Mit „Soumbala“ zu Nachhaltigkeit und Inklusion
Landwirtschaft
Weltbauerntag: Inklusion in Burkina Faso

In Djata Sylas Kooperative wird eifrig entkörnt, gestampft und gekocht. Die Frauen aus Burkina Faso verarbeiten den Samen des Baumes Neré zu „Soumbala“, einem Gewürz, das beinahe jedem Essen in der Region eine besondere Note verleiht. Wie das funktioniert – das haben sie in einem Projekt der Christoffel-Blindenmission (CBM) gelernt. Während die 22-jährige Djata Syla die verdorbenen Samen aussortiert und schält, stampfen die anderen Frauen die körnige Masse in einem großen Fass energisch mit langen Holzstäben. Später wird das „Soumbala“ fermentiert und zu runden Kugeln geformt. Als die sehr viel nährstoffreichere Variante des Brühwürfels verkaufen sie es dann auf dem lokalen Markt. Djata Syla ist stolz, Teil dieser Frauenkooperative zu sein. 122 Bäuerinnen arbeiten hier. 27 von ihnen haben eine Behinderung, so wie sie. „Als Kind war ich immer krank. Meine Eltern haben alles versucht, mich von einem Arzt zum anderen gebracht. Aber sie konnten nicht verhindern, dass ich schon früh aufgehört habe zu wachsen“, berichtet die junge Frau, die heute im Rollstuhl sitzt. „Bevor ich hier arbeitete, bin ich kaum vor die Türe gegangen, weil ich mich geschämt habe“, erinnert sich Djata Syla: „Ich fühlte mich so nutzlos“. Dann aber kam sie mit dem CBM-Partner Action contre la Faim in Kontakt, der sie für diese Arbeit schulte und sie so aus ihrer Isolation holte. „Heute ist das ganz anders: Ich gehöre dazu, ich bin ein gleichberechtigtes Mitglied dieses Teams“, sagt die 22-Jährige lächelnd und blickt hinüber zu den anderen Frauen.
Eine Arbeit, für die kein Baum sterben muss
Frauen wie sie leisten auch einen wichtigen Beitrag für Nachhaltigkeit und gegen den Klimawandel. Denn „Soumbala“ wird aus dem Samen eines Baumes hergestellt. Ein Produkt des Waldes also, für das allerdings kein Baum gefällt wird. Das hilft Umwelt und Natur in dieser von extremen Klimaschwankungen geplagten Region. Djata Syla und ihre Kooperative aber stellen nicht nur Würzmittel her, sondern auch Seifen und Hibiskusblüten-Sirup. Ihre Produkte wurden sogar schon für ihre besondere Qualität ausgezeichnet: Dafür haben sie vor ein paar Jahren auf einer lokalen Landwirtschaftsmesse einen Preis bekommen. Die Arbeit der Frauen wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen der Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“ kofinanziert.
Mittendrin statt außen vor
„Dieses Projekt ist nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern auch sozial“, sagt CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus: „Es bietet Frauen wie Djata Syla eine berufliche Perspektive“. Und er erklärt: „Menschen mit Behinderungen werden in ländlichen Gesellschaften wie in Burkina Faso oft besonders ausgegrenzt. Deshalb finden sie nur selten Arbeit. Dabei ist das so wichtig, damit sie sich eine Existenz aufbauen und sich aktiv in die Gemeinschaft einbringen können“. Djata Sylas Geschichte zeigt, was es bedeutet, mittendrin statt außen vor zu sein: „Heute habe ich ein erfülltes Leben“, berichtet die junge Bäuerin. Und sie hat schon Pläne für die Zukunft: „Ich möchte heiraten und dann ein eigenes Geschäft eröffnen.“
Lesestoff:
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den größten und ältesten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland. Sie fördert seit mehr als 110 Jahren Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. Die Aufgabe der CBM ist es, das Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, Behinderungen zu vermeiden und gesellschaftliche Barrieren abzubauen. Die CBM unterstützt zurzeit 540 Projekte in 51 Ländern. Weitere Informationen unter www.cbm.de.
Tanja Plenk (CBM); Foto: CBM / Action contre La Faim