Mit Schaf und Kuh gegen Wühlmäuse
Landwirtschaft
Verändertes Weidemanagement im britischen Hochland
Jeder Gartenliebhaber weiß, dass er zu einem bestimmten Nager niemals eine innige Freundschaft aufbauen wird: Gegenüber der Wühlmaus. Es müssen dabei keine Wühlmausplagen von bis zu 3.000 Tieren je Hektar sein, über die britische Forscher in den 1950er Jahren berichtet haben. Das Tier mit dem lateinischen Namen Microtus agrestis schädigt Bäume durch Abnagen der Rinde und Zerbeißen der Wurzel. So auch im schottischen Glen Finglas, das Dr. Darren Evans vom Centre for Ecology & Hydrology in Banchory auserwählte, um erstmalig nachweisbare Daten zu sammeln, die eine Beziehung zwischen einer Wühlmauspopulation und des Weidemanagements erzielten.
Zurück zu den Wurzeln
Nach den Richtlinien der Flora und Fauna Habitate der EU (FFH-Gebiete) sind die Moorgebiete besonders schützenswert, da sie viele seltene Pflanzen und Tiere beherbergen. Seit den 1940er Jahren hingegen wird die Landschaft mit kontrolliertem Feuer und Beweidung mit großen Wiederkäuern gegen Verbuschung offen gehalten. Wie überall gewannen Schafe im Zeitverlauf an Bedeutung, so dass in Großbritannien deren Zahl zwischen 1950 und 1990 von 19,7 auf 40,2 Millionen anstieg. Schon seit längerem fordern Experten, die nationale Schafherde wieder auf ein kleineres Maß zurückzufahren. Die Wollträger haben die traditionellen Weidemanagements mit verschiedenen Tieren zurückgedrängt. Die alten Herden bestanden aus Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden. Die Forschungsergebnisse Dr. Evans zeigen, dass eine extensive Beweidung aus Herden mit Schafen und Rindern im britischen Hochland wieder Sinn machen.
Die richtige Balance finden
Die Aufforstung der Moorgebiete hatte zur Folge, dass mit Zäunen und generellem Weideverbot die Nutztiere fern gehalten werden. Das allerdings gab den Wühlmäusen erst die richtige Umgebung, sich besonders wohl zu fühlen. Junge Bäume und Phosphatgrunddüngung für vegetatives Wachstum bieten den kleinen Nagern sehr gute Nahrungsgrundlagen. Sie treten allerdings auch nicht nur als Schädling auf, sondern stellen beispielsweise für Hühnerhabicht und Kurzohreule auch eine gute Beute dar und sichern so deren Bestände. So galt es also in der Forschungsarbeit herauszufinden, bei welchem Weidemanagement die richtige Balance liegt, Wühlmäuse als Grundlage für die Existenz von Raubvögeln zu sichern, aber nicht so viele, dass sie durch eine Überpopulation Schaden anrichten.
Mit Daten ab dem Jahr 2002 wurden verschiedene Herden ausprobiert. Dabei hat es sich gezeigt, dass intensiv geführte Schafherden auf extensiveres Weidemanagement mit Schafen und Rindern zurückgeführt werden können. Die Nahrungskonkurrenz zwischen dem kleinen und dem großen Wiederkäuer reduziert die Nahrungsgrundlage für die Wühlmaus. Zu extensives Beweidung allerdings lässt die Vegetation hoch wachsen und bietet den Wühlmäusen ausreichend Deckung vor den Raubvögeln.
Dr. Evans sagt zu seinem Forschungsergebnis: „Das ist das erste Mal, dass ein wissenschaftliches Ergebnis für eine Wechselbeziehung zwischen Weidemanagement und Wühlmauspopulation gefunden wurde. Unsere Arbeit hat gezeigt, dass eine gemischte Beweidung mit „dem Recht, den Platz auszunutzen“, positive Effekte für das Managen der Hochflächen hervorruft, um den Naturschützern, den Forstbesitzern und den Bauern gerecht zu werden.“
Wenn Ihr Garten groß genug ist und die ersten Hügel wachsen, können Sie es ja einmal mit Schafen und Kühen versuchen.
Die Forschungsarbeit wurde am 19.05.06 veröffentlicht:
Evans D M; Redpath S M; Elston D A; Evans S A; Mitchel R J Dennis P: “To graze or not to graze? Sheep, voles, forestry and nature conservation in the British uplands”; Journal of Applied Ecology 2006, 43; 499 – 505
Beteiligte Institute: Centre for Ecology & Hydrology, The Macaula Institute, Scottish Agricultural College, Royal Society for the Protection of Birds.
roRo