen in Politikempfehlungen einfließen. Und da diese nicht vor 2019 vorliegen, bietet F.R.A.N.Z. die Möglichkeit,  Änderungen mit dem Verweis auf spätere belastbare FRANZ-Daten, zu verhindern.

Lesestoff:

www.franz-projekt.de

Roland Krieg; Fotos: roRo

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