MKS in England: Virus von 1967

Landwirtschaft

MKS Virus in Surrey identisch mit Laborvirus

Am zurückliegenden Wochenende ist auf einem Betrieb in der Nähe von Guildford, im englischen Surrey, die Maul- und Klauenseuche festgestellt worden. Daraufhin wurde eine Sicherheits- und Beobachtungszone eingerichtet die zwischen Guildford und Frimley, von Woking bis Farnham auch die Grafschaft Hampshire einbezieht. 64 Rinder wurden geschlachtet.

Erinnerungen an 2001
In Großbritannien gab es 1967 bis 68 eine große MKS-Epidemie nach der mit dem Northumberland Report Empfehlungen für die Zukunft ausgesprochen wurden. Trotzdem suchte das Virus 2001 England wieder heim und traf auf vollkommen unvorbereiteten Agrar- und Verarbeitungssektor. Das geht aus dem Regierungsbericht hervor, der nach 2001 angefertigt wurde. Vor sechs Jahren dauerte die Epidemie 221 Tage – nur einen Tag kürzer als Ende der 1960er.
Sieben bis zehn Millionen Tiere wurden verbrannt und eine detaillierte Aufstellung über die Folgekosten gefertigt. Die Kosten für den Agrarsektor werden auf 355 Millionen englische Pfund, die der Ernährungsindustrie auf 170 Mio. Pfund geschätzt. Auswirkungen auf den Tourismus werden mit bis zu 3,2 Milliarden Pfund angegeben. Zusammen mit indirekten Auswirkungen belaufen sich die finanziellen Schäden der 2001-Epidemie bis 2005 auf über 5,3 Milliarden Pfund.
Der Regierungsbericht weist ausdrücklich darauf hin, dass Folgeerscheinungen, wie Stress und Aufwand der Landwirte oder die Auswirkungen auf kommunale Zusammenhänge in den Dörfern nicht berücksichtigt sind.
Daher reagierte die britische Regierung bei der Feststellung eines erneuten MKS-Ausbruchs am Wochenende so sensibel.

Aus dem eigenen Labor
Sobald Veterinäre wissen, woher der Virus kommt und ihn exakt identifizieren können, sind sie sicher, eine weitere Ausbreitung eindämmen zu können. Allerdings hat die erfreuliche Meldung, den Virus identifiziert zu haben, einen neuen Schock ausgelöst:
Am 04. August hat die Abteilung für Umwelt, Ernährung und ländlichen Raum (DEFRA) bekannt gegeben, dass der gefundene MKS-Typ nicht identisch mit zuletzt bei Tieren aufgefundenen Virenstämmen ist. Der Virusstamm 01 BFS67 ist identisch mit einem Virusisolat des Ausbruchs von 1967 und wird in Laboratorien zur Diagnostik und für die Herstellung von Impfstoffen verwendet. Nur 10 Kilometer von der Wolford-Farm mit den erkrankten Tieren entfernt liegt das Pirbright Laboratorium. Das arbeitet im Auftrag für das Nationale Institut für Tiergesundheit. Dort hat am 16. Juli die private Firma Merial Animal Health Impfmuster mit diesem Virus hergestellt. Auf Grund dieser Erkenntnis hat Debby Reynolds, Chefveterinär in England, noch eine 10 Kilometer großen Sicherheitszone um das Labor herum einrichten lassen.
Jetzt wird Pirbright auf seine Biosicherheit hin untersucht und bereits die Produktion von Impfstoffen gestoppt. Die ersten Vermutungen, wie das Virus nach draußen gelangte, konzentrieren sich auf die Klimaanlage oder auf Mitarbeiter, die den Erreger an Schuhen oder der Kleidung nach draußen freisetzten.
Mikrobiologe Hugh Pennington sagte zur BBC: „Wenn wir genau wissen woher das Virus stammt, und vor allem wenn wir wissen, dass es Bestandteil einer Impfdosis ist, dann können wir sicher sein, dass es kein aggressives Virus ist.“

MKS
Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hoch ansteckende, Fieber verursachende Krankheit, die Bläschen am Maul und den Klauen entwickelt. Das Virus der MKS wird in sieben Typen unterteilt, die lediglich im Labor genau differenziert werden können: O, A, C, SAT.1, SAT.2,, SAT.3 und Asia 1. Der großflächige Ausbruch 2001 wurde vom hochinfektiösen Asia 1-Typ verursacht. Die Immunität gegenüber einen MKS-Typus bedeutet keine Immunität gegenüber den anderen Virusstämmen.
Neben einigen Wildtieren befällt MKS Rinder, die kleinen Wiederkäuer wie Schafe und Ziegen sowie Schweine – also die wichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere. Für Menschen ist es ungefährlich.
MKS ist hoch infektiös und kann über Dung und Milch übertragen werden. Ein Ausbruch 1981 auf der Insel Wight im Ärmelkanal wird auf eine Windverfrachtung aus Nordfrankreich zurückgeführt. Transportrouten und -fahrzeuge verbreiten das Virus ebenfalls sehr rasch. Der letzte Ausbruch in der EU war 2001 in Großbritannien, Irland, Frankreich und den Niederlanden.
Es gibt keine Heilmethode, weswegen die Schlachtung der betroffenen Bestände die einzige Bekämpfungsmethode bleibt. Seit 1992 gibt es keine vorbeugende Impfung gegen MKS in der EU. Dafür erhalten die Mitgliedsländer den Status „MKS-frei“. Geimpfte Tiere können das Virus ohne klinische Symptome mit sich tragen.
Eine Änderung der Politik hat statt gefunden, weil im Ausbruchsfall eine Notimpfung erlaubt ist. England hält acht Serumtypen für den Notfall bereit.

Lesestoff:
Der Regierungsbericht über die Epidemie 2001 können Sie im Internet nachlesen: http://archive.cabinetoffice.gov.uk/fmd/fmd_report/reportTägliche Meldungen gibt es bei der BBC www.bbc.co.uk und von der DEFRA: www.defra.gov.uk

roRo

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